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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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ungeheuren Wohlstand, fehlgeschlagene und erfolgreiche Diebereien und exzentrische Charaktere der letzten fünfzig Jahre aus seiner Erinnerung zu kramen.
    Â»Damals jedenfalls«, sagte er schadenfroh und fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund. Monk hatte ihm noch eine Pastete gekauft. Die Farben, mit denen er das Flussleben malte, enthielten viele Warnungen, die sich als nützlich herausstellen konnten, und Monk bekam ein viel tieferes Verständnis für die Verwicklungen des Schwarzhandels, für leichte und schwere Kavallerie, Stauer, Plünderer und bestochene Zollleute. Monk hörte Geschichten über legendäre Hehler, auch über den heute noch tätigen Fat Man, den berühmtesten Raffsack in diesem Abschnitt des Flusses.
    Erst nach neun kam Monk nach Hause, Hester hatte sich
schon Sorgen gemacht. Das Abendessen war längst verkocht und kaum noch genießbar.
    Â»Ich brauche nichts!«, versicherte er ihr und hielt sie fest umschlungen, bis sie ihn wegschob, um ihm ins Gesicht zu schauen. »Wirklich!«, wiederholte er. »Ich war in einem Gasthaus unten bei den Docks und habe den Geschichten eines alten Matrosen zugehört.«
    Ihre Miene war sehr ernst. »Mr. Louvain war heute in der Klinik …«
    Â»Was?« Er wollte es nicht glauben. »Clement Louvain? Bist du dir sicher? Warum?« Es beunruhigte ihn, obwohl er nicht wusste, warum. Er wollte Louvain nicht in Hesters Nähe wissen. Der Gedanke war absurd. Hester gab sich jeden Tag mit den hässlichsten und tragischsten Aspekten des Lebens ab. »Was wollte er?«, fragte er, zog seinen Mantel aus und hängte ihn auf.
    Sie runzelte die Stirn. »Er hat eine kranke Frau gebracht.« Sie sagte es, als wäre es ganz normal und selbstverständlich. »Er sagte, sie sei die Geliebte eines Freundes gewesen, der sie fallen lassen habe, aber ihre Familie komme sie in ein paar Tagen holen. Er hat für sie bezahlt und dazu noch großzügig gespendet.« Sie biss sich auf die Lippen. »Es ist schwer, die Leute zum Spenden zu bewegen.«
    Er hörte die Empörung in ihrer Stimme und verstand sie. »Warum hat er sie nicht in ein Krankenhaus gebracht?«
    Â»Dort würde er sie registrieren lassen und auch seinen eigenen Namen nennen müssen. Womöglich würde man ihn dort auch kennen. Er ist ein wichtiger Mann. Sie würden fragen, wer sie ist, und ihm womöglich nicht glauben, dass er sie im Auftrag eines anderen Mannes gebracht hat.«
    Er lächelte und berührte zärtlich ihre Wange. »Hast du ihm das geglaubt?«
    Sie zuckte die Schultern. »Mir ist es gleich. Und ich erzähle es niemandem außer dir. Hast du irgendetwas über das Elfenbein in Erfahrung gebracht?«

    Â»Nicht konkret, aber ich habe einen Informanten gewonnen.«
    Â»Gut. Du frierst. Hast du wirklich keinen Hunger?«
    Â»Nein, aber ich hätte gerne etwas Tee.«
    Er folgte ihr in die Küche und erzählte ihr von Scuff, während sie den Kessel füllte und auf den Herd setzte, Milch aus der Vorratskammer holte und Teekanne und Tassen auf ein Tablett stellte. Er erzählte ihr vieles von dem, was er gesehen und gehört hatte, aber nicht von Louvain und den Flusspiraten. Er wollte keine Ängste in ihr wecken, gegen die sie machtlos war.
    Bei einigen Beschreibungen lachte sie: über die Verschrobenheit, den Einfallsreichtum und den Überlebenswillen. Sie gingen, müde von der Arbeit des Tages, zu Bett und genossen es, sich nicht nur geistig nahe zu sein, sondern auch in der Wärme der Berührung.
    Am Morgen wachte Monk vor Hester auf. Er verließ das Bett, wusch sich und zog sich an, ohne sie zu stören. Auf das Rasieren verzichtete er, um auf den Docks seine Tarnung besser zu wahren. Unten schüttelte er den Rost und trug die Asche hinaus. Er war an diese Arbeit nicht gewöhnt, aber es war schwere Arbeit, und er wusste, dass Hester der Haushaltshilfe gekündigt hatte. Louvains Bezahlung war großzügig, aber sie mussten so lange wie möglich damit haushalten. Er hatte keine Ahnung, woher die nächste leidlich große Summe kommen sollte. Die Entlohnung für die Lösung häuslicher Angelegenheiten und kleinerer Diebstähle wurde in Schillingen bemessen, nicht in Pfund, und manchmal wurde er nur entlohnt, wenn er erfolgreich war. Misslingen brachte nichts ein. Was das anging, würde er auch den Großteil von Louvains Lohn nur dann

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