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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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verstanden?«, fragte Mercy scharf.
    Â»Ja … natürlich«, antwortete Ruth. »Ich …«
    Â»Gut«, schnitt Mercy ihr das Wort ab. »Dann benehmen Sie sich entsprechend.« Sie wandte sich ab, offensichtlich erstaunt und auch unsicher über ihre Worte, und blickte Hester etwas verlegen an. »Es tut mir Leid. Vielleicht …«
    Hester lächelte sie an. »Vielen Dank«, sagte sie leise. »Das war sehr eindrucksvoll. Flo, Sie sollten besser nach den anderen Frauen schauen und sich hier fern halten.«
    Flo warf ihr einen wütenden Blick zu. Sie fasste es als Tadel auf, als Eingeständnis gegenüber Ruths Wünschen. »Ich bin keine Diebin nich!«, rief sie erhitzt. »Bin ich nich!«
    Â»Das weiß ich«, sagte Hester. »Glauben Sie, Sie wären hier willkommen, wenn Sie das wären?« Sie konnte nicht zulassen, dass Flo ging.
    Ein wenig beschwichtigt warf Flo noch einen letzten Blick auf Ruth und fegte dann mit wirbelnden Röcken hinaus. Hester und Mercy machten sich daran, die Laken auf Ruths Bett zu wechseln und es ihr so bequem wie möglich zu machen, schließlich war sie immer noch sehr krank und hatte hohe Temperatur.

6
    Allmählich gewöhnte Monk sich an die Feuchtigkeit in der Luft und an den Geruch der Tide, an die Bewegung und das unaufhörliche Plätschern und Gurgeln des Wassers. Es hatte
etwas unbestimmt Tröstliches, wie das unentwegte Schlagen eines Herzens. Das Licht leuchtete anders als in den Straßen, es war schärfer, sauberer, voller Winkel und Spiegelungen. In der Morgen- und Abenddämmerung brach es sich in rosafarbenen und blassgelben Blitzen auf der polierten Wasseroberfläche. Und es wurde sehr viel langsamer dunkel als in den engen Straßen der Stadt.
    Er hatte etwas Dringendes zu erledigen. Inzwischen war ihm klar geworden, dass es sinnlos war, den Dieb direkt zu suchen. Er musste dessen Schritte vorhersehen und ihm voraus sein, sobald er das Elfenbein verkaufen wollte. Falls es nicht schon zu spät war. Doch über ein Scheitern nachzudenken konnte er sich nicht erlauben, es lähmte ihn und raubte ihm die Energie, es überhaupt zu versuchen. Falls das Elfenbein von jemandem gestohlen worden war, der davon wusste und bereits einen Käufer dafür hatte, bestand nicht die geringste Chance, dass Monk es wiederbeschaffte. Wenn es jedoch ein Gelegenheitsverbrechen gewesen war, dann war es sehr viel schwerer zu verkaufen und wahrscheinlich nicht mehr bewegt worden, als nötig war, um es irgendwo zu verstecken.
    Little Lil hatte ihn für morgen zu sich bestellt. Was würde sie zu sagen haben? Der Gedanke war nicht gerade erfreulich.
    Der erste Hoffnungsschimmer tat sich am Vormittag auf, als er sich zusammen mit einem Mann, den er in der Bande von Hafenratten gesehen hatte, in einem Winkel vor dem feuchten Wind schützte. Er hatte eben Louvains Namen erwähnt.
    Der Mann warf den Kopf herum, Wut und Angst im Gesicht. »Arbeiten Sie etwa für ihn?«, knurrte er.
    Monk war sich nicht sicher, ob er es zugeben oder abstreiten sollte. »Warum?«, fragte er.
    Â»Hat nichts mit mir zu tun!«, sagte der Mann schnell.
    Â»Was?«, wollte Monk wissen und trat einen Schritt näher.
    Â»Lassen Sie mich in Ruhe!« Der Mann hob den Arm, als wollte er sich schützen, und machte einen schnellen, unsicheren Schritt zur Seite und nach hinten. »Ich weiß nichts!«

    Monk folgte ihm. »Worüber?«
    Â»Clem Louvain! Ich fass nichts an, was ihm gehört. Lassen Sie mich in Ruhe!«
    Monk packte den Mann am Arm und hielt ihn fest. »Warum nicht? Warum nichts von Louvain?«
    Der Mann hatte Angst. Er fletschte zwar die Zähne, aber er zitterte am ganzen Leib. In seinen Augen glomm Hass. Er starrte Monk einen Augenblick wütend an, dann schob er die freie Hand in die Tasche. Noch bevor er das Messer sah, spürte Monk einen stechenden Schmerz am Oberarm. Zum Teil, um sich zu verteidigen, aber zum größeren Teil aus schierer Angst hob er das Knie und stieß den Mann nach hinten, hielt sich den Arm und schrie auf. Tränen liefen ihm über die Wangen.
    Monk besah sich den Arm. Das Jackett war aufgeschlitzt, und auf dem Hemd und dem Stoff der Jacke breitete sich Blut aus. »Verdammter Idiot!«, fluchte er und sah den Mann an, der sich vor ihm krümmte. »Du dämlicher Kerl! Ich hab doch nur gefragt.« Er drehte sich um und ging so schnell

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