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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Als sie entdeckte, dass es nichts war, wobei sie zur Hand gehen konnte, war sie sichtlich enttäuscht. Die Frau, die keuchte, um ein Fluchen zu unterdrücken, kam unsicher auf die Füße und merkte, dass ihre Schulter wieder an Ort und Stelle saß.
    Kurz vor fünf Uhr klopfte es an der Hintertür, und als Hester aufmachte, stand der Straßenhändler mit seinem Karren im Hof.
    Â»Hallo, Toddy, wie geht’s?«, fragte sie mit einem Lächeln.
    Â»Nicht schlecht, Missus«, antwortete er mit einem schiefen Grinsen. »Hab nur das Übliche. Sie glauben doch nicht, dass das was Ernstes ist, oder?« Einen Augenblick flackerte Angst in seinen Augen auf.
    Sie widmete seinen Schmerzen die gehörige Aufmerksamkeit.
»Ich hole Ihnen etwas Salbe, mit der Sie sich einreiben können. Bessie schwört bei ihren Knien darauf.«
    Â»Das ist sehr nett von Ihnen«, sagte er, offensichtlich getröstet. »Ich habe ein halbes Dutzend Pfund Äpfel, die es nicht mehr lohnt, mit nach Hause zu nehmen. Machen mehr Mühe, als sie wert sind. Möchten Sie die?«
    Â»Das wäre sehr freundlich«, sagte Hester und ging hinein, um die Salbe zu holen. Als sie zurückkam, reichte sie ihm ein kleines Glas, und er hatte die Äpfel, einen kleinen Sack Kartoffeln, Möhren und Pastinaken für sie.
    Margaret ging gegen acht Uhr nach Hause, und es schien eine lange Nacht zu werden. Hester bekam insgesamt nicht mehr als eine oder zwei Stunden Schlaf, immer nur hier und da wenige Minuten, wenn sich die Gelegenheit ergab. Flo ging ihr zur Hand, aber ihr Streit mit Ruth Clark schwelte weiter, und bei Tagesanbruch waren alle erschöpft. Das Beste, was man sagen konnte, war, dass keine Patientin Anlass zu ernsthafter Sorge gab.
    Um halb elf kam Margaret und brachte zwei Frauen mit. Sie betraten hinter ihr die Klinik und standen im Hauptraum. Die erste schaute sich ziemlich unverhohlen mit hochmütiger Miene um. Sie war groß, recht dünn, an den Hüften um einiges breiter als an den Schultern und hatte dunkles Haar. In ihrer Jugend war ihr Gesicht attraktiv gewesen, aber jetzt, mit Mitte vierzig, trug es entstellende Zeichen der Unzufriedenheit. Ihre Kleider waren gepflegt und teuer, obwohl sie eindeutig ihren ältesten Rock und eine abgelegte Wolljacke ausgewählt hatte, um hierher zu kommen. Hester sah auf einen Blick, dass sie elegant geschnitten und aus gutem Stoff waren, vor fünf Jahren die neueste Mode.
    Die Frau dahinter unterschied sich in fast jeder Hinsicht deutlich von ihr. Sie war mindestens fünf Zentimeter kleiner und hatte weiche Gesichtszüge, auch wenn die breiten Wangenknochen und das Kinn große Kraft verrieten. Auch ihre Kleider waren von guter Qualität, aber nicht so modisch geschnitten,
und sahen aus wie der Schick des vergangenen Winters. Sie schien nervöser zu sein. Ihr Gesicht zeigte keine Unzufriedenheit, sondern eine tiefe Besorgnis, als fürchtete sie, der Ort hätte etwas Gefährliches oder gar Tragisches an sich.
    Â»Dies ist Mrs. Claudine Burroughs«, stellte Margaret Hester die ältere Frau vor. »Sie hat sehr großzügig angeboten, uns mindestens zwei Tage die Woche zu helfen.«
    Â»Guten Tag, Mrs. Burroughs«, antwortete Hester. »Wir sind Ihnen sehr dankbar.«
    Mrs. Burroughs sah sie mit wachsendem Missfallen an. Sie musste die Erschöpfung in ihrer Miene bemerken, ihr unordentlich hochgestecktes Haar und ihre vom Schrubben der Fußböden und vom Mangeln der heißen, nassen Laken roten Hände. Als Hester versucht hatte, an die Winde zu kommen, um das Trockengestell hochzukurbeln, damit die Laken trockneten, bevor sie das nächste Mal gebraucht wurden, war auch noch der Ärmel ihrer Bluse an der Schulter gerissen.
    Â»Ist nicht gerade die Art von Wohltätigkeitsarbeit, die ich normalerweise leiste«, sagte Mrs. Burroughs kalt.
    Â»Sie werden nie irgendetwas tun, was mehr Anerkennung findet«, antwortete Hester mit so viel Wärme, wie sie aufbrachte. Sie konnte es sich nicht leisten, die Frau zu kränken, obwohl sie böse Vorahnungen hegte.
    Â»Und dies ist Miss Mercy Louvain«, stellte Margaret nun auch die jüngere Frau vor. »Sie hat angeboten, hier zu bleiben, so lange wir sie brauchen. Sie wird sogar hier schlafen, um da zu sein, wenn sie gebraucht wird.« Sie lächelte und suchte Hesters Blick, in dem sie Anerkennung zu finden hoffte.
    Â»Louvain!« Hester wollte

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