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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Arzt, auch wenn er vor Bewunderung große Augen machte. »Wirklich? Sie nehmen mich auf den Arm!«
    Â»Nein, ehrlich nicht. Ich habe sie auf einem Schlachtfeld im Krieg in Amerika etwas Ähnliches tun sehen.«
    Der Arzt verzog das Gesicht. »Arme Kerle«, sagte er einfach. »Wem sind Sie denn über den Weg gelaufen? Sie müssen sich geschickt angestellt haben, dass er Ihnen so was antut.«
    Â»Ich weiß nicht. Irgend so eine Hafenratte.«
    Der Arzt schaute argwöhnisch und musterte ihn interessiert. »Sie sind nicht von hier.« Es war eine Feststellung. »Pech gehabt, was? Sie sprechen, als kämen Sie aus dem Nordwesten, als hätten Sie ’ne Pflaume im Mund.« Er begutachtete Monks Hemd, ohne den zerrissenen und blutbefleckten Ärmel zu beachten. »Falschspieler, was? Ein Hehler sind Sie nicht, dafür sind Sie längst nicht gerissen genug. Ziemlich dämlich, sich dermaßen aufschlitzen zu lassen.«
    Â»Nein«, sagte Monk steif. Die Wunde schmerzte, und er fror. Mit Zurückhaltung kam er hier nicht weiter. »Der Mann, der mich verletzt hat, hat das getan, weil ich ihn nach Clement Louvain gefragt habe.«
    Der Arzt riss die Augen noch weiter auf. »Tatsächlich?«, sagte er und stieß einen leisen Pfiff durch die Zähne. »Das würde ich lieber nicht tun, wenn ich Sie wäre. Mit Mr. Louvain sollte man sich nicht einlassen. Jede Wette, dass Sie ihm nicht zweimal in die Quere kämen!«
    Â»Aber er muss doch Freunde haben?«
    Â»Vielleicht. Die meisten hassen ihn, andere fürchten ihn, und manche tun beides.« Er griff nach der Brandyflasche und bot sie Monk an. »Nicht mehr als einen oder zwei Schlucke, sonst fühlen Sie sich noch elender, aber das bringt Sie wieder auf die Beine. Und noch was kriegen Sie von mir umsonst: Geben Sie sich nicht mit Clement Louvain ab. Jeder hintergeht ihn, und er ist wie ein Pitbull mit Zahnschmerzen. Wenn Sie Ihren anderen Arm behalten wollen, dann gehen Sie ihm aus dem Weg.

    Monk trank einen Schluck Brandy, der ihm im Magen brannte wie Feuer.
    Â»Wer sich mit Louvain einlässt, ist also entweder sehr mutig oder sehr dumm?«, fragte Monk und sah dem Arzt ins Gesicht.
    Der Arzt lehnte sich zurück und machte es sich an einem Stapel Tauen bequem.
    Â»Haben Sie?«, fragte er freimütig.
    Â»Nein. Es war ein Dieb, und ich versuche, das Diebesgut wiederzufinden.«
    Â»Für Louvain?«
    Â»Natürlich.«
    Â»Von einem seiner Schiffe? Wahrscheinlich von der ›Maude Idris‹?«
    Â»Ja. Warum?«
    Â»Was war’s?«
    Â»Elfenbein.«
    Der Arzt stieß einen weiteren schrillen Pfiff durch die Zähne.
    Monk überlegte, ob der Blutverlust seinen Verstand beeinträchtigte. Er hätte nicht so viel sagen sollen. Die Verzweiflung machte ihn unvorsichtig. »Entweder hockt also jemand auf einem Stapel Elfenbein und überlegt, wie, um alles in der Welt, er es wieder loswerden soll, ohne sich zu verraten und Louvains Rache auf sich zu ziehen«, sagte er sehr leise. »Oder jemand mit sehr viel Einfluss, so viel, dass er sich nicht davor fürchten muss, was Louvain ihm antun könnte, ist sehr zufrieden mit sich und vielleicht auch sehr reich.«
    Â»Oder sehr glücklich, Louvain eins ausgewischt zu haben«, fügte der Arzt hinzu.
    Â»Wer könnte das sein?«
    Der Arzt grinste. »Suchen Sie sich einen aus – Culpepper, Cobbs, Newman. Jeder der Größen am Hafen oder am Westindiendock oder sogar runter Richtung Limehouse. Wenn ich Sie wäre, würde ich nach Hause gehen. Das ist nichts für Sie. Der Fluss ist kein Ort für einen Gentleman. Halsabschneider
gibt’s zwei für einen Penny, wenn Sie wissen, wo sie zu finden sind.«
    Monk biss die Zähne zusammen, als ihn eine Schmerzwelle überkam.
    Â»Lassen Sie Louvain selbst seinen Dreck wegfegen«, fügte der Arzt hinzu.
    Â»Was schulde ich Ihnen«, fragte Monk und erhob sich ein wenig unsicher auf die Füße.
    Â»Also, Herbert hier schulden Sie vielleicht was für den Brandy, aber ich kriege nichts. Ich betrachte es mit Ihrer interessanten Geschichte als abgegolten. Krim, hä? Ehrlich?«
    Â»Ja.«
    Â»Kennt sie Florence Nightingale?«
    Â»Ja.«
    Â»Sie haben sie kennen gelernt?«
    Â»Ja. Sie hat auch ’ne ganz schön spitze Zunge.« Monk lächelte und zuckte bei der Erinnerung zusammen.
    Der Arzt schob mit

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