Schwarze Themse
of Leedsâ¹, ein Viermaster, ist von Bombay gekommen. Zwanzig Meter dahinter die âºLiverpool Prideâ¹, kommt vom Kap der Guten Hoffnung, liegt schon drei Wochen vor Anker und wartet auf einen Liegeplatz. Auf der anderen Seite die âºSonoraâ¹, fremdes Schiff aus Indien. Ich muss sie bis auf einen Meter oder so kennen, sonst würde ich bei so ânem Wetter direkt draufknallen.«
»Ja ⦠natürlich.« Monks Gedanken überschlugen sich. Er stellte sich vor, wie die Diebe sich durch die feuchten Schwaden der »Maude Idris« näherten, deren Position sie im hellen Tageslicht sorgfältig bestimmt hatten. Hatten sie ein gröÃeres Boot als dieses gebraucht, um zwei oder sogar drei Männer und die StoÃzähne zu transportieren? Er betrachtete Goulds kräftige Schultern, als er an den Riemen zog, wie flink er plötzlich eine Wende machte und das Ruderblatt drehte, damit das Boot den Kurs änderte. Er wäre stark genug, um an einem Schiff hinaufzuklettern und das Elfenbein zu tragen. Er wäre auch stark genug, um einem Mann den Kopf einzuschlagen, wie Hodge geschehen.
»Wo wollen Sie hin?«, fragte Gould.
Monk konnte am dunklen Ufer kaum etwas erkennen. Was er brauchte, war ein guter Pfandleiher, der keine Fragen stellte und bereit war, sich hinterher nicht an ihn zu erinnern, aber falls er je etwas über die Gegend südlich des Flusses gewusst
hatte, hatte er es vergessen. Er konnte genauso gut Gould um Hilfe bitten.
»Pfandleiher«, antwortete er. »Einen, der gute Waren hat, aber nicht zu speziell.«
Gould kicherte ausgelassen. »Sie wollen einen südlich des Flusses, hä? Nördlich könnte ich Ihnen ein paar gute nennen. Gibt keinen besseren als Old Pa Weston. Egal, was es ist, der gibt Ihnen ânen fairen Preis und fragt nicht danach, wo die Sachen herkommen. Sagen Sie ihm, Ihre Tante Annie hätte es Ihnen hinterlassen, und er blickt sie ernst wie âne Eule an und schwört, dass er Ihnen glaubt.«
Monk machte sich in Gedanken eine Notiz, dass Gould es mit Sicherheit auch schon ein paarmal versucht hatte. Vielleicht war er zusätzlich auch noch bei der schweren Kavallerie, mit all den extra eingenähten Taschen in den Kleidern, oder einfach eine Hafenratte, wie der Mann, der ihn verletzt hatte. Monk war froh, dass er Callandras Uhr nicht bei sich trug.
»Lieber im Süden«, antwortete er. »Ist im Augenblick besser für mich.«
»Verstehe«, meinte Gould. »Gibt halt Sachen, die man nicht so einfach los wird.« Er machte eine reumütige Geste, und als er sich vorbeugte, traf das Licht der Ankerlaterne eines Schiffes einen Augenblick auf sein Gesicht, in dem Monk Enttäuschung und eine sarkastische, verzweifelte Selbstironie sah. Er fragte sich, was Gould wohl zu verpfänden versucht hatte. Wahrscheinlich lag die Beschreibung der Polizei bereits vor.
Sie waren jetzt nur noch ein paar Meter vom Ufer entfernt, und Monk sah es steil über ihnen aufragen und hörte das Wasser an die Stufen klatschen. Einen Augenblick später gingen sie längsseits, und mit einem geschickten Drehen des Ruders stieà Gould das Boot sacht gegen die Steine, sodass Monk aussteigen konnte.
»Was haben Sie mit Ihrem Arm gemacht«, fragte Gould neugierig, als er sah, wie Monk zusammenzuckte, als er in seiner Tasche nach Geld suchte, um die Ãberfahrt zu bezahlen.
Monk hob den Kopf und sah Gould an. »Messerkampf«, sagte er freimütig, dann reichte er ihm das Geld und einen Sixpence extra. »Das Gleiche noch mal für den Rückweg, wenn Sie in zwei Stunden hier sind.«
Gould grinste. »Schneiden Sie nur niemandem die Kehle durch«, sagte er fröhlich.
Monk stieg die Treppe hinauf, wobei er Mühe hatte, auf den nassen Steinen die Balance zu halten. Sobald er die UferstraÃe erreicht hatte, ging er zur nächsten StraÃenlaterne und sah sich um. Er hatte nicht die Zeit, die Gegend zu erkunden, er musste jemanden fragen, was ihm auch innerhalb weniger Minuten gelang. Jeder musste ab und zu irgendetwas versetzen, und die Frage nach einem Pfandleiher erregte kein Aufsehen.
Eindreiviertel Stunden später trat er wieder auf die Treppe, und zehn Minuten danach sah er Goulds Boot aus dem Nebel und der Dunkelheit über dem Fluss auftauchen. Erst jetzt, als er mit drei goldenen Uhren in der Tasche in dem leise auf dem Wasser schaukelnden Boot saÃ, merkte er, wie
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