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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Sie erfahren?«, wiederholte Louvain.
    Â»Wissen Sie das nicht?«, fragte Monk zurück.
    Louvain nickte sehr langsam. »Dann wissen Sie, dass, wenn ich Ihnen die Uhren gebe und Sie sie stehlen, England nicht groß genug ist, um sich vor mir zu verstecken, von London ganz zu schweigen.«

    Â»Ich werde sie nicht stehlen, denn ich bin kein Dieb«, fuhr Monk ihn an. Er war sich nur zu bewusst, dass Louvain um einiges wohlhabender war als er. Monk lebte von einer Woche zur nächsten, und Louvain wusste das, während Louvain Schiffe besaß, Lagerhäuser, ein Stadthaus in London mit Kutschen und Pferden und möglicherweise sogar ein Haus irgendwo auf dem Land. Er hatte Dienstboten, Besitztümer, eine sichere Zukunft, so sicher, wie ein Leben sein konnte. »Vielleicht war noch niemand so unbesonnen, Ihnen goldene Uhren zu überlassen.«
    Â»Ich habe noch nie für jemanden gearbeitet, dem eine Ladung Elfenbein abhanden gekommen ist«, herrschte Monk ihn an. »Ich bin auf Morde spezialisiert.«
    Â»Und kleine Diebstähle«, fügte Louvain unbarmherzig hinzu. »In letzter Zeit haben Sie ein paar Broschen, ein Violoncello, ein seltenes Buch und drei Vasen wiederbeschafft. Es ist Ihnen nicht gelungen, einem silbernen Tablett, einer roten Lackschachtel und einem Kutschpferd auf die Spur zu kommen.«
    Monk kochte. Nur das Wissen darum, dass er auf das Geld für diesen Auftrag angewiesen war, hielt ihn noch in diesem Raum. »Was die Frage aufwirft, warum Sie mich gebeten haben, Ihr Elfenbein zu finden, und nicht die Wasserpolizei, so wie jedes andere Opfer eines Verbrechens!«, sagte er bitter.
    Louvains Gesicht zeigte viele heftige, einander widerstreitende Gefühle – Wut, Angst, einen Hauch von Respekt und wachsende Enttäuschung. Er bemerkte, dass Monk ihn immer noch anstarrte und dass seine Augen viel zu viel verrieten. »Ich gebe Ihnen vierzig Guineen«, sagte er schroff. »Kaufen Sie, was Sie dafür kriegen. Aber wenn Sie sie in der Gegend hier verkaufen wollen, gehen Sie besser auf die südliche Seite des Flusses, um sie zu kaufen. Die Pfandleiher und Hehler auf dieser Seite hier kennen sich zu gut. Und jetzt machen Sie schon. Die Zeit ist knapp. Es nützt mir nichts, wenn Sie rausfinden, wer mein Elfenbein gestohlen hat, wenn derjenige es bereits weiterverkauft hat!«

    Er stand auf und ging zu dem Tresor in der anderen Ecke, schloss ihn auf, den Rücken Monk zugewandt, nahm das Geld heraus und verschloss ihn wieder. Er drehte sich um und zählte die Münzen ab. Seine Augen waren hart wie der Winter an der Themse, aber er wiederholte seine Warnung nicht.
    Â»Vielen Dank«, sagte Monk, drehte sich auf dem Absatz um und ging.
    Louvain hatte Recht, dass sie keine Zeit zu verlieren hatten, und auch damit, dass es sehr viel klüger war, die Uhren südlich des Flusses zu kaufen, vielleicht unten in Deptford, gegenüber der Isle of Dogs. Er eilte das Dock entlang, wobei er, so gut es ging, seinen verletzten Arm schonte. Er musste einen Schneider finden, der ihm den Riss in der Jacke nähte, aber dafür hatte er jetzt keine Zeit. Verglichen mit den Schmerzen, die das Messer ihm zugefügt hatten, war der Schnitt überraschend klein.
    Es dämmerte bereits, obwohl es erst mitten am Nachmittag war. Monk hatte das Mittagessen verpasst, also kaufte er sich bei einem Hausierer am Straßenrand eine Aalpastete. Erst als er den ersten Bissen verzehrte, merkte er, wie hungrig er war. Er stand an der gemauerten Uferstraße in der Nähe der Stufen, die zum Wasser führten, und wartete, bis er eine Fähre sah, die ihn hinüberbringen würde. Es war Niedrigwasser, und der Schlamm roch sauer. Der Geruch schien an Haut, Haaren und Kleidern zu haften und ihn noch zu begleiten, wenn er dem Fluss den Rücken zukehrte und nach Hause ging.
    Die Luft war feucht, das Wasser klatschte so rhythmisch gegen die Steine wie das Pochen des Blutes in einem lebendigen Wesen. Dünne Nebelschleier hingen über dem glatten Wasserspiegel, doch noch tanzten silberne Strahlen darauf. Weit unten im Süden, hinter der Biegung nach Limehouse Reach, erklang ein Nebelhorn wie der Schrei eines Verlorenen.
    Monk zitterte. Sobald der Wind nachließ, würde der Nebel sich verdichten. Er wollte nicht mitten auf dem Fluss sein, wenn er dick wie Erbsensuppe war, also musste er sich beeilen.
Ohne darüber nachzudenken, ob es sinnvoll war, ging er

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