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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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strahlenden Augen die Hand in die Tasche.
    Monk überlegte, ob er ihm von der Klinik in der Portpool Lane erzählen sollte, ließ es aber. Er hätte es nur aus Stolz getan. Zumindest diesmal wollte er verschwiegen sein. »Wie heißen Sie?« Er würde sich irgendwann revanchieren.
    Â»Crow«, sagte der Arzt mit einem breiten Lächeln. »Zumindest nennt man mich so. Passt zu meinem Beruf. Und Sie?«
    Monk erwiderte sein Lächeln. »Monk …«
    Crow brüllte vor Lachen, was Monk merkwürdig unsicher machte. Er spürte doch tatsächlich, dass er rot anlief, wandte sich ab und suchte in seiner Tasche, um Mr. Herbert den Brandy zu bezahlen.
    Herbert wollte sein Geld nicht, also gab Monk stattdessen Madge einen Sixpence und einen zweiten dafür, dass sie ihm Wasser und Seife brachte, um seine Jacke sauber zu machen, bevor er hinausging. Vom Fluss wehte ein eisiger Wind herüber, aber die Kälte belebte ihn auch.

    Doch je klarer sein Kopf wurde, desto deutlicher wurde ihm auch bewusst, dass er, wenn er Little Lil wieder aufsuchen wollte, mindestens zwei oder drei goldene Uhren mitnehmen musste. Nicht einmal, um Louvains Geld zu verdienen, würde er sich von Callandras Uhr trennen. Der Einzige, den er jetzt um Hilfe bitten konnte, war Louvain selbst. Der Gedanke schnürte ihm die Kehle zu, aber es gab keine Alternative. Je schneller er zu ihm ging, desto schneller hatte er es hinter sich.
    Â 
    Â»Was?«, fragte Louvain ungläubig, als Monk sich ihm erklärt hatte.
    Monk spürte die Hitze in seinem Gesicht. Er stand vor Louvains Tisch, und Louvain saß auf dem großen geschnitzten und gepolsterten Stuhl dahinter. Louvain hatte Monks zerrissenen Ärmel bereits bemerkt, aber Monk hatte die Sache heruntergespielt.
    Â»Ich muss sie davon überzeugen, dass ich Diebesgut zu verkaufen habe«, wiederholte Monk und starrte sein Gegenüber unverwandt an. Er wusste genau, was Louvain mit seinem Verhalten zu erreichen versuchte, denn er hatte genau dieselbe Herrschaft des Willens über andere ausgeübt, als er bei der Polizei gewesen war und die Macht dazu hatte. Er ließ sich jedoch nicht einschüchtern.
    Â»Worte gelten nichts«, antwortete er. »Ich muss was vorzeigen können.«
    Â»Und Sie glauben, ich bin so dumm und gebe es Ihnen?« Bitterer Hohn schwang in Louvains Stimme mit und vielleicht auch Enttäuschung. »Ich spendiere Ihnen vier oder fünf goldene Uhren, und warum sollte ich Sie jemals wiedersehen, ganz zu schweigen von meinen Uhren? Für was für einen Idioten halten Sie mich?«
    Â»Für einen, der nicht einen Mann anheuert, um seine gestohlenen Waren wiederzubeschaffen, ohne zuerst so viel über ihn in Erfahrung zu bringen, dass er weiß, ob er ihm vertrauen kann oder nicht«, antwortete Monk unverzüglich.

    Louvain lächelte und entblößte dabei seine Zähne. In seinen Augen flackerte kurz Respekt auf, aber keine Wärme. »Ich weiß einiges mehr über Sie als Sie über mich«, räumte er mit einem Hauch von Arroganz ein.
    Monk lächelte zurück, aber sein Blick war hart, als wüsste auch er insgeheim etwas, was ihn amüsierte.
    Louvain bemerkte es, und seine Augen veränderten sich leicht.
    Monks Lächeln wurde breiter.
    Plötzlich wirkte Louvain unsicher. »Was wissen Sie über mich?«, fragte er, und weder das Timbre noch ein Anheben der Stimme verriet, ob die Antwort ihm wichtig war oder nicht.
    Â»Ich kümmere mich nur um das, was mit dem Elfenbein zu tun hat«, erklärte Monk ihm. »Aber ich muss Ihre Feinde kennen, Rivalen, Menschen, die Ihnen etwas schulden oder denen Sie etwas schulden, Menschen, die glauben, Sie hätten ihnen Unrecht getan.«
    Â»Und was haben Sie herausgefunden?« Louvain zog die Augenbrauen hoch, sein Interesse wuchs.
    Vielleicht dachte Louvain, er müsste, um in dem harten und gefährlichen Geschäft des Handels erfolgreich zu sein, als Mann auftreten, dem niemand in die Quere zu kommen wagte, aber was steckte hinter der Maske? Ein liebenswerter Mann? War er auch zu sanfteren Leidenschaften fähig – Liebe, Verletzbarkeit, Träume? War die Frau, die er in die Portpool Lane gebracht hatte, die Geliebte eines Freundes, dem er einen solchen Dienst erweisen würde? Oder war sie vielleicht seine eigene Geliebte gewesen, und er musste seine Familie schützen, Frau, Kinder, Eltern?
    Â»Was haben

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