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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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mit meinem Boot gemacht.« Er hob vergnügt die Stimme. »Tut mir Leid, da kann ich Ihnen nicht helfen.« Im nächsten Augenblick stieg die
dunkle Mauer der Uferstraße vor ihnen auf, und der Rumpf des Bootes kratzte sanft gegen die Treppenstufen. »Da sind wir, Mister, heil und gesund.«
    Monk dankte ihm, bezahlte die zweite Hälfte seines Fahrgeldes und stieg aus.
    Â 
    Es war wieder eine miserable Nacht, denn Hester war nicht zu Hause. Monk wusste, dass es daran lag, dass in der Portpool Lane jemand schwer krank war – Menschen, die Hester nicht alleine lassen konnte, weil sonst niemand da war, der sich um sie kümmerte –, aber das tröstete ihn nicht in seiner Einsamkeit.
    Er schlief nicht viel, denn sein Arm hielt ihn bis lange nach Mitternacht wach und weckte ihn auch danach immer wieder. Er war unentschlossen, an wen er sich wegen des Verbandswechsels wenden sollte. Er sagte sich immer wieder, dass er zurückgehen und Crow ausfindig machen sollte. Vielleicht erfuhr er von ihm noch etwas. Aber gleichzeitig zog er seine Jacke, Halbhandschuhe und Schal an und ging zu der Bushaltestelle in Richtung Portpool Lane.
    Es regnete, ein ausdauernder, alles durchnässender Regen, der sich seinen Weg überallhin bahnte und das Wasser tief in den Rinnsteinen gurgeln ließ. Trotzdem ging Monk mit leichtem Schritt den Bürgersteig im Schatten der Brauerei entlang, als wäre er nach langer Abwesenheit auf dem Weg nach Hause.
    Er betrat die Klinik und traf auf Bessie, die im Hauptraum den Fußboden putzte. Sie schaute auf und wollte ihn schon ausschimpfen, doch dann erkannte sie ihn. Ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln.
    Â»Ich hol sie, Sir«, sagte sie sofort. »Sie wird sich freuen, Sie zu sehen. Schuftet wie ein Kanalarbeiter.« Sie schüttelte den Kopf. »Wir haben mehr Kranke hier als je zuvor. Ist wohl die Jahreszeit. Und Sie sehen auch aus, als würden Sie gleich erfrieren. Möchten Sie eine Tasse Tee?«

    Â»Ja, bitte«, sagte er und setzte sich, während sie durch die Tür verschwand, den Besen immer noch wie ein Bajonett in der Hand.
    Er hatte kaum Zeit, sich umzusehen und zu schauen, wie sich alles verändert hatte, seit er das letzte Mal hier gewesen war – ein neuer Schrank, ein paar irgendwo gerettete Matten –, bevor Hester hereinkam. Sie strahlte, als sie ihn sah, aber das Strahlen konnte nicht über ihre Müdigkeit hinwegtäuschen. Die Blässe ihrer Haut und die feinen Falten um ihre Augen erschreckten ihn. Er empfand große Zärtlichkeit für sie, als ihm klar wurde, wie viel Zeit sie damit verbrachte, sich um andere zu kümmern.
    Er stand auf, um sie zu begrüßen, und hielt dabei den verletzten linken Arm etwas vom Körper ab, damit sie nicht aus Versehen die Wunde berührte.
    Sie bemerkte es sofort. »Was hast du gemacht?«, wollte sie wissen, die Stimme schrill vor Angst.
    Â»Ein kleiner Schnitt«, antwortete er und sah ihren Unglauben. »Ein Arzt hat ihn genäht, aber es sollte noch mal jemand danach sehen. Wärst du bitte so nett?«
    Â»Natürlich. Zieh die Jacke aus, und setz dich.« Sie nahm ihm die Jacke ab. »Sieh dir das an!«, sagte sie verärgert. »Der Ärmel ist auch kaputt! Wie soll ich das denn nähen?« Ihre Stimme brach, und er merkte, dass sie den Tränen nahe war. Es hatte nichts mit der Jacke zu tun, sondern nur mit ihm, aber das würde sie nicht zugeben. Sie wusste, dass er keine Wahl hatte.
    Â»Kommt schon wieder in Ordnung«, antwortete er ruhig, wobei er sich nicht auf die Jacke bezog, sondern auf seinen Arm.
    Sie atmete tief und zitternd ein und ging, den Rücken ihm zugewandt, zum Herd, um Wasser zu holen. Aus dem Schrank nahm sie saubere Verbände und machte sich dann an die Arbeit.
    Â 
    Es war früher Nachmittag, als Monk ein zweites Mal in Little Lils Etablissement eingelassen wurde. Seinem Arm ging es sehr viel besser. Er hatte nicht mehr geblutet, schmerzte ein
wenig und war steifer als normal, aber abgesehen davon schränkte er Monk nicht ein. Hester hatte gesagt, der Schnitt sei nicht sehr tief und Crow habe ihrer Meinung nach gute Arbeit geleistet. Vor allem war die Wunde sauber.
    Lil saß genau am gleichen Platz wie beim ersten Mal und hielt die gleiche Stickerei auf dem Schoß. Das Feuer brannte, und der düstere, voll gestopfte Raum glühte rot. Lil sah aus wie eine alte, edle zierliche Katze,

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