Schwarze Themse
der âºMaude Idrisâ¹ gestiegen ist?«, fragte er, wobei seine Stimme lauter klang als beabsichtigt und unsicher obendrein. Er wollte wissen, wer Hodge umgebracht hatte. Ihn träfe keine Schuld, wenn er ihn seinerseits umbrachte, falls er das musste, um selbst mit dem Leben davonzukommen. Wo, zum Teufel, blieb Louvain? Inzwischen hatte er genügend Zeit gehabt, hierher zu kommen.
»Was kümmert Sie das?« Goulds Augen wurden ganz schmal.
»Waren Sieâs?«, fragte Monk noch einmal und trat einen Schritt vor.
»Ja. Na und?«, trotzte Gould ihm.
»Dann sind Sie auch derjenige, der Hodge umgebracht hat!«, sagte Monk. »Vielleicht ist Ihr Partner nicht allzu glücklich, gemeinsam mit Ihnen an dem Strick zu hängen, der zusammen mit dem Lohn für die StoÃzähne auf Sie wartet?«
Gould erstarrte. »Hodge? Ich hab niemanden umgebracht! Wer ist Hodge?« Er klang wirklich überrascht.
»Die Wache, der Sie den Kopf eingeschlagen haben«, sagte Monk bitter. »Haben Sie das schon vergessen?«
»Meine Güte! Ich habe ihm doch nicht den Schädel eingeschlagen!« Goulds Stimme wurde zu einem Krächzen. »Mit seinem Kopf war alles in Ordnung!« Sein Gesicht war grau, und er riss die Augen auf vor Entsetzen. Hätte Monk Hodge nicht mit eigenen Augen gesehen, hätte er geschworen, dass Gould die Wahrheit sagte.
»Unsinn!«, schnauzte er ihn an, und Zorn wallte in ihm auf, sowohl wegen der Lüge als auch wegen der Gewalttätigkeit. Seine Gefühle waren in Aufruhr, weil er ihm glauben wollte, aber das war unmöglich.
»So wahr mir Gott helfe, es ist die Wahrheit!« Gould achtete nicht mehr auf das Elfenbein und trat einen Schritt näher auf Monk zu, aber nicht, um ihm zu drohen, sondern aus Not. Er flehte Monk an: »Er lag da auf der Stufe. Zuerst dachte ich, er wäre total betrunken, bis ich ihn anfasste und sah, dass er wirklich tot war, aber mit seinem Kopf war alles in Ordnung! Er muss vom Mast gefallen sein und sich den Hals gebrochen haben.«
Monk zögerte. War das vorstellbar? Gould sah nicht nur verängstigt und entrüstet aus, sondern auch entsetzt. Für diesen Augenblick zumindest schien er das Elfenbein völlig vergessen zu haben. »Haben Sie sich seinen Hinterkopf angeschaut?«
»Mit dem war alles in Ordnung!«, wiederholte Gould beharrlich. »Er hat ihn sich vielleicht böse gestoÃen, das weià ich nicht, aber er war, soweit ich sehen konnte, nicht eingeschlagen. Woher wissen Sie das überhaupt?«
»Ich suche nach dem Elfenbein, weil ich dafür bezahlt werde«, sagte Monk bitter. »Aber ich suche auch nach dem, der Hodge umgebracht hat, weil ich will, dass er dafür zur Verantwortung gezogen wird.«
»Aber, das war ich nicht!«, sagte Gould verzweifelt. »Er war tot, als ich ihn fand, und ich hab ihn nicht angerührt, auÃer,
um mich davon zu überzeugen, dass er nicht aufwacht und das restliche Schiff aufweckt und hinter mir herhetzt.«
Monk stand still, immer noch mit dem Rücken zur Tür. Es war bitterkalt hier drin, so kalt, dass seine Finger taub waren und seine FüÃe ganz starr. Die Feuchtigkeit kroch aus allen Ritzen, es stank nach Schlamm und Abwässern und süÃlich nach Verwesung. Alles hing schief, überall tropfte es, aus allen Ecken drangen leise Geräusche wie sanfte Tritte von Pfoten, Rattenpfoten, menschlichen FüÃen, ein Knarren, als verschiebe sich irgendwo ein Gewicht, und überall sickerte Wasser durch, das Land versank allmählich, und der Fluss stieg.
Monk versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen. Er begann, Gould zu glauben, und doch ergab das Ganze keinen Sinn. Wer sollte einem Mann, der bereits tot war, den Schädel einschlagen?
Wieder war gut zehn Meter entfernt ganz deutlich etwas zu hören, zu laut für eine Ratte. Wer konnte das sein? Monk brach der Schweià aus, und er zitterte am ganzen Leib. Er drehte sich halb um, ging weiter in den Raum hinein und blickte Gould dabei an. »Jemand wird dafür hängen«, sagte er leise. »Die Polizei kommt, die wird schon dafür sorgen. Erst Gefängnis, dann Prozess, dann drei Wochen warten, und eines Morgens holen sie Sie für den kurzen Gang und den langen Absturz â in die Ewigkeit, Dunkelheit â¦Â«
»Ich habe ihn nicht umgebracht!« Goulds Schrei blieb ihm im Hals stecken, als spürte er bereits den
Weitere Kostenlose Bücher