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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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»Wusste natürlich, dass er ein Dieb ist, aber Elfenbein ist ’ne Nummer zu groß für ihn. Sind Sie sicher?«
    Â»Nein, aber ich vermute es.«
    Â»Gut.« Crow aß sein Sandwich auf, trank seinen Tee und rieb anschließend die Hände aneinander, um anzudeuten, dass er bereit war.
    Monk blickte auf Scuff, der erwartungsvoll dreinschaute. »Kommst du mit und bringst, sobald ich mir sicher bin, wohin
Gould uns führt, eine Nachricht zu Mr. Louvain, wo wir sind? Und dann gehst du Mr. Durban von der Wasserpolizei holen, damit wir Gould verhaften lassen können und das Elfenbein zurückbekommen?«
    Crow riss die Augen auf. »Louvain?«, fragte er in schrillem Tonfall mit einer plötzlichen Vorsicht, als würde das die Sache für ihn ändern.
    Â»Es ist sein Elfenbein«, antwortete Monk. »Ich beschaffe es ihm wieder. Dafür hat er mich angeheuert.«
    Crow pfiff durch die Zähne. »Tatsächlich? Machen Sie so was oft?«
    Â»Die ganze Zeit, nur am Fluss arbeite ich zum ersten Mal.« Er versuchte einzuschätzen, ob Crow es als Kompliment oder als Beleidigung auffassen würde, wenn er ihm Geld anbot. Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und hatte keine Ahnung.
    Dann grinste Crow breit und zeigte dabei prächtige Zähne. »Gut!« Er rieb seine behandschuhten Hände aneinander. »Gehen wir los und suchen wir Mr. Gould. Ich bin bereit! Wie soll ich übrigens davon erfahren haben, dass er das Elfenbein hat?«
    Â»Von einem Informanten, der ungewöhnlich aufmerksam ist und den zu nennen Sie mit Ihrem Leben bezahlen müssten!«, sagte Monk und lächelte ebenfalls.
    Â»Ja! Gut.« Crow schob die Hände in die Taschen. »Aber wenn Sie mir folgen, wäre es mir lieber, Sie würden dafür einen Fährmann nehmen, dem ich vertrauen kann. Ich hole Jimmy Corbett. Der lässt Sie nicht im Stich.« Ohne auf Monks Zustimmung zu warten, ging er zum Kai hinüber und schlenderte dort entlang und hielt auf dem Wasser Ausschau nach ihm.
    Scuff nahm die Becher und rannte los, um sie zurückzubringen, und dann gingen er und Monk in einigem Abstand hinter Crow her, der zuerst Jimmy Corbett suchte und dann Gould.
    Sie brauchten fast eine Stunde, bevor sie ihr Ziel erreicht hatten. Doch schließlich sahen Monk und Scuff Crows schlaksige Gestalt östlich der Wapping New Stairs in Goulds Boot
steigen und dann stromaufwärts rudern, nicht stromabwärts, wie sie erwartet hatten. Sie stiegen rasch in Jimmy Corbetts wartendes Boot, legten ab und mischten sich, ebenfalls in westlicher Richtung, unter den Verkehr. Dies würde ein teures Unternehmen werden.
    Â»Ich dachte, Sie hätten Greenwich gesagt!«, sagte Scuff drängend.
    Â»Habe ich auch«, räumte Monk ein, der gleichermaßen erstaunt war.
    Ein Vergnügungsboot fuhr schnell an ihnen vorbei. Menschen säumten das Deck, Schals und Bänder flatterten. Musik von der Band an Deck trieb über das Wasser. Einige Passagiere winkten mit ihren Hüten und riefen.
    Auf dem Wasser waren Fähren, Leichter, alle möglichen Gewerbetreibende gingen ihren Geschäften nach. Es war schwierig, Gould nicht aus den Augen zu verlieren, aber die hohe Gestalt von Crow im Heck half ihnen.
    Monk und Scuff saßen schweigend da, als das Boot sich zwischen den vor Anker liegenden Schiffen durchschlängelte, und Monk überlegte, wohin sie wohl fuhren. Was lag stromaufwärts, worin Gould eine Bootsladung Elfenbein versteckt haben konnte? Warum hatte er es nicht in der Nähe von Culpeppers Lagerhäusern verwahrt, wenn nicht gar in einem von ihnen?
    Jimmy ruderte sie immer weiter in die Mitte des Flusses und dann in Richtung südliches Ufer. Inzwischen waren sie sicher schon auf der Höhe von Bermondsey.
    Â»Ich weiß, wohin wir fahren!«, sagte Scuff plötzlich mit ernster, angespannter Stimme. »Jacob’s Island! Ein schrecklicher Ort, Mister! Ich war noch nie da, aber ich hab davon gehört.«
    Monk drehte sich zu ihm um und sah die Angst in seinem Gesicht. Vor ihnen fuhr Goulds Boot in einem Bogen aufs Ufer zu, wo zerfallene Gebäude sich ins Wasser lehnten, das an ihren Grundmauern leckte. Die Keller mussten überflutet sein, das Holz war dunkel von jahrzehntelanger Feuchtigkeit, die
unaufhörlich einsickerte. Monk, der über das graue Wasser hinüberschaute, konnte sich den Geruch des Verfalls vorstellen, die Kälte, die sich

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