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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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an die Geschöpfe, die abgemetzelt worden waren, um ihre Kadaver auszuschlachten, dann erinnerte er sich an die Gefahr, in der er schwebte, und konzentrierte sich wieder auf die Gegenwart.
    Aber es war zu spät. Gould hatte eine Bewegung in der Tür bemerkt und riss den Kopf hoch. Sein Gesicht erstarrte.
    Langsam trat Monk näher. »Sie sollten besser gehen«, sagte er zu Crow. »Ich spreche mit Mr. Gould über das Elfenbein und darüber, was damit passieren soll.«
    Crow zuckte die Schultern. Seine Erleichterung war fast greifbar, und doch blieben seine Augen dunkel. Er schaute Monk an, als versuchte er, etwas zu übermitteln, was er nicht in Worten ausdrücken konnte. Vielleicht eine Warnung – aber wovor? Dass sie beobachtet wurden? Dass Gould bewaffnet war? Die Zeit war knapp – gab es keinen Weg zurück? Gab es womöglich auch keinen Weg voran?
    Hilfe würde nur vom Fluss kommen, wenn Scuff Louvain holte.
    Â»Wer sind Sie?«, wollte Gould wissen und starrte Monk wütend an. »Ich verkaufe jedem von ihnen einen Stoßzahn, aber wenn Sie glauben, Sie könnten mich bestehlen, sind Sie dümmer, als der liebe Gott erlaubt, und werden das nicht überleben.« Seine Augen huschten nervös von einem zum anderen.
    Â»Wer ich bin?« Monk ließ sich Zeit. »Ich bin jemand, der an Elfenbein interessiert ist, besonders an der Ladung von der ›Maude Idris‹.«

    Goulds Miene verriet nicht mehr Angst als vorher, keine plötzliche Veränderung bei der Erwähnung von dem, was, wie er wusste, ein Mord war. Monk empfand Bedauern, dass es ihm nichts bedeutete. Er dachte nur an das Geld. Monk blieb mit dem Rücken zur Tür stehen und spitzte die Ohren, ob zwischen dem Trippeln der Ratten, dem Tropfen auf dem Holz und dem langsamen Versinken der Gebäude in den Schlamm von Jacob’s Island menschliche Schritte zu hören waren.
    Â»Woher wissen Sie, dass es von der ›Maude Idris‹ stammt?«, fragte Gould, und verzog argwöhnisch das Gesicht.
    Â»Gehen Sie!«, sagte Monk noch einmal zu Crow und hoffte, dass er jetzt ging und den nächstbesten Polizisten holte, egal, ob vom Land oder vom Fluss.
    Â»Wer sind Sie, dass Sie ihn fortschicken?«, fragte Gould wütend. »Haben Sie genug Geld, den ganzen Haufen hier zu kaufen, hä? Und glauben Sie nicht, Sie könnten mich bestehlen. Ich bin nicht allein gekommen. So dämlich bin ich nicht!«
    Â»Ich auch nicht«, sagte Monk mit einem leisen Auflachen, von dem er hoffte, dass es glaubwürdig war. »Und ich will nicht mehr als einen Stoßzahn, und nur, wenn der Preis stimmt.«
    Â»O ja? Und welcher Preis wäre das?« Gould hatte immer noch Selbstvertrauen.
    Â»Zwanzig Pfund«, sagte Monk hastig.
    Â»Fünfzig!«, erwiderte Gould mit unverhülltem Hohn.
    Monk schob die Hände in die Taschen und schaute nachdenklich auf den Haufen Stoßzähne, als würde er darüber nachdenken.
    Â»Fünfundvierzig, weiter kann ich nicht runtergehen«, bot Gould an.
    Monk war entrüstet, wagte aber nicht, es zu zeigen. Er dachte an Hodge, der auf dem Balken am Fuß des Niedergangs zum Laderaum gelegen hatte, mit eingeschlagenem Schädel und verletztem Gehirn.
    Â»Fünfundzwanzig.«
    Sie stritten hin und her, ein Pfund hinauf, ein Pfund hinunter.
Monk bemerkte, dass Crow gegangen war – so Gott wollte, um Hilfe zu holen, obwohl er Monk weder Freundschaft noch Loyalität schuldete –, und er betete, dass es Scuff gelungen war, Louvain zu holen. Durban würde er nicht zweimal bitten müssen.
    Â»Es ist viel mehr wert!«, sagte Gould wütend, als Monk sich weigerte, noch höher zu gehen. Monk hatte Angst vor einer Einigung, denn dann wäre das Gespräch zu Ende. »Ich habe verdammt hart dafür gearbeitet!«, fuhr Gould fort. »Haben Sie ’ne Ahnung, wie schwer die Dinger sind?«
    Â»Zu schwer für einen Mann«, antwortete Monk. »Jemand hat Ihnen geholfen. Wo ist er? Hinter mir? Oder haben Sie vor, ihn nicht an dem Geschäft zu beteiligen?«
    In dem Gang drei oder vier Meter jenseits der Türöffnung war ein leises Geräusch zu hören. Jetzt wünschte Monk sich, Crow wäre nicht gegangen – obwohl es keine Garantie dafür gab, auf welcher Seite er stand. Vielleicht war ein Streit unter den Dieben seine größte Chance. »Sind Sie derjenige, der in den Laderaum

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