Schwarze Themse

Strick.
    In dem Augenblick trat der Mann in die Türöffnung. Monk sah es an Goulds Miene und sprang zur Seite, als der Mann sich nach vorne stürzte. Monk verpasste ihm einen heftigen Schlag seitlich am Kopf, wobei er sich die Hand verletzte.
    Gould stand wie gebannt da und wusste offensichtlich nicht, was er tun sollte. War die Polizei wirklich unterwegs? Crow war weggegangen, er wusste, wohin er sie führen musste.
    Monk wartete mit klopfendem Herzen.
    Der Mann rappelte sich auf. Gould schwang den Arm
herum und traf den Mann so hart, dass er rückwärts taumelte, mit dem Kopf auf dem Boden aufschlug und liegen blieb. »Ich habe niemanden getötet!«, sagte Gould wieder. »Aber die bringen Sie um, wenn Sie nicht hier verschwinden! Kommen Sie!« Er wollte an Monk vorbeilaufen.
    Â»Warten Sie!«, befahl Monk ihm. »Ich brauche einen Stoßzahn, um der Polizei zu beweisen, dass sie hier waren.« Er trat zurück und griff nach dem größten auf dem Stapel. Er war verblüffend schwer, kalt und glatt. Monk wuchtete ihn sich mühsam auf die Schulter, die Bewegung tat seinem verletzten Arm weh, dann stolperte er hinter Gould her. Der andere Mann blieb bewusstlos auf dem Boden zurück. Sie schlugen nicht den Weg ein, den sie gekommen waren, sondern gingen eine kurze Treppe hinauf. Monk schwankte unter der Last des Stoßzahns.
    Oben lehnte er sich gegen die Wand, und die verfaulte Täfelung gab unter seinem Gewicht nach. Er ließ den Stoßzahn in die Öffnung gleiten. Während der Muskelkrampf in seiner Schulter sich löste, drehte er sich herum, um festzustellen, ob der Stoßzahn noch zu sehen war. War er nicht, auch wenn er sein Gewicht immer noch spürte. Er würde Durban zeigen können, wo er lag.
    Monk eilte hinter Gould durch den Korridor. Zerbrochene Fenster ließen ein graues Licht herein. Er holte ihn ein, und sie hasteten eine andere Treppe mit eisernem Geländer hinunter, dann durch eine Tür auf einen Flecken Erde, der von Algen überwachsen war. In dem Augenblick trat Louvain mit vier Männern aus den Ruinen eines Lagerhauses auf der anderen Seite. Wettergegerbte, stämmige Männer in Matrosenjacken.
    Monk und Gould blieben abrupt gut fünf Meter vor ihnen stehen.
    Â»Und?«, sagte Louvain grimmig. »Was haben Sie? Ich sehe nichts!«
    Â»Dreizehn Stoßzähne«, antwortete Monk. Er wies mit der
Hand zurück. »Dahinten. Sie müssen vielleicht um sie kämpfen.«
    Â»Dreizehn?«, fragte Louvain, dessen Miene sich verfinsterte. »Wollen Sie etwa einen für sich behalten? Das war nicht abgemacht.«
    Â»Einen für die Polizei, als Beweisstück«, antwortete Monk. »Oder wollen Sie etwa, dass die Diebe davonkommen?« Er gab seiner Stimme einen leicht feixenden Unterton. »Das ist nicht gut fürs Geschäft. Den letzten bekommen Sie zurück, wenn der Fall abgeschlossen ist. Behalten Sie ihn als Memento. Sie sind billig davongekommen. Um einiges billiger als Hodge.«
    Louvain schaute einen Augenblick verwirrt drein, dann dämmerte ihm allmählich, was das bedeutete. »Wer ist das?«, wollte er, mit einer Kopfbewegung auf Gould zeigend, wissen.
    Die Lüge kam Monk instinktiv über die Lippen. »Er gehört zu mir. Glauben Sie etwa, ich wäre allein hierher gekommen?«
    Louvains Miene entspannte sich. Er fragte nicht, wer Hodge umgebracht hatte, und das erzürnte Monk. »Gut. Wir holen das Elfenbein. Ich will weg sein, bevor die Polizei kommt. Keine Fragen. Kommen Sie heute Abend in mein Büro, dann bezahle ich Sie.« Er war kurz angebunden, abweisend. Er ging an Monk vorbei und trat in den Schatten des Gebäudes. Seine Männer folgten ihm.
    Durban musste jeden Augenblick hier sein. Monk warf Gould, der käseweiß war und von einem Fuß auf den anderen trat, einen Blick zu.
    Â»Versuchen Sie es erst gar nicht«, warnte Monk ihn. »Man wird Sie jagen wie eine Ratte.«
    Â»Ich hab ihn nicht umgebracht!« Goulds Stimme war heiser vor Angst, und seine Augen flehten darum, dass Monk ihm glaubte. »Ich schwöre es bei meinem Leben!«
    Â»Sehr passend«, sagte Monk trocken. »Da Sie mit Ihrem Leben dafür bezahlen werden.« Aber er empfand Mitleid, was er nicht erwartet hatte. War es denn vorstellbar, dass einer aus der Mannschaft Hodge umgebracht hatte? Bei irgendeinem Streit?
Vielleicht war in der Mannschaft ja sogar ein Verräter