Schwarze Themse
wandte sich ab, um zurückzugehen. Monk folgte ihm. Er hätte gerne irgendetwas gesagt, damit Durban die ganze Geschichte begriff, wusste aber, dass er das nicht konnte.
Monk traf Louvain am Abend nach Einbruch der Dunkelheit in seinem Büro an. Im Kamin unter der verzierten Kamineinfassung brannte ein lustiges Feuer, das Licht der Flammen tanzte auf der polierten Tischplatte. Louvain stand am Fenster, der Aussicht auf den dunklen Fluss den Rücken zugekehrt. Es war zu düster, um etwas zu erkennen, auÃer die gelben Augen der anderen Fenster und die Ankerlaternen der Schiffe.
Er lächelte. Auf dem kleinen Tisch standen eine kleine Karaffe Brandy und zwei Gläser, die im Feuerschein wie Kristalle glühten. Daneben lag eine kleine lederne Geldbörse, deren Umrisse durch die schweren Münzen, die sich darin befanden, verformt waren.
»Setzen Sie sich«, lud er Monk ein, sobald dieser durch die Tür getreten war. »Trinken Sie einen Brandy. Sie haben gute Arbeit geleistet, Monk. Ich gebe zu, dass ich gelegentlich meine Zweifel hatte und dachte, Sie seien der Sache nicht gewachsen. Aber das war hervorragend. Ich habe mein Elfenbein wieder, abzüglich des einen StoÃzahns, der als Beweismittel herhalten muss, und wenn Gould vor Gericht kommt, wissen andere Diebe, dass sie die Finger von meinen Schiffen lassen sollen.« Er nickte und zeigte ein offenes, aufrichtiges Lächeln.
»Sie hätten es nicht besser machen können. Wenn ich mal wieder ein Problem habe, werde ich nach Ihnen schicken. Unter diesen Umständen werde ich Sie natürlich weiterempfehlen.« Sein Lächeln wurde breiter. »Und ich hoffe, meine Feinde finden Sie nicht.« Er schenkte Monk einen groÃzügigen Brandy ein und reichte ihm das Glas, dann füllte er ein zweites Glas und hob dieses. »In der Geldbörse sind noch zusätzliche zehn Guineen für Sie. Ich mag Sie, Monk. Sie sind ein Mann wie ich.«
Es war ein ehrlich gemeintes, groÃzügiges Kompliment.
»Vielen Dank.« Monk nahm die Börse und steckte sie in die Tasche. Abgesehen von dem Geld darin, war es auch eine hübsche Lederarbeit. Eine groÃzügige Geste. Er nahm sein Glas und trank einen Schluck. Der Brandy war vorzüglich, alt, weich und voller Feuer.
8
Squeaky Robinson betrat schwankend die Küche in der Portpool Lane und hievte zwei Körbe mit Einkäufen auf den Tisch. Seine Finger waren von dem Gewicht ganz steif und krumm.
»Haben Sie eine Vorstellung, wie schwer das ganze Zeug ist?«, wollte er wissen und blickte Hester ungehalten an.
»Selbstverständlich«, antwortete sie und wandte sich kaum vom Herd ab, wo sie gerade Bouillon abseihte. »Normalerweise trage ich die Einkäufe selbst. Ich hatte in den letzten Tagen nur keine Zeit, mich darum zu kümmern. Packen Sie doch bitte alles aus, ja? Und stellen es weg.«
»Ich weià nicht, wo das Zeug hingehört!«, beschwerte er sich.
»Dann ist das eine ausgezeichnete Gelegenheit, es zu lernen«, meinte Hester. »Oder wollen Sie was anderes machen? Die Wäsche, zum Beispiel, oder den FuÃboden wischen? Wir
können auch jederzeit noch Wasser brauchen. Anscheinend verbrauchen wir im Augenblick recht viel.«
»Sie sind eine schrecklich harte Frau!«, schimpfte er und holte die Einkäufe einen nach dem anderen aus dem Korb.
Claudine Burroughs kam aus der Waschküche herein, das Gesicht voll Ekel wegen des Geruchs ganz verkniffen, die Ãrmel bis über die Ellenbogen aufgerollt und die Hände und Unterarme dunkelrot.
»Ich habe nichts mehr von dem Zeug â Pottasche«, sagte sie zu Hester. »Ohne Nachschub kann ich nicht arbeiten.«
»Ich habe welche besorgt«, sagte Squeaky vergnügt. »Hier!« Er zeigte auf die Tüte auf dem Boden. »Ich bringe es für Sie hinunter. Wir müssen von allem ein bisschen weniger benutzen, zumindest bis wir ein bisschen mehr Geld bekommen. Ich weià nicht, wo die Leute ihr Herz gelassen haben. Sie sind hart. Hart wie Flintstein. Kommen Sie, Missus, ich gehe Ihnen zur Hand.«
Claudine starrte ihn ungläubig an. Sie holte Luft, um ihm seinen familiären Tonfall auszutreiben, aber dafür war er taub. Er griff nach der groÃen Tüte Pottasche und hob sie mit einiger Mühe hoch, obwohl er sich den ganzen Weg vom nächsten Laden bis hierher nicht so hatte anstrengen müssen. Claudine stieà die Luft wieder aus,
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