Schwarze Themse
gewesen, und Hodge hatte ihn gesehen und hätte es Louvain gesagt? Hatten Sie ihn zuerst bewusstlos geschlagen und ihn dann umgebracht, nachdem Gould weg war, weil er sie sonst verraten hätte?
Es hatte keinen Sinn, Gould danach zu fragen, es würde ihm einen zu offensichtlichen Ausweg bieten, den er sicher nur zu gerne einschlug. Und warum sollte Monk sich darum kümmern, die letzten Fetzen Wahrheit zu suchen und sie zu entwirren, um einen Dieb zu retten?
Weil der Mann womöglich kein Mörder war und niemand sonst sich die Mühe machen würde, ihm zu helfen.
»Jemand hat ihm den Schädel eingeschlagen«, sagte er laut. »Wenn Sie es nicht waren, dann war auf der âºMaude Idrisâ¹ noch jemand.«
»Weià ich nicht!« Gould war verzweifelt. »Sie können nicht ⦠Heiliger Bimbam!« Er schwieg.
Sie standen auf der feuchten, sauren Erde und warteten. Weder Louvain noch einer seiner Männer kam an ihnen vorbei. Sie hatten wohl einen anderen Weg eingeschlagen, um das Elfenbein rasch und ungesehen von hier wegzuschaffen, da sie zweifellos davon ausgingen, dass Durban von dieser Seite kommen würde.
Fünf Minuten später hörte Monk Gould aufkeuchen, als würde er ersticken, und dann aufschluchzen. Er schaute sich um und erkannte Durbans charakteristischen Gang, als dieser aus dem Schatten des Gebäudes vor ihnen trat, Sergeant Orme und einen Polizisten in seinem Gefolge.
»Gehen Sie mit ihm«, sagte Monk leise zu Gould. »Ich tue, was ich kann.«
»Guten Tag, Mr. Monk«, sagte Durban neugierig und blieb ein paar Schritte vor ihm stehen. »Was machen Sie hier?«
»Diebesgut«, antwortete Monk. »Ein sehr hübscher StoÃzahn, aber die Sache ist die, dass der Wachmann auf der âºMaude Idrisâ¹ bei dem Diebstahl umgebracht wurde.«
In Durbans Gesicht mischten sich Begreifen und Skepsis. »Deshalb haben Sie nur einen StoÃzahn genommen, nicht wahr?«
Monk wusste ohne weitere Nachfrage, dass Durban ihm nicht glaubte. Er wusste genau, was Monk getan hatte. »Vermutlich«, antwortete Monk ruhig. »Vielleicht hat jemand ein falsches Spiel gespielt. Gould sagt, er habe Hodge nicht umgebracht, aber jemand hat es getan. Ich zeige Ihnen, wo der StoÃzahn ist.«
Durban bedeutete seinem Mann, Gould zu packen. Dieser stieà einen Schrei aus und wandte sich zu Monk um. Dann wurde er mit einem Ruck herumgedreht, und man legte ihm Handschellen an.
Monk führte Durban in das andere Gebäude. Er ging langsam, zum Teil, weil er unsicher war wegen des Weges, hauptsächlich aber, weil er sicher sein wollte, dass Louvain genug Zeit gehabt hatte, alle StoÃzähne wegzuschaffen und keine Spuren zu hinterlassen, die Durban zu ihm geführt hätten. Ihm ging auch der Gedanke durch den Kopf, ob Louvain ihn jetzt, wo er sein Elfenbein wiederhatte, bei der Bezahlung betrügen würde, aber darüber wollte er eigentlich nicht nachdenken. Falls Louvain das tat, würde Monk die ganze Angelegenheit ans Licht zerren, sodass Durban Louvain so lange belästigen würde, bis dieser sich wünschte, er hätte Monk erst gar nicht angeheuert. Aber noch während ihm dieser Gedanke durch den Kopf ging, wusste er, dass das ein sehr gefährliches Unternehmen wäre. Es war eine letzte Zuflucht, auf die er nur zurückgreifen würde, um seinen Ruf zu retten. Nicht um des Geldes willen, sondern wegen zukünftiger Aufträge.
Sie befanden sich jetzt wieder in dem langen Korridor, und Düsterkeit umgab sie. Monk ging langsam, ertastete sich seinen Weg und setzte die FüÃe vorsichtig auf, um nicht auf ein faules Brett zu treten oder auf den Abfall und die Algen, die durch die Dielenbretter gewachsen und abgestorben waren, denn sie waren glitschig.
Er erkannte den Platz, an dem er den StoÃzahn versteckt hatte, an der frischen Bruchstelle im Holz. Er zeigte darauf und überlieà es Durban, ihn herauszuholen.
»Verstehe«, sagte Durban ausdruckslos. »Und wem gehört er, wenn wir damit fertig sind? Ich nehme an, der Besitzer wird â abgesehen von dem Mord an der Wache â Anzeige erstatten?«
»Clement Louvain«, antwortete Monk. Er wäre Durban gegenüber gerne offener gewesen. Jede Lüge kratzte an ihm wie eine Abschürfung der Haut, aber er hatte keine Wahl.
Auf Durbans Anweisung hin wuchtete sich Sergeant Orme den StoÃzahn auf die Schulter, und Durban
Weitere Kostenlose Bücher