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Schwarze Themse

Schwarze Themse

Titel: Schwarze Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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und mit ebenso großer Kraftanstrengung dankte sie ihm und folgte ihm in die Waschküche.
    Flo kam herein, in den Händen den gefüllten Kohlenkasten, ein Grinsen im Gesicht.
    Â»Bringen ihr wohl bei, wie die andere Hälfte der Menschheit lebt, was?«, sagte sie grinsend. »Wenn der alte Squeaky sie auf der Straße ansprechen würde, tät sie Zustände kriegen.«
    Â»Wir brauchen sie«, betonte Hester noch einmal. »Vielen Dank, dass Sie die Kohle geholt haben. Wie viel haben wir noch?«
    Â»Ãœbermorgen brauchen wir wieder welche«, antwortete Flo. »Ich weiß, wo man sie billig bekommt. Soll ich mich darum kümmern?«

    Â»Nein, vielen Dank. Ich kann es mir nicht erlauben, die Polizei im Haus zu haben.«
    Â»Ich hab ›billig‹ gesagt!« Flo war beleidigt, nicht weil ihre Ehrbarkeit in Frage gestellt worden war, sondern ihre Intelligenz. »Nicht ›umsonst‹!«
    Â»Tun Sie, was Sie tun können«, meinte Hester. »Es tut mir Leid.«
    Flo lächelte geduldig. »Ist schon in Ordnung. Ich nehm’s Ihnen nicht übel. Sie können nichts dafür.«
    Hester machte die Bouillon fertig, füllte den Kessel wieder auf und stellte ihn auf den Herd, dann ging sie mit einer großen Tasse Brühe die Treppe hinauf, um zu schauen, wie es Ruth Clark heute Morgen ging. Bessie war den größten Teil der Nacht bei ihr gewesen und hatte berichtet, es schiene ihr im Augenblick nicht schlechter zu gehen als einigen der anderen Frauen, die Fieber und Bronchitis hatten.
    Â»Wenn Sie mich fragen«, sagte Bessie energisch, »ist ihr größtes Problem, dass ihr Liebhaber sie rausgeschmissen hat! Hat sich ’ne andere mit ’ner sanfteren Zunge gesucht, würde ich sagen, die ihren Vorteil nutzt. Sie ist mürrischer als ’ne nasse Katze, dabei ist sie nicht kränker als die anderen auch.«
    Hester hatte keine Zeit zum Streiten, zumal es keinen Sinn hatte. Am oberen Ende der Treppe traf sie Mercy Louvain mit einem Arm voll Schmutzwäsche.
    Â»Das meiste habe ich zurückgelassen«, sagte sie mit einem Lächeln. »Dieser Agnes geht’s ziemlich schlecht, ihr Bett habe ich frisch bezogen. Sie hat sehr hohes Fieber. Ich glaube, das arme Geschöpf hat seit Wochen, vielleicht gar Monaten keine anständige Mahlzeit mehr bekommen. Die bringe ich zu Claudine.« Ein amüsiertes Schmunzeln zuckte um ihren Mund. Sie sagte nichts, doch Hester wusste auch so genau, was ihr durch den Kopf ging.
    Â»Vielleicht können Sie ihr ein wenig helfen?«, meinte sie. »Besonders beim Mangeln.«
    Â»Das kann ich auch nicht besser«, gab Mercy zu. »Ich habe
mich gestern mit der Schürze darin verfangen. Hab mir die Schürzenbänder abgerissen und musste sie wieder annähen. Und das kann ich auch nicht besonders gut. Ich kann ziemlich gut malen, aber das nützt uns hier wohl nichts.«
    Â»Alles, was schön ist, ist von Nutzen«, antwortete Hester. »Es gibt Zeiten, da ist es das Einzige, was hilft.«
    Mercy lächelte. »Aber so eine Zeit ist im Augenblick sicher nicht. Ich bringe die hier runter und helfe Claudine, die letzte Ladung zu mangeln. Zusammen kriegen wir es wohl leidlich hin. Vielleicht bringe ich sie sogar zum Lachen, obwohl ich es bezweifle.« Ein Laken war heruntergefallen, und sie bückte sich, um es wieder aufzuheben. »Obwohl, wenn sie sich wieder in der Mangel verfängt, könnte mich das zum Lachen reizen! Und wenn Flo dabei ist, die hört gar nicht mehr auf!« Sie stieß ein kurzes Kichern aus, das jedoch erstarb, als sie vom Gang her jemanden rufen hörten, und Hester ging, um nach der Frau zu schauen.
    Margaret kam kurz nach Mittag und brachte eine Tüte Kartoffeln mit, drei Laibe Brot, zwei sehr große Hammelknochen und drei Pfund, sechs Schilling und neun Pence. Sie war zur Arbeit angezogen und sah tatkräftig aus und bereit, alles anzugehen, und wirkte ungeheuer zufrieden mit sich.
    Hester war so erleichtert, dass sie bei ihrem Anblick beinahe lachte.
    Â»Ich habe Marmelade«, sagte Margaret verschwörerisch. »Und ich habe ein paar Scheiben kalten Hammelbraten für Sie zum Mittagessen besorgt. Essen Sie ihn schnell, es ist nicht genug da, um ihn zu teilen. Mehr konnte ich nicht nehmen, ohne den Koch in Schwierigkeiten zu bringen. Ich habe Ihnen ein Sandwich gemacht.« Sie wickelte es aus. »Wann waren Sie das letzte Mal zu

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