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Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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ficken«, verlangte Nathaniel.
    Ich starrte ihn an. »Wie bitte?«
    »Befiehl ihm, dich zu ficken, dann ist er nicht so hin- und hergerissen.«
    Fast schien es mir lächerlich, darauf empfindlich zu reagieren, wo ich gerade nackt mit zwei Männern zugange war, aber das änderte nichts an meinem Empfinden. »Vielleicht bin ich es, die hin- und hergerissen ist.«
    »Das bist du doch immer«, sagte er und lächelte, um die Worte abzumildern.
    Damians Stimme klang tief und schwer vor Kummer. »Sie will das nicht tun. Sie will, dass ich ihr helfe, die Ardeur abzuwehren, sie nicht zu stillen. Das ist es, was sie wirklich will. Ich fühle es und muss es tun.«
    »Anita, bitte, sag es ihm.«
    Doch Damian hatte recht. Er war der einzige Hafen in einem Sturm sexueller Versuchung. Ich schätzte seine Fähigkeit, mich gegen die Ardeur abzuschirmen. Das war mir mehr wert als alles, was er mit seinem Körper für mich tun konnte. Und weil ich wirklich sein Meister war, musste er mir helfen, meinen Wunsch zu verwirklichen. Die Kälte des Grabes stieg zwischen uns auf, und diesmal war sie nicht Furcht erregend, sondern beruhigend, tröstlich.
    »Anita, nein«, sagte Nathaniel. »Nein.« Er drückte das Gesicht an meine Schulter, was seinen Körper ein Stück von mir wegbrachte und mir das Denken weiter erleichterte.
    Ich drehte den Kopf nach Damian, obwohl ich eigentlich nicht hinzusehen brauchte, denn ich spürte seine überwältigende Trauer, den quälenden Verlust. Doch beim Anblick seines Gesichts stach mir sein Kummer ins Herz. Es schmerzte, in diese Augen zu sehen.
    Ich drehte mich in der sachten Umarmung der beiden ganz zu ihm herum. Nathaniel drückte die Stirn an meinen nackten Rücken und schüttelte den Kopf. »Anita, spürst du denn nicht, wie traurig er ist? Kannst du das nicht fühlen?«
    »Doch«, sagte ich und sah in Damians grüne Augen.
    Er wandte das Gesicht ab, als hätte er mir mehr gezeigt, als er wollte. Ich griff ihm unters Kinn und zog es zu mir zurück. »Du willst mich nicht«, sagte er, und ein Abgrund von Schmerz tat sich auf, der mir den Hals zuschnürte und das Herz zusammenkrampfte. Ich wollte es abstreiten, doch er konnte fühlen, was ich fühlte. Ich wollte ihn nicht, nicht wie ich Nathaniel wollte, ganz zu schweigen von Jean-Claude oder Micah. Was sagt man jemandem, der in den Gefühlen des anderen lesen kann, sodass man sich nicht hinter höflichen Lügen verstecken kann? Was sagt man, wenn die Wahrheit schrecklich ist und man nicht lügen kann?
    Nichts. Keine Worte können diese Wunde heilen. Doch ich hatte gelernt, dass man auf andere Weise zum Ausdruck bringen kann, wie leid es einem tut und dass man es gern ändern würde, wenn man es könnte. Was natürlich ebenfalls eine Lüge war. Ich wollte die kühle Zurückhaltung, die Damian mir einflößen konnte, nicht verlieren. Um nichts in der Welt.
    Ich gab ihm einen Kuss, der leicht, sanft, eine wortlose Entschuldigung werden sollte. Doch Damian dachte wohl, dass er mir nie wieder so nahe kommen würde. In ihm stieg ein Grimm auf, eine Verzweiflung, die ihn fest zupacken ließ. Er hielt mich an den Oberarmen, stieß die Zunge in meinen Mund und küsste mich hart und begierig und zornig.
    Ich schmeckte Blut und nahm an, er habe mich mit den Reißzähnen geritzt. Ohne nachzudenken, schluckte ich den süßlichen Geschmack. Dann roch ich das Meer, schmeckte die salzige Luft auf der Zunge. Kurz sahen wir uns in die Augen, und ich sah den Faden Blut, der über seine Unterlippe rann. Nathaniel konnte noch sagen: »Ich rieche Meerwasser«, dann erfasste uns die Flut und schmetterte uns aneinander. Sie warf uns auf den Boden wie ein Boot gegen die Klippen. Wir schrien und wanden uns, und ich hatte keine Gewalt mehr darüber. Als echter Meister hätte ich mich davon fortspülen lassen und uns allen helfen können, doch ich hatte nie die Absicht gehabt, einer zu sein. Das vierte Zeichen zermalmte uns, und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich sah nur noch weiße Sterne und grauen Nebel, dann wurde alles schwarz. Wenn ich hätte mir sicher sein können, dass ich wieder zu mir käme, so wäre mir eine Ohnmacht willkommen gewesen, aber ich war mir nicht sicher. Ich wusste es nicht. Doch das spielte auch keine Rolle mehr. Dunkelheit füllte meinen Kopf, und wir stürzten hinein. Es gab keine Schreie, keine Schmerzen, keine Angst, gar nichts mehr.

14
    I ch erwachte in der Morgensonne und blickte verständnislos ins Leere. Erst als ich durch die blendende

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