Schwarze Verführung: Die Herren der Unterwelt 9 (German Edition)
niemand sonst. Sie akzeptierte ihn, wie er war, das Gute, das Schlechte und dasHässliche. Doch sollte sie ihn je verraten, ihn belügen oder sich gegen ihn wenden – er wusste nicht, wie er reagieren würde. Vor allem jetzt, da er den Kick ihrer totalen Hingabe kennengelernt hatte.
Warum brütest du dauernd über dem schlimmsten aller Fälle? Er hatte es geschafft, ihr wenigstens ein bisschen Vertrauen entgegenzubringen. Wenn er sich jetzt diesen Ängsten hingab, entehrte er sie beide. Ihm persönlich war Ehre egal, doch der Gedanke, die ihre in den Dreck zu ziehen, lastete schwer auf ihm.
Sie hatte ihn in den Mund genommen, hatte die Essenz seines Wesens gekostet und seinem Körper so unglaublich viel Liebe geschenkt, dass er nie wieder derselbe sein würde. Sie kannte seine dunkelsten Stunden. Kannte seine Vergangenheit, seine Zukunft. Und trotzdem lag Ehrfurcht in ihren Augen, wenn sie ihn betrachtete – als würde er ihr etwas bedeuten. Dieses Geschenk würde er nicht in den Dreck ziehen. Und es war ein Geschenk.
Sie stolperte über einen Stein und fiel gegen ihn, riss ihn aus seinen Gedanken. Mit seiner freien Hand fing er sie auf, bevor sie zu Boden gehen konnte.
„Tut mir leid, ich wollte nicht wegdösen“, murmelte sie und richtete sich auf. Auch wenn der Sex ihn gestärkt hatte – sie hatte er offenbar erschöpft.
Darauf hätte er nicht so absurd stolz sein sollen, war es aber trotzdem. „Ich beschwer’ mich jedenfalls nicht, dass ich dich im Arm halten kann.“
Ihr herrliches Grinsen blitzte zu ihm empor. „Stimmt.“
Möglicherweise verdrehte Zacharel die Augen.
Im Geiste zeigte Paris ihm den Stinkefinger, bevor er den Streckenabschnitt betrachtete, der vor ihnen lag. Auf sie warteten noch Kilometer dieser Dunkelheit, gespickt mit lauter kleinen Landminen. Wie zum Beispiel die Pfütze, über die er als Nächstes springen musste, um dann auch Sienna dabei zuhelfen. Er rümpfte die Nase. Das Wasser roch nach Verwesung. Vermutlich, weil … Richtig, dicht unter der Oberfläche trieb ein trübes, lebloses Augenpaar.
Eine Fliege surrte vorbei, so groß wie seine Faust. Dann noch eine. Eine setzte sich auf seinen Arm und biss sofort zu. Angewidert schlug er danach, wollte das Vieh wegscheuchen – und zermatschte es stattdessen, schmierte sich den halben Oberarm damit voll.
Dieses ganze stinkende Reich war ein Cocktail des Grauens mit Versatzstücken aus einigen seiner liebsten schlechten Horrorfilme. Oh ja, er stand auf den Stoff. Und ebenso stand er auf Liebesromane, Bankdrücken mit Kleinbussen und Keksebacken.
Für all diese Dinge hatte er schon eine ganze Weile keine Zeit mehr gehabt, und jetzt … Jetzt wurde ihm bewusst, wie sehr ihm das fehlte. Wie schön es wäre, einfach eine DVD einzuwerfen, sich mit Sienna zurückzulehnen und den Horror seinen Lauf nehmen zu lassen. Danach könnten sie sich zusammen einkuscheln und vielleicht noch ein paar Kapitel aus einem Liebesroman lesen.
Doch nichts davon würde jemals geschehen. Sobald sie den Ausgang erreichten, würden sich ihre Wege trennen. Und was sagte man dazu: Jetzt wollte er etwas töten – Schmerzen zufügen reichte nicht mehr –, und zwar mit bloßen Händen. Er flehte ernsthaft die Götter an, ein wilder Irrer mit Schaum vor dem Mund möge sich bitte auf ihn stürzen.
Das war nicht gut. Seine Besessenheit von Sienna hatte die nächste Stufe erreicht.
Vor diesen gemeinsamen Stunden in der Höhle hätte er sich vielleicht noch zwingen können, sie ohne großes Aufheben gehen zu lassen. Aber jetzt? Unwahrscheinlich. Sie war alles, was er sich je gewünscht hatte, und dazu noch eine Menge Dinge, von denen er nicht einmal geahnt hatte, dass sie ihm fehlten. Eine Kriegerin, wenn es sein musste, eine Sirene,wenn er sie brauchte, und doch immer sanft und liebevoll und großzügig. Und mutig, so mutig.
Als dieser pinkhaarige Punk aufgetaucht war, hatte sie nicht die Flucht ergriffen. Sie war geblieben – falls Paris sie brauchte und um ihm Zacharel vom Hals zu halten. Das bewunderte er an ihr. Hölle, so langsam bewunderte er alles an ihr.
Plötzlich verstand Paris seinen Kumpel Amun auf eine Weise wie nie zuvor. Auch Amuns Frau war eine ehemalige Jägerin, und vor langer Zeit hatte sie geholfen, ihrer aller besten Freund Baden zu ermorden. Aus diesem Grund hatte jeder einzelne der Herren der Unterwelt, Paris eingeschlossen, sie verabscheut, hätte am liebsten ihre Gedärme durch die gesamte Festung verstreut gesehen. Doch Amun
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