Schwarze Verführung: Die Herren der Unterwelt 9 (German Edition)
Sonst hättest du nicht so heftig auf meine Bemerkung reagiert.“ Bevor Paris etwas erwidern konnte, fügte er hinzu: „Erinnerst du dich, wie ich dir gesagt habe, du würdest alles verlieren, was dir lieb geworden ist, wenn du deinen zerstörerischen Weg weiterverfolgst?“
Paris knackte mit dem Kiefergelenk. Nur die sanfte Liebkosung von Siennas Händen auf seinem Rücken hielt ihn davon ab, den Engel mit wüsten Beschimpfungen zu überschütten.
„Ich habe nicht gelogen, Dämon. Ich lüge niemals. Und jetzt denke ich, es ist an der Zeit, dir zu zeigen, wie Furcht einflößend ich als Feind sein kann.“
Paris blinzelte. Plötzlich schwebte er in der Luft, hoch über der Zugbrücke des Schlosses, fest an Zacharels kampfgestählte Brust gedrückt. Sein Herzschlag wurde unregelmäßig.
„Wie zur Hölle hast du das gemacht?“ Und wo zur Hölle war Sienna?
„Durch Mächte, die du dir nicht einmal ansatzweise vorstellen kannst. Doch das ist es nicht, was ich dir zeigen wollte.“ Einen Finger nach dem anderen löste der Engel seinen Griff.„Ich hoffe, du begreifst bald, dass ich dir helfen kann … oder dich zerstören.“
„Du tust besser nicht das, wovon ich glaube, dass du es tun willst, du dreckiges Stück …“
Jeglicher Halt war verschwunden, und Paris fand sich im freien Fall in Richtung der verfaulenden Planken der Zugbrücke wieder. Hart krachte er auf die Bretter und hatte Mühe, wieder zu Atem zu kommen. Hinter sich hörte er das Kampfgeschrei der Wasserspeier, ihr wildes Flattern, das Kratzen ihrer Klauen auf dem Holz.
Zacharel hatte es wirklich getan. Allen Ernstes. „Du verfluchter Hurensohn!“
32. KAPITEL
K omm. Ich werde dich bis zum Ausgang begleiten.“ Fassungslos starrte Sienna den Engel an, der soeben vor ihr erschienen war. Gerade noch hatten Zacharel und Paris vor ihr gestanden und Drohgebärden ausgetauscht, kurz davor, einander an die Kehle zu gehen, um dann ohne Vorwarnung spurlos zu verschwinden. Sekunden später war der Engel zurückgekehrt. Ohne Paris.
„Wo ist er?“, wollte sie wissen, machte sich jedoch keine allzu großen Sorgen. Auch wenn sie ihre Differenzen hatten, Paris und Zacharel waren Freunde, und Zorn hatte noch keinen Pieps von sich gegeben.
„Ich habe ihn zum Schloss gebracht und auf die Zugbrücke fallen lassen.“
Zeit für eine Neueinschätzung. Paris und Zacharel waren keine Freunde, auf keiner Ebene. Zorn hingegen musste schlicht der Überzeugung sein, Engel könnten nichts Falsches tun. „Warum solltest du so etwas tun?“ Klar, die Gargl würden Paris nach drinnen schleppen und anketten. Sicher, er würde sich befreien, und nichts würde ihm geschehen. Doch in diesem Augenblick spielte nichts davon für sie eine Rolle. Wut stieg in ihr auf, dunkel und heiß und gefährlich.
Beruhig dich . Bevor sie den Dolch zückte, den Paris ihr geschenkt hatte, und sich ein Stück Engelsfleisch holte. Sie hatte die Schnauze so was von voll von Männern und ihrem Missbrauch übernatürlicher Fähigkeiten.
Zacharel blinzelte, als sollte die Antwort für jeden offensichtlich sein. „ So etwas , wie du es genannt hast, macht ein Mann mit einem anderen, wenn sie sich streiten.“
„Nein. Nein, macht er nicht.“
Ein fast unmerklicher Zug des Missfallens legte sich um seinen Mund. „Das ist es, was dein Paris erst heute Morgen mit William aus der Dunkelheit gemacht hat.“
Tja, darauf konnte sie wohl nichts entgegnen.
Zacharel breitete die Flügel aus, langsam und elegant, bis die weißen und goldenen Federn sich bis über seinen Kopf erhoben. Schnee glitzerte in den Daunen. Trotz ihrer Wut verfehlte seine Schönheit nicht ihre Wirkung. Die öde Landschaft bildete den perfekten Hintergrund für ihn, war dunkel, wo er hell war.
Nein, nicht hell, überlegte sie weiter. Von ihm ging eine Aura der Morgendämmerung aus, glühte sanft um ihn herum.
„Und?“, fragte sie. „Bringst du mich zu ihm?“
„Deine Augen …“, sagte er, und sein Missfallen schien sich zu vertiefen.
„Was ist damit?“
„Ich kann sehen, dass Paris’ Dunkelheit sich auch in dir bereits festgesetzt hat.“
Sobald er die Worte ausgesprochen hatte, wusste sie, dass es stimmte. Paris’ Dunkelheit, geboren von seinem Dämon, war tatsächlich auch in ihr. Auf ein leichtes Ziehen der Besorgnis folgte ein unbeeindrucktes Schulterzucken. In ihr lebte schon Zorn . Was machte da ein weiteres Wesen aus?
„Du hast meine Frage jetzt lange genug ignoriert. Ich bin an der Reihe, und du
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