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Schwarze Verführung: Die Herren der Unterwelt 9 (German Edition)

Schwarze Verführung: Die Herren der Unterwelt 9 (German Edition)

Titel: Schwarze Verführung: Die Herren der Unterwelt 9 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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Rose folgte eine klare Phiole mit einer schimmernden violetten Flüssigkeit darin. „Bitte verzeih die Verspätung.“
    Er bat um Verzeihung? Ernsthaft? „Kein Problem?“ Was eigentlich als Feststellung hatte herauskommen sollen, klang durch ihre Verwirrung wie eine Frage.
    Cronus räusperte sich, fühlte sich offensichtlich unwohl. „Trink.“
    Weil sie nicht das Bedürfnis verspürte, einzugestehen, dass sie bereits versorgt worden war, nahm sie einen kleinen Schluck von dem, was sie jetzt als Ambrosia erkannte. Was sie nicht wusste, war, wieso sie das Zeug brauchte oder warum Paris so krank ausgesehen hatte, als er ihr das Fläschchen gegeben hatte.
    Kühles Kokosnuss-Aroma glitt ihre Kehle hinunter, bekam Flügel und segelte durch ihren gesamten Körper. Und wow, hatte das Zunder. Stärke und Schwäche zugleich erfüllten sie, zehrten voneinander und ließen sie in einem Nebel der Verwunderung zurück.
    „Braves Sklavenmädchen“, murmelte Cronus.
    Ich steh ja so auf gönnerhafte Typen . „Warum bist du so nett zu mir?“, fragte sie und schwankte leicht, als sie ihm die Phiole zurückgab.
    Er wedelte mit der Hand, und das Gläschen verschwand. „Ich muss dir etwas zeigen“, kündigte er an, und mit einer weiteren Bewegung verblasste auch ihre Umgebung. Aus dem warmen, dunklen Reich der Blutigen Schatten versetzte er sie an einen kalten, hellen Ort.
    Von der Erlösung in die Verdammnis.

33. KAPITEL
    V on einem Moment auf den anderen stand Sienna in einem ihr unbekannten Raum mit weißen Wänden, die so hoch reichten, dass sie die gewölbte Decke fast nicht mehr ausmachen konnte. Überall hingen Gemälde. Möbel gab es nicht, nur Marmorsäulen, an denen sich hier und da Efeu emporrankte, und Podeste mit Skulpturen und anderen handgefertigten Artefakten.
    Um den mentalen Schock des abrupten Ortswechsels zu verarbeiten, hätte sie am liebsten geschrien. Stattdessen biss sie sich auf die Zunge, bis sie Blut schmeckte.
    „Dies“, verkündete Cronus, breitete die Arme aus und drehte sich langsam im Kreis, „ist die Halle der Zukünfte.“ In seiner Stimme lag ein Hauch von Andächtigkeit, etwas, das sie aus seinem Mund noch nie vernommen hatte. „Hier nimmt das Schicksal Gestalt an, und endlose Möglichkeiten eröffnen sich, denn hier sammle ich alle Visionen meines Allsehenden Auges.“
    „Allsehendes Auge?“ Noch immer war sie so desorientiert, dass sie kaum sprechen konnte.
    „Eine Frau, die in den Himmel und in die Hölle blicken kann, durch Zeit und Raum, Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft.“ Dringlichkeit schwang in seinem Ton mit. „Wenn die eine stirbt, nimmt die nächste ihren Platz ein. Über die Jahrhunderte haben mir viele gedient. Es gibt keine Grenzen, wie weit diese Frauen nach vorn oder in die Vergangenheit blicken können. Keine Grenzen ihrer Reichweite.“
    Eine solche Macht wäre Segen und Fluch zugleich, dachte sie.
    „Alles, was du hier siehst, haben meine Allsehenden Augen geschaffen.“ Sienna klemmte sich die Rose hinters Ohr und vergaß seine seltsame Stimmung, als sie zu dem Bild tapste, das ihr am nächsten war. Von der Leinwand blickte ihr eine ältere, zerbrechlichere Version von Cronus entgegen. Aufdem Bild hatte er graues Haar und faltige Haut und trug ein langes weißes Gewand. Das war der Gott, den sie kennengelernt hatte. Nur dass er hier dreckig und zerschrammt war – und in einem Käfig gefangen.
    „Ich habe gelernt, dass es für jeden mehrere unterschiedliche Zukünfte gibt, und dass erst die Entscheidungen, die man trifft, auf den einen oder den anderen Weg führen. Komm mit“, fügte er ohne Pause hinzu, ergriff ihren Unterarm und zog sie mit sich durch den langen, scheinbar endlosen Saal. „Es gibt etwas, das du sehen musst.“
    Bei jedem Schritt, den sie gingen, verschoben sich die Gemälde an den Wänden, ordneten sich in stetigem Fluss neu an. Sie versuchte nicht, sich von ihm zu lösen. Immer noch hatte die Benommenheit sie fest im Griff, und sie brauchte seine Hand als Stütze, als Anker.
    „Diese Augen, sie verstehen nicht immer, was sie sehen, denn sie kennen nicht den Kontext der Dinge, die sie aufzeichnen. Sie wissen nicht, ob sie die Vergangenheit oder die Zukunft sehen, wie sie etwas verhindern oder vorantreiben können.“
    „Also musst du raten“, folgerte sie.
    „Exakt.“ Er hielt an, und mit ihm auch das Verschieben der Gemälde.
    Auf dem Bild vor ihr waren überall Krieger zu sehen, im Kampf auf Leben und Tod. Nicht irgendwelche

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