Schwarze Verführung: Die Herren der Unterwelt 9 (German Edition)
durch ihre Kopfhaut. Statt seidiger Haut trug sie nun rote Schuppen, und ihre Augen glühten wie radioaktive Rubine. Tödlich scharfe Fangzähne traten zwischen ihren Lippen hervor. Ihre Fingernägel wurden zu Klauen. Anstelle des Rosendufts breitete sich ein scharlachroter Nebel aus, der nach Schwefel stank und Sex wimmern ließ wie ein Baby.
Zornig brüllend senkte sie die Krallen in Paris’ Handgelenk und schleuderte ihn so brutal von sich, dass er unter Staub und Splittern an die Hauswand gegenüber krachte.
Sämtlicher Sauerstoff wich aus seinen Lungen. Schon wieder sah er Sterne. Was. Zum. Teufel? Als sein Blick wieder klar wurde, erkannte er, dass Viola wieder Viola war – zierlich, blond und unschuldig.
„Ups. Tut mir leid.“ Mit einem glockenhellen Lachen schob sie das Telefon zurück in ihren Stiefel. „Anfassen verboten. Ihr wolltet etwas von mir?“
Resigniert drückte sich Lucien mit Daumen und Zeigefinger die Nasenwurzel. „Das wird ein Spaß, das weiß ich jetzt schon.“
„Macht’s dir was aus, Lucien zu begleiten?“, fragte Paris sie, während er sich aufrappelte. Mit jedem Atemzug scheuerten seine Rippen an seinen Lungen. Dummerweise war auch der Schnitt an seinem Hals wieder aufgeplatzt. Mit einer Bewegung hatte sie weit mehr Schaden angerichtet als die drei Amigos in der Bar zusammen. „Er bringt dich zu Anya, und ihr zwei Mädels könnt … äh … endlich mal wieder quatschen.“ Ursprünglich hatte er sie zwingen wollen mitzugehen. Jetzt würde er betteln, wenn nötig.
„Echt?“ Begeistert klatschte Viola in die Hände, wirbelte einmal um die eigene Achse und warf sich dann Lucien in die Arme. „Ja, ja, tausendmal ja! Ich komme mit, aber nur, wenn du versprichst, dass wir zwischendurch Prinzessin Fluffikans einsammeln. Aber sei gewarnt: Du wirst dich Hals über Kopf in mich verlieben und Anya mit gebrochenem Herzen zurücklassen.“
Wesentlich wahrscheinlicher würde einer der anderen – nicht vergebenen – Krieger Hals über Kopf mit ihr ins Bett steigen, aber dies war nicht der Zeitpunkt, um darauf hinzuweisen.
Mühsam befreite sich Lucien aus ihren tentakelartigen Armen, warf Paris einen genervten Blick zu und verschwand gemeinsam mit der schon wieder plappernden Viola. Paris hielt sich nicht damit auf, an Ort und Stelle zu warten. Tod konnte der Spur seiner Seele problemlos folgen und ihn aufsuchen, wo immer er war.
Zeit für ein paar Tattoos.
Die sterbliche und die unsterbliche Welt waren einander erschreckend ähnlich. Titania war eine pulsierende Metropole voller Einkaufszentren und Restaurants, die überquoll vor Unterhaltungsangeboten jeglicher Art. Keine große Aufgabe für Paris, das nötige Tätowier-Equipment und saubere Klamotten aufzutreiben, bevor er sich in eins der vielen Motels einmietete. Er fand es amüsant, dass offensichtlich auch Unsterbliche gern mal eine geheime Verabredung hatten.
Während er auf Lucien wartete, aß er etwas – aus bloßem Pflichtbewusstsein. Es war ein Sandwich, aber er hatte keine Ahnung, was zwischen den Brotscheiben lag. Er holte sich einen runter, weil sein Dämon das brauchte. Heute hatte er noch keinen Sex gehabt, und der Orgasmus lud seine Kräfte wieder auf. Nicht so dauerhaft wie der Adrenalinrausch, den er beim Geschlechtsverkehr erlebte, aber was sollte es. Er würde nehmen, was er kriegen konnte.
Dann duschte er, wusch das Blut und das ganze andere Zeug ab, das an seiner Haut klebte. Heute waren eine Menge Menschen durch seine Dolche gestorben. Jäger, seine Feinde. Größtenteils Männer. Doch mittlerweile rekrutierten sie immer mehr Frauen. Paris überlegte, was wohl passiert wäre, hätte er Sienna auf dem Schlachtfeld getroffen oder jemals versucht, sie zu verhören.
Das wäre sein Plan gewesen, hätte sie lange genug gelebt. Sie verhören – nachdem er noch einmal mit ihr geschlafen hatte. Hätte er ihr wehgetan? Er redete sich gern ein, dass er es nicht getan hätte, aber … verdammt. Sicher konnte er sich nicht sein. Sie hatte Dinge gewusst, die sie nicht hätte wissen dürfen. Wo er war, warum er sich dort befand. Wie sie ihn ablenken musste, wie sie ihn unter Drogen setzen konnte – einen Unsterblichen, dem die Gifte der Menschen nichts ausmachten. Jetzt wusste er, dass sie ihre Informationen von Rhea bekommen hatte, Cronus’ Frau und der wahren Anführerin der Jäger. Nicht persönlich, das glaubte er nicht, aber weitergegeben durch die Ränge. Doch selbst wenn er das nicht gewusst hätte –
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