Schwarze Verführung: Die Herren der Unterwelt 9 (German Edition)
sie gar nicht die eine für ihn war. Vielleicht wäre er es, der sie verließ. Oder er würde herausfinden, dass er doch nicht noch einmal mit ihr schlafen konnte. Dass er sich getäuscht hatte.
Vielleicht. Und trotzdem würde er das hier durchziehen.
„Eines Tages wirst du aufwachen“, drohte William schließlich, „und ich werde dich rasiert haben. Überall.“
„Spielt keine Rolle. Die Frauen werden mich immer noch wollen. Aber weißt du, was? Was ich gerade mit dir gemacht habe, war nicht grausam, Willy.“ Freundlich grinste er den Krieger an, ein Friedensangebot. Ein Trick. Eine Lüge. „Aber das hier.“
Er packte William am Handgelenk, wirbelte ihn herum und herum und ließ ihn schließlich los, sodass sein Körper in hohem Bogen direkt auf die Zugbrücke flog. Die zerfaserten Seile sangen, und unter seinem muskelbepackten Gewicht krachten die Bretter.
Atemlos lag William da und versuchte, Paris mit Blicken zu erdolchen. Von den Brüstungen des Schlosses ertönte ein vielstimmiges Kriegsgeschrei.
8. KAPITEL
S ollte sie, oder sollte sie nicht? Stunden waren vergangen, seit Cronus ihr sein Angebot gemacht hatte und verschwunden war, doch noch immer quälte Sienna sich mit derselben Frage herum. Sollte sie sich Galen hingeben und damit vielleicht ihre Schwester retten, vielleicht aber auch einfach nur einer Lüge ihres Erpressers erliegen? Oder sollte sie sich weiterhin weigern und damit möglicherweise dafür sorgen, dass ihre Schwester noch weiter gefoltert wurde?
Eine weitere, noch viel wichtigere Frage: Wenn auch nur die geringste Chance bestand, Skye zu retten, sollte sie die dann nicht ergreifen? Sie hatte geschworen, alles, wirklich alles zu tun, und dazu gehörte auch Galen, oder nicht?
Ach, zum Teufel. Da hatte sie doch ihre Antwort. Ein klares, schnörkelloses Ja . Ihr gesamtes Leben hatte sie mit der Suche nach Skye verbracht. Wenn es sein musste, würde sie auch ihren Tod damit verbringen. Zumindest war sie jetzt die Scheuklappen los und wusste, was für ein Monster sie verführen sollte.
Im Bett. Mit Galen. Mühsam unterdrückte sie ein Würgen.
Sie wünschte sich, sie wäre stärker, fähiger, ihr Erfolg sicher. Sie wünschte, die Schlacht um Skye könnte nach ihren Regeln verlaufen, ohne dass Cronus im Hintergrund die Fäden zog.
Und vielleicht … vielleicht ließ sich das arrangieren. Wenn sie vor der Rückkehr des Königs aus diesem Höllenloch floh, könnte sie zum Hüter der Hoffnung gehen, die Informationen aus ihm herausfoltern, die sie brauchte, und ihn danach umbringen, ohne ihn zu vögeln.
In der Theorie war das einfach. In der Praxis höchstwahrscheinlich unmöglich. Ihr entschlüpfte ein bitteres Lachen – die einzige Art Lachen, die sie in letzter Zeit parat hatte. Sie fröstelte. Wieder und wieder hatte sie versucht, aus diesem Schloss zu entkommen. Auch wenn sie die Türen und Fensternach draußen öffnen konnte, war sie nicht in der Lage, über die Schwellen zu treten – oder zu kriechen. Wenn sie es versuchte, begann sie am ganzen Körper zu beben, grauenhafte Schmerzen durchfuhren ihr Inneres, tausende Nadeln stachen auf sie ein, und sie brach jedes Mal bewusstlos zusammen.
Die Schmerzen machten ihr nichts aus. Das konnte sie ertragen. Aber gegen die Bewusstlosigkeit war sie machtlos. Gern hätte sie gewusst, ob es anderen gelang, das Schloss zu verlassen. Wie gut, dass es oben drei Kandidaten gab, an denen sie das testen konnte. Sie musste nicht mehr tun, als sie zu befreien.
Zeit, sie mal wieder zu besuchen, beschloss sie mit einem Schaudern, das nichts mit der plötzlichen Kälte zu tun hatte. Wann war die Temperatur eigentlich so gefallen – und warum?
Mit schwer über den Boden schleifenden Flügeln stapfte sie den Flur entlang, um eine Ecke und hinein in den weitläufigen Ballsaal. Das Herz wurde ihr schwer, als die Wände verblassten und die Erinnerungen, die Cronus von ihr gestohlen hatte, sich abzuspielen begannen. Zu ihrer Linken schrie eine junge Skye um Hilfe. Rechts zerrte eine Horde Gargl, wie Cronus die Wasserspeier einmal genannt hatte, die hier Wache standen, einen zusammengesunkenen, aber definitiv wachen Paris hinter sich her.
Sienna blieb stehen. Plötzlich hatte sie einen Kloß im Hals. Paris . Ihr wurde zugleich heiß und kalt, Gänsehaut breitete sich auf ihrem Körper aus, Hitze erwachte in ihren Adern. Cronus wusste ganz offensichtlich, wie er sie foltern konnte, wusste ganz genau, welche Bilder sie in den Wahnsinn treiben
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