Schwarze Verführung: Die Herren der Unterwelt 9 (German Edition)
du dich jetzt besser, mein Hengst? Fühlst du dich wie ein großer, starker Mann?“
Schlampe. Er würde nicht zulassen, dass sie die Oberhand gewann. „Bedeutet dir deine ständig schrumpfende Armee denn gar nichts? All die Männer, die für deine Sache kämpfen?“
Gespielt lässig hob sie eine Schulter. „Für meine Armee empfinde ich sicherlich dasselbe wie du für deine. Nichts.“
Nein, es kümmerte ihn nicht, was mit seinen Herren geschah, aber er respektierte ihre Stärke und Entschlossenheit. Zumindest hatte er das einmal. In letzter Zeit waren die Krieger viel zu beschäftigt – damit, sich zu verlieben, ihre eigenen Grabenkämpfe auszufechten und, seit Neuestem, Kane zu retten –, um Cronus’ Befehlen Beachtung zu schenken. Doch sie waren immer noch der Schutzschild zwischen Cronus und dem endgültigen Tod, deshalb brauchte er sie.
Beim Gedanken an all die Geschehnisse, die ihn zu exakt diesem Moment geführt hatten, runzelte er die Stirn. Vor langer Zeit hatte das erste Allsehende Auge unter seinem Befehl – ein Wesen mit der Fähigkeit, in den Himmel und in die Hölle zu blicken, in die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft – prophezeit, dass ein Mann voller Hoffnung auf weißen Flügeln zu ihm fliegen und ihn enthaupten würde. Zu jenem Zeitpunkt hatte es Galen noch gar nicht gegeben. Deshalb hatte Cronus angenommen, es würde ein Kriegerengel sein, und den Kampf gegen die Elitekrieger der Einen Wahren Gottheit aufgenommen. Ein Krieg war ausgebrochen – zwischen Engeln und Göttern, Griechen und Titanen –, und selbst die Erdenmenschen hatten darunter gelitten.
Geschwächt durch die ständigen Kämpfe war Cronus von Zeus besiegt und in den Tartarus geworfen worden. Wenig später hatte Zeus die Herren erschaffen, unter ihnen auchGalen. Sie hatten seine persönliche Armee gebildet – allzeit bereit, ihn zu verteidigen, sollten die Titanen sich aus ihrem bröckelnden Gefängnis erheben. Doch in einem Anfall törichter Beleidigung hatten genau diese Krieger die Büchse der Pandora geöffnet. Das Unheil, das aus ihrem Inneren hervorbrach, brachte noch mehr Zerstörung über eine Welt, die sich erst langsam von den Götterkriegen erholte. Als Zeus ihre Strafe verkündet hatte, war Galen mit dem Dämon der Hoffnung vereint worden, und weiße Flügel waren aus seinem Rücken gewachsen. Und dann, nachdem Cronus aus dem Gefängnis der Unsterblichen entkommen war, hatte das jüngste Allsehende Auge dieselbe Zukunft ausgemalt, die schon früher vorausgesagt worden war – nur dass Galens Sieg über Cronus diesmal zu sehen war.
Doch das erste Auge hatte ihm etwas gesagt, wovon das heutige noch keine Ahnung hatte: Es gab einen Weg für ihn, sich zu retten. Eine Frau auf den Schwingen der Mitternacht, die unter seinen Feinden gelebt hatte, sich jedoch nach einem Leben mit seinen Verbündeten sehnte, sollte seine Rettung sein.
Diese Frau war Sienna. Alles an ihr stimmte mit der Beschreibung des Allsehenden Auges überein, von ihrem Aussehen bis hin zu ihren Lebensumständen.
Deshalb musste sie tun, was das Auge vorhergesagt hatte. An Galens Seite herrschen, trotz ihres Wunsches, den Herren zu helfen. Nur sie konnte Galens Aufmerksamkeit fesseln, auch wenn sie noch nicht wusste, wie oder weshalb, und Cronus es ihr sicher nicht verraten würde. Nur sie konnte gegen Rhea bestehen, sollte seine Frau jemals entkommen. Nur sie konnte die Herren davon abhalten, Galen anzugreifen, denn den Hüter der Hoffnung zu töten, würde die Prophezeiung nicht außer Kraft setzen. Der Dämon würde mit jemand anderem verbunden, der sich dann wiederum in den weiß geflügelten Mörder des Titanenkönigs verwandeln würde.
„Ich werde entkommen, das ist dir ja wohl klar“, verkündete Rhea und klang dabei ziemlich selbstsicher.
Ob diese Selbstsicherheit von ihren Fähigkeiten herrührte oder von seiner Kapitulation, konnte er nicht ausmachen. Es war ihm auch egal. Nachlässig fuhr er sich mit dem Daumen über eine Augenbraue, eine weitere Geste des Desinteresses. „Nein, ist es nicht. Ich habe noch nie eine so schwache Göttin gesehen.“
Nur er konnte ihre Ketten lösen, und das gedachte er niemals zu tun. Eines ihrer jüngsten Verbrechen hatte darin bestanden, ihre Schwester zu überreden, seine Geliebte zu werden und ihn auszuspionieren. Noch ein Grund, warum Cronus so darauf bestand, dass Sienna mit Galen dasselbe tat.
„Eines Tages …“, knurrte sie.
Gelassen trat er an die Seite des Betts, weg von
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