Schwarze Verführung: Die Herren der Unterwelt 9 (German Edition)
später würde klarmachen können. Wenn er an seine Messer kam. Zu ihm konnten seine Freunde alles sagen, was sie wollten, aber nicht zu ihr.
Wieder verloren die Biester das Interesse am Kampf und nahmen erneut den Weg ins Gefängnis auf.
Sienna und William kamen weiter hinterher, und kurz darauf waren Paris’ Hand- und Fußgelenke in einer winzigen, schmucklosen Zelle an die Wand gekettet. Steinklauen kratzten über den Boden, als die Kreaturen, glücklich krächzend über ihre gute Arbeit, endlich abzogen.
Jetzt löste Sienna den Blickkontakt, um sich neben ihm niederzuknien und mit zitternden Fingern an einer der Handfesseln herumzuhantieren. Er hätte sich auch allein befreien können. Oder, verdammt, William hätte ihn befreien können – doch Paris gefiel es, ihre weichen, grazilen Hände auf sich zu spüren. Sie waren ihm das Liebste an ihrem Körper, jede ihrer Bewegungen ein exotischer Tanz.
Bebend holte sie Luft und erklärte: „Sie haben die Aufgabe, jeden anzuketten, der den Weg von der Zugbrücke zum Schloss überlebt, und sobald sie das erledigt haben, verlieren sie das Interesse. Du kannst dich hier frei bewegen.“
Einen Moment lang schloss er die Augen, ließ ihre Stimme durch seinen Geist strömen. Leicht rau, dunkel, eine Liebkosung, die er mehr vermisst hatte, als ihm bewusst gewesen war. Bis in alle Ewigkeit hätte er ihr zuhören können.
Empfand ein Teil von ihm immer noch Hass auf sie? Oh ja. Definitiv. Hass auf das, was sie ihm angetan hatte, Hass auf das, was er für sie getan hatte. Hass auf ihren unglaublichen Einfluss auf ihn. Und unter all diesem Hass nahm er es ihr tierisch übel, dass sie vor all diesen Monaten nicht über ihren eigenen Hass hinausgesehen und sich für ihn entschieden hatte, so wie er sich für sie entschieden hatte.
Er hätte sie mit nach Hause genommen. Hätte sie verwöhnt. Zumindest redete er sich das jetzt ein. Was er vor dem Verwöhnen mit ihr gemacht hätte, blendete er aus. Verdrängte jeden Gedanken an die Befragung, die er geplant hatte, oder an die Ketten, die er für sie hatte kaufen wollen.
„Ich kann nicht richtig … kann nicht … Muss mir bei dem Sturz schlimmer wehgetan haben, als ich dachte.“ Bei den letzten Worten war ihre Stimme zu einem bloßen Hauchen geschrumpft. „Tut mir … leid …“ Schlaff fielen ihre Hände herab, und sie sank nach vorn, hing federleicht auf Paris’ Brust.
„Sienna?“, hakte er nach, doch sie antwortete nicht. Jeder, der sie sehen und berühren konnte, konnte auch ihren Geisterkörper verletzen, das wusste er. Und die Steinmonster hatten sie definitiv sehen und berühren können. Doch ohne Herzschlag oder Sauerstoffbedarf sollte sie sich schnell erholen. Richtig? Nur … Diese Blutspuren in ihren Mundwinkeln … Wie hatte sie bluten können?
„Sie muss beim Anblick meiner Schönheit in Ohnmacht gefallen sein“, seufzte William. „So viel zu der Kitzelschlacht, die ich geplant hatte.“
Ohne William Beachtung zu schenken, riss Paris mit einem Ruck seines linken Arms die Kette aus der Wand. Vorsichtig legte er den Arm um Sienna, hielt sie an sich gedrückt, stützte sie.
Sie war wie für ihn gemacht.
Nachdem er auch den anderen Arm losgerissen hatte, legte er sie sanft auf den Rücken und blickte auf sie hinunter, während sein Herz wilde Purzelbäume in der Brust schlug.
Schlaff rollte ihr Kopf zur Seite. Sie war blass, noch blasser als zuvor. Noch zweimal ruckte er, dann waren auch seine Beine frei. Schließlich zerrte er an den metallenen Fesseln, bis sie von seinen Gelenken abfielen. Dann tat er das, was er schon vom ersten Moment an hatte tun wollen: Er berührte sie, strich ihr das Haar aus der Stirn. Ihre Haut war genausoweich, wie sie aussah, und warm, so herrlich warm. Nach einem Moment wie diesem hatte er sich so verzweifelt gesehnt, hatte immer und immer wieder davon geträumt und sich Hunderte Male fast umgebracht, um ihn zu erreichen. Zu seinem Entzücken war die Realität so viel wundervoller als sein Traum. Nicht bloß, dass er ihre Wärme spürte – er roch auch ihren Duft, war darin eingehüllt. Die Wildblumen und das süße Kokosnuss-Aroma der Ambrosia, die sich zu einer erregenden Komposition vereinten.
Doch warum Ambrosia? Darüber kam er nicht hinweg. War sie süchtig? Wenn ja, dann hätte er alles darauf verwettet, dass irgendjemand – zum Beispiel Cronus – sie dazu gezwungen hatte. Sie war nicht der Typ dafür, sich bereitwillig auf Drogen einzulassen. Zwar kannte er
Weitere Kostenlose Bücher