Schwarze Verführung: Die Herren der Unterwelt 9 (German Edition)
sollst doch nicht screechen“, erinnerte Ashlyn sie. „Weißt du noch?“
Violas Schultern sanken nach unten. Ach ja. Keine fünf Minuten nach ihrer Ankunft hatte Lucien sie zu dem leckeren Torin geschleppt und ihm gesagt, er solle ihren Blog und ihre Website kontrollieren – offenbar war er der hiesige Computerguru. Danach hatten ihr beide dieselbe Warnung gegeben: Wenn sie irgendetwas über ihren Aufenthaltsort oder ihre neuen Kumpels screechte oder online stellte, würde sie nie wieder herkommen dürfen.
„Wer noch?“, fragte sie.
Ashlyn knabberte an ihrer Unterlippe. „Da ist noch Cameo, aber ich bin mir ziemlich sicher, die steht auf Männer.“
Viola schüttelte den Kopf. „Natürlich könnte ich sie vom Gegenteil überzeugen, kein Problem, aber die Phase hab ich so was von hinter mir. Wer noch?“
„William der Lustmolch. Er ist kein Dämonenhüter, aber auch irgendeine Art Unsterblicher.“
William der unartige Lustknabe. Oh ja, sie kannte ihn. Genau wie Anya war sie ihm im Tartarus begegnet. „Er ist mehr als unsterblich, aber egal.“ Außerdem war er arrogant, eingebildet und höchst enervierend. „Der kommt in die Vielleicht-Kategorie.“
„Mehr als unsterblich? Was bedeutet das? Er hat ein paarmal behauptet, er wäre so eine Art Gott, aber ich hab immer gedacht, er gibt bloß an, plustert die Wahrheit ein bisschen auf. Was …“
„Genug von William. Wir reden über mich. Mit wem könnte ich sonst noch ausgehen?“
Und wieder das Knabbern an der Lippe. „Es gibt auch noch Paris, aber der ist gerade etwas besessen von einer anderen Frau.“
„Die Tote. Jaja, ich weiß. Ich könnte seine Meinung trotzdem ändern, aber ich glaube, das will ich nicht, denn …“ Es gab doch einen Grund, war da nicht etwas? Während Viola darüber nachgrübelte, ließ sie die Zähne aufeinanderklicken.
Paris hatte sie gefragt, wie man die Toten sehen konnte, und sie hatte es ihm gesagt. Dann hatte er noch etwas gefragt, aber da war Lucien erschienen und hatte ihre Unterhaltung beendet. Was hatte er gefragt? Noch einmal ging sie ihr Gespräch durch, und als sie die Antwort fand, weiteten sich ihre Augen.
Konsequenzen. Er hatte wissen wollen, ob es Konsequenzen haben würde, wenn er sich mit Siennas Asche tätowierte. Ups. Sie hatte ihn ziehen lassen, ohne ihm zu sagen, dass es definitiv welche haben würde.
Ach, na ja. War ja nicht ihr Problem, sondern seins.
14. KAPITEL
W ie betäubt schritt Sienna einen langen Flur hinunter. So, wie sich Szenen aus ihrer Vergangenheit an den Wänden des Schlosses abgespielt hatten, spielte sich Paris’ Vergangenheit hier ab, ein Konzert von Farben, Gesichtern, Stimmen … Körpern. Zu beiden Seiten, über und unter ihr, wanden sich Frauen, so viele Frauen. Zuerst sah sie sie lächeln, hörte sie lachen, begierig auf das, was er ihnen bot, während sie schnell seinem Charme verfielen.
Warum auch nicht? Was auch immer sie wollten, er gab es ihnen. Eine Berührung, einen Kuss, ein Lecken. Einen sanften Ritt. Harte Stöße. Mit allen von ihnen machte er Liebe, wusste genau, wo er sie streicheln und kosten musste, um ihnen maximale Lust zu bereiten. Er kannte genau den Druck, mit dem er ihre Brüste kneten musste, ihre Schenkel. Sanft bei einigen, fest bei anderen.
Er wusste, in welche Position er sie bringen musste. Auf dem Rücken, auf Händen und Knien, aufgerichtet, auf dem Bauch. Wusste, dass manche es langsam wollten und manche schnell. Dafür liebten sie ihn und erlebten Lust ohnegleichen.
Dann verließ er sie, und sie weinten, stießen qualvolle Schluchzer aus, während ihnen das Herz brach. Zwischen den Frauen tauchten auch Männer auf. Auch mit Männern hatte Paris geschlafen – und sie in derselben Verfassung zurückgelassen wie die Frauen. Sie wollten ihn, und auch wenn sie nicht seinen Vorlieben entsprachen, nahm er sie, um zu überleben. Danach baten sie ihn zu bleiben, und er verschwand.
Für eine Frau, Susan, eine wahre Schönheit, hatte er wirklich etwas empfunden. Er hatte versucht, eine Beziehung mit ihr zu führen, doch weil er so war, wie er eben war, hatte er sie auf die schrecklichste Weise verletzt. Hatte sich, wie immer, fürs Überleben entschieden statt für ihr Herz.
Als Sienna aus dem Augenwinkel sich selbst erblickte, bliebsie aufkeuchend stehen. Dort, fast überdeckt von den anderen Bildern, lag Paris, auf den Tisch ihres Chefs geschnallt – nackt, bei gedämpftem Licht, und sie auf ihm. Die Vision hätte sie nicht gebraucht, um
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