Schwarze Verführung: Die Herren der Unterwelt 9 (German Edition)
Runde das gesamte Zimmer aus, auf der Suche nach Spiegeln und reflektierenden Oberflächen. Links stand ein Schminktisch, und sie nahm sich vor, ihm aus dem Weg zu gehen, während ihr Dämon sie schon dazu drängte, sich näher heranzuwagen … einen klitzekleinen Blick zu riskieren … nur einen, nur für ein Sekündchen, denn sie würde so wunderschön aussehen …
Sie knirschte mit den Zähnen. Auf jeder Oberfläche im Raum außer dem Bett waren farbenfrohe Vasen mit taufrischen Blumen verteilt. Doch selbst in die eisernen Bettpfosten waren Blumen eingewoben worden, die sich wie Efeu darumrankten.
In der Mitte der gegenüberliegenden Wand hing ein Porträt. Und gütiger Himmel. Langsam trat Viola näher. Der Detailreichtum war atemberaubend. Nur stückchenweise konnte Viola das Bild aufnehmen; einen Fleck ansehen, dann den Kopf abwenden, wieder hinsehen und einen anderen Fleck studieren – wieder und wieder, bis sie sich jeden Zentimeter eingeprägt hatte.
Auf dem Bild rekelte sich Ashlyn in einem üppigen Garten, der in allen Juwelenfarben strahlte. Im Haar trug sie Blütenblätter, ihr Körper war davon bedeckt, überall um sie herum lagen sie verstreut. Doch in Wahrheit waren die Blütenblätter Gesichter. So viele Gesichter. Die Krieger in dieser Festung; ihre Frauen; Gesichter, die Viola noch nie gesehen hatte und solche, die sie erkannte – einschließlich ihres eigenen. Schnelllöste sie den Blick von ihrem Abbild und beschloss, es zu einem sichereren Zeitpunkt in Ruhe zu betrachten.
Einer von Ashlyns Armen war nackt und bis zum Ellbogen von einem Tattoo bedeckt. Darauf tanzten Flammen und Schneeflocken umeinander, und statt zu schmelzen oder zu ersticken, nährte beides einander, wurde immer leuchtender, immer intensiver, je höher das Bild sich ihren Arm hinaufwand.
Vor ihr lag ein spiegelnder Teich, und aus seinen Tiefen blickte Maddox zu ihr empor. Sie hielt ihren tätowierten Arm nach ihm ausgestreckt, der silberne Ring am Zeigefinger schimmerte majestätisch.
Violas Nervenenden vibrierten. Bilder wie dieses hatte sie schon einmal gesehen, doch sie wusste nicht, wann oder wo. Doch was sie wusste: Jede Farbe, jedes Gesicht, jeder Zentimeter hatte eine Bedeutung . Dies war Symbolismus in seiner reinsten Form. Nur, wie sie es dechiffrieren konnte, wusste sie nicht.
„Wer hat das gemalt?“, fragte sie unüberhörbar ehrfürchtig. Sie straffte die Schultern und wandte sich ab, bevor sie Stunden ihres Lebens damit vergeudete, an dem Bild herumzurätseln. So wie sie jedes Mal Stunden ihres Lebens verlor, wenn sie irgendwo ihr eigenes Abbild entdeckte.
„Danika, die Frau von Reyes“, brummte Maddox.
Danika. Hmmm. Nun, da das Bild in ihrem Rücken war, wagte sie es, sich mit ihrem Auftauchen darin zu befassen. Heute Morgen hatte sie Danika zum ersten Mal in ihrem Leben getroffen. Die Frau wirkte wie ein Mensch, doch nach diesem Anblick wusste sie, dass mehr an ihr dran sein musste. „Ein außergewöhnliches Stück.“
„Das sind ihre Werke immer“, bestätigte Ashlyn stolz.
„Sie sieht die Zukunft?“
„Darüber werden wir nicht sprechen“, mischte sich Maddox ein.
Also ja. „Natürlich wird sie eins von mir ganz allein malen wollen. Ich muss meinen Terminkalender checken und sicherstellen, dass ich Zeit habe, für sie zu posieren.“ Und wenn ich die nicht habe, dann nehme ich sie mir. Ich muss sie ausfragen. Muss mehr über mich erfahren.
Wieder ein Kichern von Ashlyn. Noch ein missfälliges Stirnrunzeln von Maddox.
Inzwischen hatte er seine Frau auf das Bett gelegt und sorgsam zugedeckt. Nun strich er ihr das Haar aus der Stirn, so sanft, als läge ein zerbrechliches Kind vor ihm. „Was brauchst du, Liebling? Sag’s mir und es gehört dir.“
Mit zarten Fingern strich sie sich über den prallen Bauch und lächelte ihren Mann sanft an. „Ich hätte wirklich, wirklich Lust auf eine Orange. Aber diesmal wirklich nur eine. Letztes Mal hast du mir gleich den ganzen Obstgarten mitgebracht.“
„Ich werde dir die beste, saftigste Orange holen, die du jemals gegessen hast.“ Liebevoll berührte er ihre Wange, als könnte er es nicht ertragen, die Augen von ihr abzuwenden. Dann zwang er sich dazu und warf Viola einen drohenden Blick zu.
„Du wirst sie mit deinem Leben beschützen. Und wenn du sie verletzt, selbst aus Versehen …“ Unwillkürlich ballte er die Hände zu Fäusten.
„Fällt dir gerade keine Drohung ein, die bösartig genug wäre?“ Einen Moment lang überlegte
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