Schwarze Verführung: Die Herren der Unterwelt 9 (German Edition)
den Kriegern, dass das nicht drin ist, okay?“ Möglicherweise würde Maddox sie dafür zu töten versuchen, aber Narzi wäre begeistert von der ganzen Aufmerksamkeit, also, was sollte es.
„Ich kann nicht zu ihm, ich kann nicht“, flüsterte Legion. „Er war hier, ich hab ihn gerochen, ich wusste, dass er hier ist, aber ich hatte keine Gewalt über meine Stimme. Ich habe nicht gesprochen, seit ich wieder hier bin, ich konnte nicht einmal schreien, obwohl ich schreien und schreien und schreien wollte. Ich hab mich unter dem Bett versteckt. Ich hätte schreien sollen, ich hätte schreien sollen.“
Schwer lasteten Schuldgefühle auf ihren Worten, eine Emotion, mit der Viola sich grundsätzlich nicht auseinandersetzte. „Na sicher, also, äh, viel Erfolg damit. War nett, dich kennenzulernen und so.“ Einen Schritt, zwei, tastete sie sich nach draußen. Mit diesem Freundschaftsding hatte sie nichts am Hut. Niemals. Mit niemandem. Vor allem nicht mit zerbrochenen Porzellanpuppen, die viel zu viel Zeit und Mühe kosten würden.
Offenbar waren Legions Tränendrüsen doch noch nicht ausgetrocknet, denn jetzt begann ein neuer Wasserfall. „Aber ich kann auch nicht Ashlyn in seiner Gewalt lassen.“ Sieschniefte, schluckte. „Ashlyn ist so nett, und die Babys, sie hat mich einmal fühlen lassen, als sie getreten haben. Sie ist jetzt jeden Tag so weit. Sie muss zu Hause sein. Maddox braucht sie zu Hause. Was soll ich nur tun?“
So gern hätte Viola ihr Handy hervorgeholt und die Frage gescreecht, um die Massen von Ratschlägen zu befolgen, die daraufhin eintrudeln würden, doch sosehr sie sich auch aus diesem Zimmer fortwünschte, in der Festung wollte sie bleiben.
Bei all ihren Macken hatten die Herren doch nie versucht, sie auszunutzen. Hatten sie nicht hinterlistig dazu gebracht, in einen Spiegel zu blicken. Und außerdem beteten sie sie an. Und okay, vielleicht war das Letzte nicht ganz wahr und bloß eine Spinnerei ihres Dämons, aber nichts war eine Lüge, solange man es glaubte. Also beteten die Herren sie sehr wohl an.
„Ich würde sagen, du solltest, äh, deinem Herzen folgen?“ Uäh. Das war ein beschissener Ratschlag. So richtig beschissen. Das Mädchen wusste nicht, was sein Herz wollte, darum fragte es ja um Rat.
„Was würdest du tun?“, fragte Legion.
Natürlich hätte sie sich jetzt eine Rede ausdenken können darüber, dass sie immer bereit war, anderen zu helfen. Die Typen da unten würden das vorziehen, nahm Viola an. Das Problem war nur, wenn man irgendjemanden außer sich selbst belog, zog das nur Chaos nach sich. Viola hasste Chaos.
„Ich würde mich selbst retten, egal, was das die Leute um mich herum kosten würde. Allerdings hat für mich noch nie irgendwas außer mir selbst eine Rolle gespielt, also …“ Sie zuckte mit den Schultern. „Es liegt ganz bei dir. Wen liebst du mehr? Dich oder die, die dich aufgenommen haben?“
19. KAPITEL
N ackt an einen Felsen gefesselt, knirschte Kane gedemütigt mit den Zähnen. Lange hatten die Lakaien nicht gebraucht, um ihn wieder einzufangen. Seine unschuldige kleine Auserwählte war die Schlimmste von der ganzen Bande gewesen, hatte ihm die Achillessehnen rausgerissen, um ihn lahmzulegen.
Jetzt versuchte die gesamte Meute reihum, sich zu stehlen, was er ihnen verweigert hatte.
Er würde ihnen nicht geben, was sie wollten. Das würde er nicht. Aber wie lange konnte er diese Folter noch überleben? Der Druck wuchs, wurde so stark, dass er schon schmerzte.
So was hast du schon mal überlebt. Auch dies könnte er überleben. Atmen, einfach atmen . Fest presste er die Lider zusammen, während ihm das Blut in den Adern kochte. Und die ganze Zeit über lachte sein Dämon in seinem Kopf. Lachte . Genoss die Katastrophe, während sie ihren Lauf nahm.
Vielleicht war Überleben nicht die richtige Strategie, überlegte er, als sich seine Demütigung in Rage verwandelte. Kane hatte seinen Dämon noch nie gemocht, doch jetzt – jetzt hasste er die Kreatur aus tiefster Seele. Wollte frei von ihr sein, und das bedeutete, er musste sterben. Er wollte Katastrophe dafür bestrafen, dass er sich an seinem Elend ergötzte, egal, welches Schicksal das mit sich bringen würde.
Und das würde er. Oh ja. Er würde ihn bestrafen. Was auch immer er dafür tun müsste, er würde es tun.
Paris drängte Sienna an die Wand, beugte sich hinab und stieß Nase an Nase mit ihr zusammen. Ihr Atem ging unregelmäßig, ihre Augen waren riesig und ihre Pupillen vor
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