Schwarze Verführung: Die Herren der Unterwelt 9 (German Edition)
das regeln“, behauptete Anya, ganz die stolze Freundin. Lucien hatte sichaufgemacht, Galens spirituelle Spur zu verfolgen.
„Galen würde es nicht wagen, Ashlyn oder den Babys etwas anzutun.“ Haidee, die Freundin von Amun, tigerte auf und ab, auf und ab, zu angespannt, um an einem Fleck zu verharren.
„Gideon und Scarlet kommen gemeinsam mit Amun nach Hause. Scarlet kann dir sagen, ob die Babys noch … noch …“ Hilflos rieb Aeron sich mit der Hand über den rasierten Schädel. Eigentlich sollte er den anderen bei der Suche nach Kane helfen, doch aus irgendeinem Grund, den ihr keiner verraten wollte, war er hiergeblieben.
Viola war noch nicht lange hier, doch schon jetzt hatte sie sich die Namen, Gesichter, Dämonen und Fähigkeiten der Krieger eingeprägt. Scarlet war die Hüterin der Albträume , und wenn sie in die Traumwelt eintrat, konnte sie nach der geistigen Tür einer bestimmten Person suchen. Eine geschlossene Tür bedeutete, derjenige schlief. War sie geöffnet, träumte er. Gab es keine Tür, war dieser Jemand tot. Doch Maddox und Ashlyn waren aneinander gebunden, vom Schicksal dazu bestimmt, zu sterben, wenn der andere starb, deshalb musste sich bei ihr keiner fragen, ob sie noch lebte. Die Babys jedoch … Denk nicht darüber nach . Scarlet konnte auch Leute ermorden, während sie träumten, sodass sie im wahren Leben ebenfalls starben. Vielleicht würde Galen schon heute Nacht seinen letzten Atemzug tun. Andererseits vielleicht aber auch nicht. Hätte Scarlet in seine Träume eindringen können, hätte sie es schon längst getan, deshalb vermutete Viola, dass irgendetwas sie davon abhielt.
Ich könnte ihn mitnehmen.
Genug davon, dachte sie stirnrunzelnd. Sobald sie einmal auf den Zug der Selbstherrlichkeit aufgesprungen war, gab es kein Zurück mehr.
Sie konzentrierte sich. Die Krieger. Ja. Sie vertrauten ihr nicht, und es verwunderte sie etwas, dass sie sich nicht längstgegen sie gewandt und ihr die Schuld an der Katastrophe gegeben hatten. Immerhin war sie die Fremde, und die Entführung war kurz nach ihrer Ankunft geschehen. Allerdings hatte Olivia, der Engel, der das Misstrauen der Krieger schon beim ersten Zusammentreffen besänftigt hatte, klipp und klar gesagt, dass Viola in keiner Weise verantwortlich war. Sie alle hatten ihr sofort geglaubt.
Abgesehen von Olivia, Scarlet, Anya, der immer noch umherstapfenden Haidee und Danika, die den Arm um ein Mädchen namens Gilly gelegt hatte, gab es da noch zwei Harpyien, die Halbschwestern Gwen und Kaia. Gwen gehörte zu Sabin und Kaia zu Strider. Die beiden hatten die Köpfe zusammengesteckt und flüsterten miteinander. Galen war Gwens Vater, und wenn Violas überdurchschnittliches Gehör sie nicht täuschte – was es niemals tat –, plante Gwen, ihn selbst zur Strecke zu bringen, ihm den Brustkorb aufzubrechen und sein schwarzes, verrottetes Herz herauszureißen. Ihre Art, eine frühere Nachgiebigkeit wiedergutzumachen.
„Hat dieser Torin denn keine Aufnahmen von Galen?“, fragte Viola, als sie sich an die Monitorwand in seinem Zimmer erinnerte.
Niemand sah in ihre Richtung oder schenkte ihr die geringste Aufmerksamkeit. Wütend kratzte ihr Dämon mit scharfen, spitzen Hörnern von innen an ihrer Schädeldecke, und sie unterdrückte ein Stöhnen. Sie zu ignorieren war der schnellste Weg, Narzis Aufmerksamkeit zu gewinnen. Und wenn Narzi sich erst mal auf etwas eingeschossen hatte … Möge der Himmel sie retten. Das gab Ärger. Immer. Viola wollte nicht, dass ihre andere Hälfte sich in diesen herzzerreißenden Moment drängte, entschlossen, alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
„Nein, es gibt keine Aufnahmen“, erklang eine leise, sanfte Stimme neben ihr.
Keuchend wirbelte sie herum. Sie hatte niemanden kommenhören, doch jetzt stand eine große, schlanke Frau mit langem blonden Haar an ihrer Seite. Das Mädchen sah zerbrechlich aus … heimgesucht. Schmerz loderte in seinen dunklen Augen. Mehr Schmerz, als je ein Wesen allein sollte ertragen müssen. Es betrachtete Maddox, und eine Träne lief ihr die blasse Wange herab.
Viola hatte geglaubt, sie hätte mit allen Bewohnern der Burg schon zu tun gehabt, doch dieses Mädchen war neu. Es hatte sich in eine Decke eingewickelt, den Stoff fest an seine Brust geklammert, seine Knöchel weiß vor Anspannung. „Hast du mit ihm gesprochen? Mit Torin?“
Das Kinn des Mädchens zitterte zu heftig, als dass es hätte antworten können; es schüttelte den Kopf.
„Woher weißt du
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