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Schwarzer, Alice

Schwarzer, Alice

Titel: Schwarzer, Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die grosse Verschleierung
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stehenden Fernseh-Kanäle und Einspeisung arabischer Sender
sowie Kennzeichnung der Gebetsrichtung nach Mekka durch Pfeile auf dem Fußboden
und den Möbeln. Schließlich wurde die saudische Fahne mit dem islamischen
Glaubensbekenntnis im Innenhof des Hotels gehisst. Das Schlussbild der
Reportage zeigt einen Stapel von Zimmerbibeln, die auf Bitte der saudischen
Gäste aus den Zimmern entfernt wurden und nun in der Besenkammer auf die
Re-Christianisierung der Herberge warteten.
    Dass die Gäste in diesem Fall aus einem Land kamen, in dem
bereits ein Kreuz an der Halskette zur Verhaftung führen kann, ist ihnen nicht
persönlich anzulasten. Der gute Wille der Gastgeber in allen Ehren, aber an
irgendeinem Punkt dieser Aktion wurde die Grenze zwischen Gastfreundschaft und
Selbstverleugnung deutlich überschritten.
    Dennoch sieht es nicht danach aus, dass Deutschland islamisch
wird. Die Zahlen jedenfalls sprechen dagegen. Sie verheißen vielmehr eine
langfristig stärkere islamische Bevölkerungsgruppe, die aber dauerhaft eine
deutliche Minderheit darstellen wird. Ein streng am Normenkatalog der Scharia
orientierter Islam ist nicht integrationsfähig, es sei denn unter Preisgabe
von Grundrechten, die für die Gesamtbevölkerung gelten sollen - und deren
Durchsetzung übrigens auch säkulare Musliminnen dringend einfordern. Dieser
Konflikt ist schmerzlich, aber er will beachtet werden. Dann wird Deutschland
nicht islamisch, aber ein guter Ort für Menschen aller Weltanschauungen, auch
für die vielen demokratiefähigen und toleranten Musliminnen. ■ 2010
     
    RITA BREUER / INTERNET: ISLAMISMUS
GRENZENLOS
     
    »Wir werden uns am Kampf beteiligen, bedeckt mit unseren
Schleiern und umhüllt von unseren langen Gewändern, Waffen in der Hand, unsere
Kinder im Schoß, wobei der Koran und die Lehre des Propheten Allahs uns den
richtigen Weg weisen werden. Das Blut unserer Ehemänner und die Körperteile
unserer Kinder sind die Opfer, mit denen wir uns Allah annähern. Mit unserer
Hilfe wird Allah dafür sorgen, dass das Märtyrertum zu seinem Ruhm ein Erfolg
wird.«
    Um solch gespenstischer Propaganda für Gewalt im Namen des
Islams und die Rolle, die auch Frauen dabei spielen dürfen, teilhaftig zu werden,
muss man heute weder einen Hassprediger noch eine als extremistisch bekannte
Moschee aufsuchen. Per Mausklick kommt die Propaganda bereitwillig in jede
Wohnung, wie hier via al-Khansa, das al-Qaida-Frauenmagazin, benannt nach einer
frühislamischen Dichterin und Kämpferin, die stolz gewesen sein soll auf den
Kriegstod ihrer fünf Söhne.
    Ist die Frau sonst auf die Erlaubnis ihres Mannes
angewiesen, um das Haus zu verlassen, genießt sie im Dschihad gewisse Freiheiten,
denn: »Wenn der Dschihad eine persönliche Pflicht wird, dann ist die Frau
ebenso aufgerufen. Sie muss dabei weder ihren Mann noch ihren Beschützer um
Erlaubnis fragen, weil sie zum Dschihad verpflichtet ist. Doch Frauen sollten
wissen, wie man eine Waffe bedient, nur so können sie ihre Ehre verteidigen.«
(al-Khansa). Und weiter, eher im Brigitte-Ton: »Esst und
trinkt nicht zu viel. Fastet regelmäßig und macht Leibesübungen, zum Beispiel
mit Liegestützen.«
    Radikale Islamisten lehnen zwar jede Reform der Scharia
ab, Argument: Im 21. Jahrhundert könne nicht falsch sein, was zur Zeit des
Propheten (im 7. Jahrhundert) richtig war. Ohne Berührungsängste bedienen sie
sich jedoch der modernen technischen Errungenschaften zur Erreichung ihrer
Ziele.
    Längst hat der Dschihadismus auch das Medium Internet für
sich entdeckt und wirbt in aller Welt für die gewaltsame Durchsetzung der
Scharia in ihrer strengsten Auslegung und den bewaffneten Kampf gegen die
Feinde des Islams: gegen den Westen, die Juden, die Christen - und nicht
zuletzt gegen die moderaten oder nicht gläubigen Muslime.
    Aufpeitschende Parolen, oft auch als Tondatei abrufbar,
und eindrucksvolle Bildsequenzen, beispielsweise von blutüberströmten Kindern
in Palästina oder im Irak, werden eingesetzt, aber auch solche von sogenannten
Feinden des Islams, die ihrer »gerechten Strafe« zugeführt werden. So manche
Szene erinnert an gewaltverherrlichende Computerspiele für Jugendliche.
    Über ein weltweites Netz, dessen nicht mehr zählbare
Adressen und Links sich ständig ändern und das eine schwer kontrollierbare,
rasante Entwicklung nimmt, werden Märtyrer und Spenden für den Heiligen Krieg
geworben und Hetzkampagnen geführt. Die Betreiber stellen sich als Rächer der
gedemütigten

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