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Schwarzer, Alice

Schwarzer, Alice

Titel: Schwarzer, Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die grosse Verschleierung
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begeistert
applaudierten. Kaum bekannt ist auch, dass das Soester Islam-Archiv, das als
einzige Instanz in Deutschland Zahlen über hiesige Muslime erhebt, nicht ganz
so unabhängig ist, wie es tut. Jedenfalls sah das Berliner Landgericht am 9.
Oktober 1997 die Verbindung des Archivs zur >Islamischen Gemeinschaft Milli
Görüs< (IGMG) als erwiesen an.
    Der freundliche alte Herr am Telefon, Seniordirektor Abdullah,
hieß früher Krawinkel, aber er beteuert, kein Konvertit zu sein. Dafür werde er
»fälschlicherweise« gehalten, weil er »in einer christlichen Pflegefamilie«
aufgewachsen sei. Zwar habe er eine deutsche Mutter: »Aber mein Vater war ein
bosnischer Muslim.« Neulich sei er 75 geworden, erzählt Abdullah. »Für die
Festschrift hat mein Imam, der mich ab meinem sechzehnten Lebensjahr begleitet
hat, das Vorwort geschrieben.«
    Dieser Imam ist - wir ahnen es schon - ein Konvertit: Muhamad
Aman Hobohm, deutscher Diplomat a. D., nur fünf Jahre älter als sein Zögling
Abdullah alias Krawinkel und früher Geschäftsführer der hoch umstrittenen
>König Fahad Akademie< in Bonn-Bad Godesberg. Sowie Ehrenmitglied im
>Zentralrat der Muslime<. Genau wie sein Exkollege im diplomatischen
Dienst für die Bundesrepublik Deutschland: der zum Islam konvertierte
Botschafter a. D., Murad Wilfried Hofman. Und so schließt sich mal wieder der
Kreis.
    War da nicht noch was? Ach ja! Es ist zwar leicht, Muslim
zu werden, doch der Weg zurück ist schwer und manchmal sogar lebensgefährlich.
Denn den Abfall vom Islam gestattet die Scharia nicht - er kann sogar mit der
Todesstrafe geahndet werden. So beklagte der bayerische Innenminister Günther
Beckstein 2001 im Spiegel: Gegen
ihren Willen würden viele deutsche Ehefrauen militanter Islamisten in deren
Heimatländer geschickt, »damit sie sich nicht scheiden lassen können«. Mehr
noch: Die Frauen würden dort »ruhiggestellt«. Hoffentlich leben sie noch. ■ EMMA
5/2006
     
    ANONYMA / WARUM ICH ZUM ISLAM ÜBERTRAT ...
     
    Auch ich bemühe mich seit Ende 2005, über den Islam zu
informieren und aufzuklären, denn ich bin selbst einige Jahre lang
praktizierende Muslima gewesen. Ich habe vier Jahre lang für Muslime
gearbeitet, davon ein Jahr in einem sogenannten interreligiösen Institut, das
eng mit einer benachbarten Großmoschee kooperierte: Hier wurden auch
zahlreiche Moscheeführungen organisiert und Dialog-Veranstaltungen abgehalten.
Danach arbeitete ich unter anderem als Übersetzerin für islamische Texte aus
dem Englischen. Und ich war lange Zeit in diversen muslimischen Internetforen
aktiv, wo ich zahlreiche Musliminnen und Muslime kennenlernte; daraus
entstanden auch persönliche Kontakte.
    Religion hatte schon immer einen starken Einfluss auf mein
Leben. Leider konnte ich als junge Frau nie wirklich Kontakt zu christlichen
Gemeinden finden, da ich dort stets nur auf Kinder und alte Menschen traf. Das
Christentum schien mir irgendwie keine Heimat bieten zu können.
    Während meines Studiums begann ich, mich für den Islam zu
interessieren. Ich verschlang alle Informationen über diese Religion und lernte
Muslime kennen, die ich für ihre Hingabe und ihr Engagement für den Islam
bewunderte. Mir gefiel ihr aufrichtiger Glaube, aber auch das strikt
monotheistische Gottesbild und die zahlreichen religiösen Rituale. Vor allem
traf ich überall auf junge gebildete Leute, was mich begeisterte. Als ich dann
nach meinem Studium in eine Lebenskrise geriet, warf ich letzte Bedenken über
Bord und trat zum Islam über.
    Als Geisteswissenschaftlerin war ich längere Zeit
arbeitslos bzw. hatte nur befristete, völlig unterbezahlte Jobs ohne Perspektive,
und ich fühlte mich daher desorientiert und verunsichert, von der Gesellschaft
nicht mehr wirklich akzeptiert. Darüber hinaus herrschte grundsätzlich eine
Art seelische Leere, Verwirrung und Einsamkeit in meinem Leben. Fast alle meine
Freunde und Bekannten waren von hier weggezogen. Ich vermisste ein konkretes
Ziel oder generell einen Sinn in meinem Leben. Ich sehnte mich nach
Gemeinschaft, nach Zugehörigkeit, Anerkennung und Sicherheit. Der Islam schien
mir - trotz oder gerade wegen seiner strikten Regeln - genau all diese Werte zu
symbolisieren. Zudem: Überall, wo ich auf Muslime traf, wurde ich herzlich
willkommen geheißen, besonders von Frauen.
    Alle Muslime, die ich traf, waren eifrig bemüht, mir zu
versichern, dass es sich bei den Vorurteilen gegen den Islam stets um
mangelndes Wissen, Fehlinformationen, Lügen

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