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Schwarzer, Alice

Schwarzer, Alice

Titel: Schwarzer, Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die grosse Verschleierung
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tragen, durch diese
Übung persönlich und charakterlich gestärkt werden.«
    Auch Michael Muhammad Abduh Pfaff trägt keinen Vollbart,
sondern einen modischen Kurzhaarschnitt. Er wirkt wie ein großer Junge, den
sich jede Mutter als Schwiegersohn wünscht. Als er am 3. März in Bielefeld vor
130 Zuhörerlnnen über die Mohammed-Karikaturen diskutierte, saß drei Plätze
weiter rechts auf dem Podium Uwe Zimmer, Chefredakteur der Regionalzeitung Neue Westfälische. Der verteidigte geradezu
leidenschaftlich die »säkulare Ordnung«: »Für die Trennung von Kirche und
Staat haben wir lange kämpfen müssen. Religion ist Privatsache.« Daraufhin der
nette Michael Pfaff mit einem freundlichen Lächeln: »So weit würde ich nicht
gehen, ich würde Religion nicht völlig ins Private drängen.«
    Als zweiter Konvertit diskutierte in Bielefeld Sulaiman Wilms
mit. Dieser Vollbartträger ist Chefredakteur der Islamischen Zeitung (IZ). Man hätte ihn aber auch für
ein Attac-Mitglied halten können, denn er tönte so ähnlich wie diese linke
Bewegung gegen die globalisierte Macht des Großkapitals. Zwar werde bei dem
Streit um die Mohammed-Karikaturen Meinungsfreiheit reklamiert, so Wilms, aber
die gebe es in Deutschland doch gar nicht, weil hier die Konzerne das Sagen
hätten. Außerdem: Diejenigen, die den Islam als fundamentalistisch
kritisieren, seien ja selbst Fundamentalisten - nämlich
Verfassungsfundamentalisten. In Deutschland werde »das Säkulare zur Religion
gemacht«.
    Auf solche Töne werden wir uns in Zukunft einzustellen haben
- wir, die wir noch an den Menschenrechten und der Rechtsstaatlichkeit hängen.
Anscheinend wird jetzt offensichtlich, was sich schon länger abzeichnet: der
islamistische Schulterschluss mit der propalästinensischen Linken und
antikapitalistischen Globalisierungsgegnern - oder mit radikalen Rechten. Was
sich da zusammenbraut, schildert Johannes von Dohnanyi in seinem Buch
»Schmutzige Geschäfte und heiliger Krieg. Al-Qaida in Europa« am Beispiel des
Konvertiten Friedrich Ahmet Huber aus der Schweiz.
    Laut Dohnanyi half dieser 1927 geborene Journalist dem
»Schweizer Rechtsextremisten« Jürgen Graf 2001 bei der Vorbereitung einer
Konferenz in Beirut, an der »bekannte Holocaustleugner und NS-Revisionisten«
teilnehmen sollten. Erst auf internationalen Druck hin habe die libanesische
Regierung das braun-islamistische Treffen in letzter Minute verboten. Darum
sei es schließlich in Moskau abgehalten worden. Dohnanyi: »Die russische
Regierung hatte keine Einwände, und früher stramm kommunistische Journalisten
fanden nichts dabei, auch in angesehenen Zeitungen über die Gefahr des
Weltjudentums und die globale Verschwörung des von >den Juden<
kontrollierten >Kapitals< zu spekulieren.«
    Die Islamische Zeitung (IZ), die der Antiglobalisierer Sulaiman Wilms als Chefredakteur
leitet, wird von dem Konvertiten Abu Bakr Rieger, im Hauptberuf Rechtsanwalt,
herausgegeben. Herbert Landolin Müller, Islamwissenschaftler beim Verfassungsschutz
in Baden-Württemberg, liest die IZ von Berufs
wegen. So auch den im März 2001 im IZ-online- Archiv
aufgerufenen Artikel >Die falsche Romantisierung der 68er. Eine Betrachtung
der heutigen Eliten< von Abu Bakr Rieger. In diesem Text werden laut Müller
Mitglieder der damals rot-grünen Bundesregierung als »Bürokraten des Systems«
verhöhnt und in ein diffuses System der »internationalen Hochfinanz«
eingeordnet, die auch den »rational betrachtet antideutschen Euro« zu verantworten
habe. Verfassungsschützer Müller: »Ein Zufall ist dies gewiss nicht, wenn man
den geistigen Mentor im Umfeld der Islamischen Zeitung kennt.«
    Dieser Schotte heißt eigentlich Ian Dallas. Heute ist er
Ende 60, in jungen Jahren soll er ein Hippie gewesen sein. Doch dann schloss er
sich in Marokko einem mystischen Sufi-Orden an. Ian Dallas nennt sich
inzwischen »Scheich Abdalqadir AI Murabit« und führt eine eigene Bewegung an -
das >Murabitun Worldwide Movement<. Der weltweit bewegte Konvertit aus
Schottland ist laut Herbert L. Müller gegen jede Art von Verfassung: »Denn der
>Konstitutionalismus ist nicht islamisch, er ist freimaurerisch und
demzufolge jüdisch<. Eine Befreiung für einen authentischen Islam« gebe es
erst dann, wenn man sich vom westlichen Kreditsystem samt der damit verbundenen
>destruktiven jüdischen Kontrollsysteme< befreie.«
    Das alles ahnte das Gros der Zuhörerlnnen in Bielefeld
natürlich nicht, die dem Chefredakteur Sulaiman Wilms

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