Schwarzer Koks (German Edition)
beanspruchte zunächst den ganzen Platz. Lucia schob ihn weiter in den Wagen, bis er auf der anderen Seite zu sitzen kam, die Backe an der Scheibe, den Kopf gesenkt. Sie hatte kaum die Tür geschlossen, da war er auch schon eingeschlafen.
Lucia legte sich die Finger auf die Lider. Sie hatte nicht zu viel zu trinken versucht, aber fünf Gin Tonics genügten bei ihr für einen gehörigen Schwips.
»Señorita?«
Der Taxifahrer starrte sie an.
Sie nannte ihm die Adresse ihres Hotels. Der Fahrer warf einen missbilligenden Blick auf Alberto und reihte sich dann in den regen Verkehr ein. Sie fuhren durch Downtown Bogotá, vorbei an glitzernden Bars, wo der neue Jetset sich mit den aufstrebenden
narcotraficantes
traf. Auf dem Gehsteig brach ein Handgemenge aus. Drei Männer schlugen einen Mann zu Boden und traten ihm dann wiederholt gegen den Kopf. Der Rest der Passanten machte einen weiten Bogen um sie. An der nächsten Kreuzung standen Polizisten, ohne darauf zu achten. Es interessierte sie nicht.
Alberto schnarchte. Speichel lief ihm vom Kinn auf das Hemd. Ein abscheuliches Riesenbaby. Es war ein offenes Geheimnis, dass die Front den Stripschuppen kontrollierte. Aber was, wenn Alberto nur ein Stammkunde war? Wie sollte ihre Strategie dann funktionieren? Planen war noch nie ihre Stärke gewesen.
Sie erreichten das Hotel. Sie stupste Alberto, bis er aufwachte. Er torkelte aus dem Taxi. Um ein Haar wäre er gegen die schwere Hoteltür gewankt. Schließlich stand er taumelnd in der Lobby und blinzelte, seine kleinen Augen ganz rot.
Der Aufzug funktionierte nicht, also nahmen sie die Treppe. Alberto betatschte sie auf dem Weg in den dritten Stock. Lucia wackelte mit dem Hintern und streichelte Albertos Brust.
Sie hätte am liebsten geschrien vor Wut.
Sie führte ihn an der Hand zu ihrem Zimmer. Es war unverschlossen. Sie knipste das Licht an und stieß Alberto auf das nächste der beiden Betten, das ächzte, als wollte es zusammenbrechen unter der plötzlichen Last.
»Komm her, meine Zuckerpuppe«, nuschelte Alberto betrunken. Er griff nach ihr.
Lucia schloss die Tür und trat auf ihn zu. Sie drehte eine Pirouette, um ihm ihren Körper zu zeigen. Alberto grunzte vor Freude. Lucia hatte einen bitteren Geschmack im Mund. Was sollte sie jetzt tun? Alberto war zu stark für sie. Vielleicht konnte sie ihn derart abfüllen, dass er umkippte. Dann könnte sie ihn fesseln und befragen, wenn er aufwachte.
Alberto setzte sich mühsam auf. Er umfasste ihre Taille und zog sie zu sich aufs Bett. Er roch aus dem Mund. Einen Augenblick fühlte sie sich um zehn Jahre zurückversetzt, ins Schlafzimmer ihres Vaters, als sie die Leiche ihres Bruders gefunden hatte. Derselbe überwältigende Gestank nach schalem Männerschweiß, Whiskey und Zigaretten.
»Nicht so schnell«, sagte sie und versuchte sich ihm zu entziehen. Er schob ihr eine Hand unter den Rock. Ein Schaudern überlief sie.
»Das gefällt dir doch, geb’s zu, du dreckige
cabrona
.«
Er grub sein Gesicht in ihren Busen. Sie stieß ihn weg.
»Zierst dich wohl gern?« Alberto kicherte. »Na warte.«
Einen Arm fest um ihre Taille, fummelte er mit der anderen Hand an seinem Gürtel. Er atmete schwer, sein Mund stand offen, die Zunge hing ihm aus dem Mund wie einem Hund.
»Trinken wir doch noch was«, schlug Lucia vor. »Wir haben die ganze Nacht.«
»Später.«
»In der Minibar ist Whiskey.«
Alberto entspannte sich etwas. Lucia versuchte sich ihm zu entwinden, aber er zog sie wieder an sich. Mit der anderen Hand zog er sich die Hose über den Hintern und enthüllte eine gewaltige Beule unter den Shorts.
Lucia stieß ihn nach hinten. Er zog sie mit sich. Sie fiel auf seine Brust. Er schlang die Arme um sie und drückte zu.
»Ich bekomme keine Luft«, japste sie.
Er drückte fest zu, presste sie keuchend an seinen feisten Bauch und grunzte dabei wie ein Schwein. Sie grub ihm die Finger in die Seiten. Langsam machte er ihr Angst. Den Mann aufzugabeln war ein schwerer Fehler gewesen.
»Miststück.«
Er warf Lucia auf die Seite und hielt sie mit einem Arm fest. Er riss ihr den Rock von den Hüften, so dass sie in Strapsen und Strümpfen dalag. Sie versuchte nach ihm zu treten, aber er wälzte sich auf sie. Sie stemmte die Hände gegen seine Schultern, zerkratzte ihm das Gesicht.
»He, hör auf damit.« Er schlug ihr die Hände weg. »Das hättest du dir früher überlegen sollen, du Schlampe.«
Sie streckte die Hände, spürte die harte Kante des Nachttischchens.
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