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Schwarzer Koks (German Edition)

Schwarzer Koks (German Edition)

Titel: Schwarzer Koks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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Hals.
    »Lass mich!« Es war die Stimme eines Jungen. Mit einer Hand tastete Nathan den Jungen ab, fand aber nichts.
    »Bring mich nicht um.« Der Junge wand sich unter seinem Arm. »Bitte.«
    »Keine Bange.« Nathan lockerte seinen Griff. »Bring mich hier raus.«
    »Wie viel?«
    »Hundert Dollar.«
    Licht flackerte aus dem Tunnel über ihnen. Dann ein wetzendes Geräusch, als jemand gekrochen kam.
    »Wer ist das?«, fragte der Junge.
    »Todeskommando.«
    »Okay.« Die Stimme des Jungen bebte. »Hier lang.«
    Nathan nahm den Arm vom Hals des Jungen und ergriff seine Hand. Er hatte keine Ahnung, ob das Straßengör zuverlässiger war als der Junkie vorhin.
    »Geh voran«, sagte er.
    Der Junge zog ihn in die Finsternis. Nathan stolperte über allerhand Müll und unvermutete Löcher im Boden. Hinter ihm hörte er einen Aufprall. Dann fluchte jemand.
    »Beeil dich!«, flüsterte er dem Jungen zu.
    Eine blaue Flamme erschien vor ihm. Der Junge hatte ein Gasfeuerzeug in der Hand. Sie gingen um eine scharfe Biegung. Der Junge schüttelte Nathans Hand ab. Sie sprinteten los. Kaum dass ein paar Meter des Tunnels vor ihnen zu sehen war.
    »Ich krieg dich, Kershner.« Die Stimme gehörte Amonite. Sie hallte von den Wänden. »Niemand hält Amonite Victor zum Narren.«
    Sie rannten eine schlüpfrige Steintreppe hinauf. Oben gelangten sie an eine Kreuzung. Nathan folgte dem Jungen in den Korridor, der nach rechts wegführte. Einmal mehr sah Nathan sich knietief im Schlamm.
    Hinter ihnen waren hallende Schritte zu hören.
    Sie erreichten eine weitere Kreuzung. Auch hier nahm der Junge den Korridor rechts. Nathan war dem Kleinen dankbar. Alleine hätte er sich hier hoffnungslos verlaufen. Dieser Korridor hatte eine leichte Steigung. Der Junge knipste das Feuerzeug aus. Ein schwaches Licht tauchte vor ihnen auf.
    Nathan griff nach den Schultern des Jungen. »Bist du sicher, dass wir hier sicher sind?«
    »Man ist hier nirgendwo sicher. Ich geh zuerst.«
    »Nein, lass mich voran.«
    Nathan schlich weiter. Über ihm führte der Tunnel ins Freie. Zweige hingen vor dem Zugang. Hinter ihnen war nichts mehr zu hören. Sie mussten Amonite in den Tunneln abgehängt haben. Um im Dunkeln zu bleiben, tastete Nathan sich die Wand entlang, Zentimeter für Zentimeter. Er begann Verkehrslärm zu hören. Es wehte ein Wind, der die finsteren Wolken vor dem leuchtenden Vollmond beiseiteschob. Er nahm einen langen tiefen Zug frischer Luft.
    Auf der einen Seite des Ausgangs befand sich ein Mann in schwarzem Kampfanzug. Er stand halb abgewandt, ein Sturmgewehr über der Schulter, und rauchte eine Zigarette. Nathan schob sich an ihn heran. Sein Daumen strich über die scharfe Spitze des Schraubendrehers in seiner Hand.
    Drei Meter… zwei Meter…
    »He!«
    Man hatte ihn gesehen. Es fielen Schüsse. Nathan sprang den Mann an, stieß ihm den Schraubendreher in den Hals. Er riss ihn herum. Kugeln pfiffen an ihm vorbei. Nathan ging zu Boden, zog den Mann mit sich hinab. Der Mann erschauerte. Nathan riss ihm das Gewehr von der Schulter. Er nahm es herum und richtete es auf das Mündungsfeuer. Er gab einige kurze Feuerstöße ab. Er hörte ein Ächzen; es fiel jemand hin. Nathan stieß die Leiche von sich weg. Er rollte sich seitwärts in einen Graben, kniete sich auf und spähte über den Lauf des Gewehrs hinweg durch das Gestrüpp.
    Es rührte sich nichts.
    Er kroch vorwärts und fand die Leiche des zweiten Mannes. Er hatte an einem Baum gelehnt, so dass er ihn nicht hatte sehen können. Er trug eine Bandage um die Hand. Nathan erkannte in ihm den Gorilla mit der Schweineschnauze, der sie vor Lucias Wohnung angegriffen hatte. Nathan ging seine Taschen durch. Er fand ein Telefon.
    »He, Mister.« Der Junge stand hinter ihm.
    Nathan fand eine Börse in der Gesäßtasche der Schweineschnauze. Er warf sie dem Jungen zu.
    »Danke.« Die Augen des Kleinen blitzten im Mondlicht auf. Er war so was von jung, wahrscheinlich kaum acht Jahre, aber er hatte den kalten Blick eines Mannes, der fünfmal so alt war. Er lief in Richtung Straße davon.
    Nathan entledigte sich seiner Kleidung oder was davon noch übrig geblieben war. Er warf die Sachen in den Graben. Dann zog er dem ersten Kerl Hemd und Hose aus. Der Mann hatte ein Tattoo auf dem Oberarm: I V IV. Nathan zog sich die Sachen über. Sie passten ihm mehr oder weniger. In der Tasche der Hose fand er eine Glock. Das Magazin war voll.
    Damit war er wenigstens bewaffnet. Am liebsten wäre er zurück in die

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