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Schwarzer Koks (German Edition)

Schwarzer Koks (German Edition)

Titel: Schwarzer Koks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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fruchtlosen Versuch, eines von Amonites Verstecken aufzuspüren, einen erloschenen Vulkan hochgeschleppt.
    »Hundert Gramm«, sagte der Junkie. »Fünftausend amerikanische Dollar auf der Straße.«
    »Wo hast du das her?«
    »Von ihm.« Der Junkie nickte in Richtung seines Gefährten.
    »Und er?«
    Der Junkie zuckte die Achseln.
    »Was macht ihr denn hier unten?«, fragte Nathan, während er den Würfel einsteckte.
    »Ich wohne hier.«
    »Wie lange schon?«
    »Siebzehn Jahre.«
    »Bring mich hier raus und ich lass dich leben.«
    Der Junkie musterte ihn mit dem guten Auge, als schätzte er Nathans Wert. Nathan schloss die Hand um den Schraubendreher. Wenn der Kerl ihn nicht freiwillig da rausführte, dann musste er ihn eben zwingen.
    »Du bist nicht von den Todeskommandos«, sagte der Junkie. »Dann sind die Bullen hinter dir her.«
    »Steh auf und bring mich hier raus.«
    Der Junkie kam auf die Beine. Er warf einen Blick auf seinen Gefährten, bevor er wieder Nathan ansah.
    »Er ist tot«, sagte Nathan.
    Der Junkie ging die Taschen seines Freundes durch. Er brachte einen weiteren schwarzen Würfel zum Vorschein, der bis zur Hälfte abgeschabt war. Er schnaufte triumphierend und griff nach der provisorischen Crackpfeife, die neben dem Kopf seines toten Gefährten lag.
    »Dafür ist jetzt keine Zeit.« Nathan wischte dem Junkie die Crackpfeife aus der Hand, die klappernd im Dunkeln verschwand. »Komm schon, gehen wir.«
    Der Junkie starrte ihn funkelnd an, dann stapfte er los. Mit der Beweglichkeit einer Ratte sprang er über klaffende Löcher, stieg über Steine. Immer wieder sah er sich um mit einer Mischung aus Drohung und Angst. In scheinbar willkürlichen Windungen führte der Tunnel nach oben. Andere Tunnel zweigten rechts und links ab. Nathan richtete den Strahl der Taschenlampe auf die Stalaktiten und verzog das Gesicht: Sie bestanden aus Exkrementen.
    Sie liefen eine Ewigkeit durch diese Unterwelt, stiegen Treppen hinab, die sie tiefer in die Erde führten, überquerten Kreuzungen mit Korridoren in alle Richtungen, kamen durch große Hallen, in denen das Abwasser von der Decke tropfte. Gelegentlich begegneten sie anderen Obdachlosen, die davonhuschten, um sich in der Dunkelheit zu verkriechen. Schließlich kamen sie durch eine Stadt aus Karton: Dutzende von Behausungen aus alter Pappe, Wellblech, Steinen und Ziegeln. Es war jedoch kein Mensch da.
    »Ein Todeskommando hat hier letzte Woche aufgeräumt«, erklärte der Junkie über die Schulter hinweg. »Jetzt traut sich keiner mehr her.«
    Sie wateten knietief durch Abwasser. Plötzlich blieb der Junkie stehen und legte eine Hand ans Ohr.
    »Hör mal.«
    Nathan blieb stehen. »Ich höre nichts.«
    Der Junkie zuckte die Achseln und ging weiter. Sie erreichten eine aufgemauerte Wand mit einem Spalt obenauf. Gerade groß genug, um durchzukriechen.
    »Gib mir den Würfel«, sagte Nathan. Der Junkie zögerte.
    »Gib schon her.« Nathan streckte ihm eine Hand entgegen. Der Junkie warf den Würfel hinein.
    »Du zuerst«, sagte Nathan. »Keine Tricks oder du kriegst deinen Koks nicht zurück.«
    Der Junkie kletterte hoch und wand sich durch den Spalt. Nathan folgte ihm auf den Fersen. Er schürfte sich an der Decke den Rücken auf. Auf der anderen Seite führte ein weiterer Tunnel in die Dunkelheit.
    Mit finsterer Miene starrte der Junkie Nathan an. Nathan wollte eben etwas sagen, als ein Geräusch durch den Spalt in der Wand hinter ihnen kam.
    Der Junkie machte große Augen.
    Wieder hörten sie es. Es waren Stimmen, die durch den Tunnel hallten.
    Der Junkie stürzte sich auf Nathan. Seine Finger fuhren auf seine Augen zu. Nathan strauchelte, verlor das Gleichgewicht. Der Junkie rammte ihn mit der Schulter, aber Nathan stieß ihn zurück, pinnte ihn gegen die Wand und drückte ihm den Schraubendreher gegen die Gurgel, bis das Blut kam.
    »Was hab ich eben gesagt?«, fragte Nathan.
    »Lass mich los.«
    »Das nächste Mal stirbst du.«
    »Wir müssen hier raus«, japste der Junkie. »Die Stimmen. Das war ein Todeskommando.«

Kapitel 56
    Bogotá, Kolumbien
14. April 2011
    »Dann beeil dich.« Nathan schob den Junkie grob vor sich her. »Mach, geh zu.«
    Der Junkie taumelte los, strauchelte, fing sich wieder. In dem Blick, den er Nathan über die Schulter zuwarf, lag ein solcher Hass, dass Nathan unwillkürlich den Schraubendreher fester umfasste. Eine falsche Bewegung, und der Kerl bekäme die angeschliffene Spitze zu spüren.
    Aber der Junkie ging weiter, immer gerade

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