Schwarzer Koks (German Edition)
und Paps in den Wahnsinn getrieben. Hier, nimm.«
»Ich brauche nichts, danke.«
»Du isst nichts.«
»Ich arbeite nicht gut mit vollem Magen.«
»Ah, ich verstehe.«
Sie starrte die
empanada
an. Dann warf sie sie zurück in die Tüte und setzte sich auf das Sofa. Nur auf den Rand. Sie senkte den Blick auf ihre Hände.
»Bist du sicher, dass das eine so gute Idee ist?«, fragte sie.
»Wenn Manuel Recht hat, dann muss ich da hin.«
Er hätte Lucia am liebsten an sich gerissen und geküsst. Er schob das Verlangen beiseite. Sie sah zu ihm auf. Etwas blitzte in ihren Augen.
»Warum kann er nicht selbst gehen?«, fragte sie.
Nathan nahm sich die Glock vor.
»Nathan?«
»Das ist meine Aufgabe. Manuel hat sich um seine Campesinos zu kümmern.«
»Ihr Polizisten, ihr… ihr…« Sie wandte sich ab. »Du bist wie die von der ASI.«
»Ich?«
»SOCA, ASI, DEA… Ihr seid alle gleich.«
»Was redest du denn?«
»Du willst einfach nicht kapieren, was?«, rief sie.
Nathan zog den Reißverschluss seiner Jacke hoch. Für so etwas hatte er nun wirklich keine Zeit.
»Wenn ich bis morgen früh nicht zurück bin, halt dich an Manuel. Verlass das Land.«
»Nathan! Hörst du mir überhaupt zu?«
»Hier ist die Nummer von Cedric Belville.« Nathan kritzelte eine Telefonnummer auf einen Block, der auf dem Schreibtisch lag. »Im Notfall rufst du den an.«
Lucia stand auf. »Nathan.«
»Was?«
»Geh nicht…«
Kopfschüttelnd ging Nathan hinaus.
Kapitel 64
Bogotá, Kolumbien
14. April 2011
Nathan schlenderte an den hohen Mauern der Anlage lang. Ein gepanzertes schwarzes SUV mit getönten Scheiben hielt vor dem Tor. Mithilfe von Teleskopspiegeln suchten bewaffnete Posten mit Panorama-Sonnenbrillen die Unterseite nach Bomben ab. Nachdem sie sich die Papiere des Fahrers angesehen hatten, winkten sie den Wagen durch. Dann lehnten sie sich an die Wand, plauderten, steckten sich eine Zigarette an. Als zwei junge Frauen im Minirock vorbeikamen, sahen sie ihnen nach.
Nathan erhaschte einen Blick vom Inneren der Anlage. Der Eingang des Gebäudes lag gerade aus, davor befand sich ein leerer Parkplatz. Der ganze Hof war gekiest. Das Tor schloss sich wieder, bevor er noch mehr sehen konnte. Er ging weiter, tat, als wäre er ein Tourist auf einem Spaziergang.
Er ging ins nächste Café und bestellte einen doppelten Espresso. Er holte den Stadtplan heraus und sah ihn sich noch einmal an. Er hatte definitiv gefunden, wonach er suchte. Aber die Anlage sah mehr nach einem offiziellen Regierungsgebäude aus als nach einer geheimen Basis der Front 154.
Hatte Manuel da etwas missverstanden? Oder war die Front noch mächtiger, als er gedacht hatte?
Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden: Er musste da rein. Er starrte hinüber. Unmöglich, über eine drei Meter hohe Mauer zu klettern, den Stacheldraht obenauf, zu schweigen von den Kameras. Und dann die Wachen. Er hatte das Gefühl, zu Manuel und Lucia zurückgehen zu sollen, um einen neuen Plan durchzugehen.
Lucia…
Seine Gedanken kamen zurück auf ihren Ausbruch im Hotelzimmer. Sie war eine leidenschaftliche Frau, aber hatte er da eine Spur von Besorgnis entdeckt? War sie deshalb so wütend geworden. Oder war das nur Wunschdenken? Wie sollte eine Frau, schon gar eine so gescheite und schöne Frau wie Lucia, sich für einen abgewrackten, einsamen, seelisch aus dem Leim gegangenen Kerl wie ihn interessieren?
Das Koffein kitzelte ihn zurück in die Realität. Die Anlage gegenüber war im Augenblick seine einzige Spur. Er musste da irgendwie unbemerkt rein. Er bezahlte seinen Kaffee und ging in einen Touristenshop, um eine Einwegkamera zu erstehen. Dann lehnte er sich an eine Wand und beobachtete die Straße. Er brauchte nicht lange zu warten. Ein Stück die Straße hinauf schlich ein weiteres gepanzertes schwarzes SUV durch den zähen Verkehr.
Das war seine Chance.
Als das Fahrzeug kurz vor der Anlage war, trat Nathan an den Straßenrand und hob die Kamera ans Auge. Das SUV bremste scharf. Die Tür auf der Beifahrerseite sprang auf. Ein bulliger Kerl im schwarzen Anzug mit kurz geschorenem Haar und Panorama-Sonnenbrille stieg aus.
»He, was bildest du dir ein,
amigo?
«, rief er in einem Spanisch mit starkem britischem Akzent. »Her mit der Kamera.«
»Tut mir leid«, sagte Nathan auf Englisch und breitete die Hände aus. »Ich wollte meiner besseren Hälfte nur ein paar Fotos mitbringen.«
»Ist mir scheißegal.« Der Mann griff nach der Kamera. »Gib her oder ich
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