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Schwarzer Koks (German Edition)

Schwarzer Koks (German Edition)

Titel: Schwarzer Koks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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erwartete.
    »Identificación, por favor.«
    Nathan reichte ihm den Ausweis durchs Fenster.
    »Harry Singleton?« Der Posten warf einen gelangweilten Blick auf Nathan. Eine Sonnenbrille spiegelte sich in der anderen. »Neu hier?«
    Nathan nickte.
    Der Posten hielt ihm die Karte wieder hin. Er trat zurück und nahm einen weiteren langen Zug von seiner Zigarette. Sein Partner ging um das Fahrzeug herum und checkte die Unterseite mit dem Teleskopspiegel. Nathan verfolgte ihn in den Außenspiegeln. Er versuchte desinteressiert zu wirken, aber sein Herz pochte ihm bis in den Hals. Beim geringsten Anzeichen von Gefahr würde er den Rückwärtsgang einlegen und fliehen.
    Der zweite Wachmann bellte dem ersten etwas zu. Der winkte Nathan hinein. Nathan parkte das SUV neben einem anderen in einer Ecke des Hofs. Er checkte die beiden Pistolen in den Innentaschen seiner Jacke, dann stieg er aus. So locker, wie es nur gehen wollte, ging er auf den Hauptbau zu. Er war nur zweigeschossig, weiß getüncht, die kleinen Fenster mit Gittern versehen. Rechts hatte er eine kleine Veranda mit rotem Schindeldach. Links schloss sich ein kleineres, eingeschossiges Gebäude an, dessen kleine Fenster blaue Rahmen hatten. Seine Stiefel knirschten über den Kies.
    Nathan ging eine kleine Treppe vor dem Eingang hinauf. Er probierte die Schlüssel, einen nach dem anderen. Er wagte nicht, sich umzudrehen, aber er konnte die dumpfen Blicke der Wachleute geradezu spüren. Er stieß die Tür auf, als gehörte das Haus ihm. Als er eintrat, hörte er das Tor draußen zuschlagen. Seine Stiefel versanken mit einem Mal in einem cremefarbenen Teppich. Alles war so verdammt britisch: die gemusterte Tapete im Flur, der Teppich auf der Treppe mit dem Eichenhandlauf, der hölzerne Hutständer in der Ecke.
    Er schlug die Tür hinter sich zu und trat in die Lounge. Ein braunes Ledersofa, einige Sessel, ein Couchtisch in der Mitte, auf dem einige halb leere Tee- und Kaffeebecher standen. Neben einem gewaltigen Schreibtisch aus Mahagoni tickte eine nicht weniger imposante Standuhr vor sich hin. Auf dem Schreibtisch sah er einen Computermonitor mit einem Keyboard davor. Die orangefarbenen Lichter wiesen auf Standby.
    Über ihm hörte er das Knarren von Dielen. Die Pistole in der Hand, sprang Nathan hinter die Tür der Lounge. Schritte kamen die Treppe herab.
    »Es muss noch im Wagen sein«, sagte eine Männerstimme, die unverkennbar einem Schotten gehörte.
    »Ich hätte schwören können, dass ich es mit reingebracht habe.« Die andere Stimme hatte einen nobligen Akzent.
    »Könnte auch noch in der Botschaft sein.«
    »Sir Hitler wird nicht sehr erfreut sein.«
    »Pass auf, was du sagst, Rupes«, sagte der Schotte. »Sonst lässt er dich öffentlich an die Wand stellen, hängen und vierteilen.«
    »Ist doch meine Rede. Der Mann ist übergeschnappt.«
    »Mensch, Alter, ich sag ja nur.«
    »Kannst du dir vorstellen, was los ist, wenn London davon erfährt?«
    »Tja, was sollen wir schon groß machen?« Die Schritte kamen näher. »Vielleicht ist es in der Lounge.«
    Nathan drückte sich hinter der Tür gegen die Wand. Sein Finger schloss sich um den Abzug. Er hatte das Überraschungselement auf seiner Seite; sie auszuschalten wäre nicht das Problem. Allerdings würden die Schüsse die Wachposten alarmieren. Und eine Belagerung würde er nicht überstehen.
    Die Flanke eines Gesichts erschien an der Türkante. Der Schotte sah jünger aus, als seine raue Stimme das hätte vermuten lassen. Er hatte kurzes Haar, einen Drei-Tage-Bart, Koteletten und eine stumpfe Nase, die einen Schlag zu viel abbekommen zu haben schien.
    »Nee, sagte er. »Muss noch im Wagen sein.«
    Die Vordertür öffnete sich und fiel wieder zu. Nathan gestattete sich einen Seufzer der Erleichterung. Er wartete einige Sekunden, dann spurtete er durch die Tür in den Flur und die Treppe hinauf. Oben angekommen, ging er in die Hocke.
    Es gab drei Türen mit blanken Messingknäufen, die alle geschlossen waren. Er probierte die erste. Nichts als ein Doppelbett mit dicken, flauschigen Kissen, ein Bücherregal mit einer Gesamtausgabe von Jeffrey Archers Werken und in der Ecke ein glänzender Ledersessel. Die zweite Tür führte in ein riesiges Bad mit Marmorfliesen, einer eisernen Wanne mit goldenen Hähnen und einer Dusche, die groß genug für einen Elefanten schien.
    Auch das dritte Zimmer war groß und teuer eingerichtet. Auf der einen Seite stand ein polierter Schreibtisch, in der Ecke eine Glasvitrine,

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