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Schwarzer Koks (German Edition)

Schwarzer Koks (German Edition)

Titel: Schwarzer Koks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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Flügeltür des Speisesaals angelangt. Die Hand des Security-Mannes war wie ein Schraubstock. Ihr blieben nur noch Sekunden, bevor man sie unsanft auf die Straße setzte. Sie versuchte sich dem Mann zu entwinden. Sie griff nach dem Türknauf und drehte sich noch einmal um.
    »Ein Drogenkrieg, der sich rund um die Welt ausgebreitet und dabei für Tod und Zerstörung gesorgt hat. Ein Krieg, der Terroristen und Kriminellen Mittel und Wege an die Hand gibt, ungeheure Summen zu verdienen. Ein Krieg, der nun fünfzig Jahre währt und den wir doch nie gewinnen können.«
    Lucia glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Was hatte der Präsident da eben gesagt? Der Typ von der Security zerrte ihre Hand von der Tür. Sie sah sich verzweifelt nach etwas um, wonach sich greifen ließ, nach jemandem, der ihr half.
    »Deshalb rufe ich heute Abend dazu auf, diese Gewalt zu beenden, diesen Bürgerkrieg, den Krieg gegen die Drogen–«
    Eine Art Spucken zischte durch den Saal.
    Der Präsident taumelte nach hinten, einen Schritt, zwei Schritte. Sein Gesicht, auf den beiden Bildschirmen x-fach vergrößert, war aschfahl, fassungslos, sein Mund wollte sich nicht mehr schließen, seine Augen weiteten sich, wurden schmal, weiteten sich einmal mehr. Er zog die Stirn in Falten. Verängstigt. Entsetzt. Sein Hemd, eben noch blütenweiß rötete sich wie ein Blatt Löschpapier. Blut ergoss sich über seine Hände auf die Karteikarten, die rund um ihn zu Boden fielen.
    Fassungsloses Schweigen legte sich über den Saal. Der Präsident brach zusammen.
    Eine Frau schrie auf. Dann explodierte die Bühne.

Kapitel 90
    Putumayo, Kolumbien
17. April 2011
    Stachliges Gestrüpp zerrte an Nathans Kleidung. Mit der Machete bahnte er sich einen Weg durch das dichte Unterholz. Gräser, Farne, Gestrüpp und Ranken behinderten sein Fortkommen; alles wuchs dem bisschen Licht entgegen, das durch den dichten Baldachin des Regenwalds drang.
    Manuel hackte ein paar Meter vor ihm auf den Wald ein. Sein Arm hob und senkte sich wie eine Maschine. Schweiß lief ihm den Hals hinunter und sammelte sich in einem dunklen Fleck auf dem Rücken seines grünen Hemds. Trotzdem arbeitete er sich durch den Dschungel wie unter dem Einfluss einer übernatürlichen Kraft. Die furchtbaren Prügel, die er bezogen hatte, hätte man ihm jedenfalls nicht angemerkt. Aber vielleicht hatte er auch schon vor Jahren gelernt, seinen Schmerz zu verdrängen.
    Nathan blieb einen Augenblick stehen. Bilder von seiner toten Schwester kamen ihm in den Sinn.
    Manuel sah sich nach ihm um. »Alles in Ordnung?«
    Nathan nickte.
    Manuel holte die mittlerweile zerschlissene Karte aus der Gesäßtasche seiner Kampfhose. Er breitete sie aus. Nathan griff sich eine Ecke, Manuel die andere.
    »Wir befinden uns hier in Sekundärdschungel«, sagte Manuel und wies mit dem Finger. »Hier drüben ist alles Primärdschungel. Da geht es sich leichter. Da ist auch der Stützpunkt.
    »Was haben die Typen dich denn gefragt?«
    »Ob ich allein bin.«
    »Und?«
    »Was denkst du? Ich verrate doch nicht meine Freunde.«
    »Sie schienen ziemlich relaxt«, sagte Nathan.
    »Weil die Front ihrer Ansicht nach so oder so nicht mehr aufzuhalten ist.«
    Sie arbeiteten sich weiter. Das dichte Unterholz dünnte aus. Die Bäume hoben sich wenigstens sechzig Meter über ihre mächtigen Wurzeln hinaus; erst weit oben entwickelten sie eine Laubkrone. Es wurde kühler hier, da das dichte Laubwerk über ihnen die Hitze abhielt. Auf dem Boden drängten Farne durch den Teppich aus Laub und Moos.
    Sie legten eine Pause ein. Nathan riss einen Energieriegel aus seinem Rucksack auf.
    »Lucia«, sagte Manuel und sah Nathan dabei neugierig an, »sie mag dich.«
    Nathan biss in den Riegel.
    »Ich sehe einer Frau so was an, weißt du«, sagte Manuel. »Ich sehe es in ihren Augen. Als wir gestern losflogen, war sie ziemlich aus der Fassung.«
    Nathan hob die Achseln.
    »Ich spüre deinen Kummer«, sagte Manuel. »Lass dich davon bloß nicht auffressen.«
    Nathan verschlang den letzten Bissen seines Powerriegels und spülte mit einem Schluck Wasser aus seiner Flasche nach. Er nahm seine Machete auf und prüfte mit dem Daumen die Schneide. Sie war noch scharf. Er stand auf, biss die Zähne zusammen und wollte eben wieder auf den Dschungel einhauen, als ihm ein Gedanke kam.
    »Manuel, ich wollte dich schon lange was fragen.«
    Manuel stand auf. »Schieß los.«
    »Sagt dir der Name El Patrón etwas?«
    Manuel wich zurück, als hätte man ihn geohrfeigt.

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