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Schwarzer Koks (German Edition)

Schwarzer Koks (German Edition)

Titel: Schwarzer Koks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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sich an und ging in die Küche. Er war noch immer benommen und völlig ausgelaugt, also machte er sich eine Tasse starken Kaffee und ein Spiegelei auf Toast.
    »Caitlin?« Keine Antwort.
    Er spähte in die Diele. Ihr Mantel und ihre Handtasche waren nicht da, wo sie hingehörten; sie musste wohl ausgegangen sein. Während er aß, hörte er Radio. Die Nachrichten drehten sich um den Nahen Osten, wo die Aufstände sich von einem Staat auf den anderen ausbreiteten. Sah ganz so aus, als sei die Front aus den Schlagzeilen verschwunden. Flüchtig erwähnte man die Ermittlungen der Polizei hinsichtlich einiger Schießereien in North Londoner Crackhäusern, aber das war es auch schon.
    Er rief im Krankenhaus an und schaffte es, zu Steves Freundin durchzukommen. Sie war etwas klarer als am Tag zuvor. Steve war im Koma, hatte aber die kritischen Stunden überlebt. Er würde überleben, aber es würde Wochen, wenn nicht Monate dauern, bis er wieder auf den Beinen war.
    Nathan überlegte, ob er Cedric anrufen sollte. Nein, das konnte warten. Er musste sich noch etwas ausruhen, abgesehen davon war ohnehin Sonntag. Er versuchte die Ereignisse in dem Crackhaus zu verdrängen. Er hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen. Er hätte Steve erst gar nicht auf den Gedanken bringen dürfen! Er würde der SOCA eine Menge zu erklären haben.
    Er musste sich beschäftigen. Er ging zurück in sein Zimmer und suchte im Internet Informationen über den Drogenhandel in Jamaika – irgendetwas, was ihn weiterbringen könnte, selbst wenn es nur Hintergrundinformationen waren. Auf der Website der BBC fand er einen Artikel, laut dem jamaikanische Banden einige Wochen zuvor einen ausgewachsenen Krieg gegen eine Crackgang aus North London vom Zaun gebrochen hatten. Es ging um Anteile am Drogenmarkt.
    Eine North Londoner Crackgang? War damit Tonys Gang gemeint.
    Hatte Amonite damit zu tun gehabt?
    Darüber hinaus war auch auf anderen Websites nicht viel mehr in Erfahrung zu bringen. Es war immer ein und dieselbe Geschichte in zahllosen Versionen. Journalisten waren auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Sie recycelten nur immer wieder ein und dieselbe Story.
    Er stieß auf einen Bericht über Verbrechen, Gewalt und wirtschaftliche Entwicklung in der Karibik; er stammte von der Weltbank und dem Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung. Man sah im Drogenhandel den Hauptgrund für den hohen – und weiter steigenden – Level an Gewalt und Verbrechen in der Region. Was Nathan ziemlich offensichtlich schien. Nathan war einmal im Rahmen eines Fortbildungskurses der SOCA in Kingston gewesen. Mit eigenen Augen hatte er die großartigen Anwesen der Drogenbarone gesehen, die die Hänge der Blue Mountains um die Stadt überzogen. Er hatte den von Kriminalität gebeutelten Slum Tivoli Gardens besucht, wo man Morgen für Morgen die Opfer der Bandenkriege um die Drogenreviere fand. Und jeden Tag wurden es mehr. Er hatte mit den überforderten und demoralisierten Polizisten gesprochen, die außerstande und oft längst nicht mehr willens waren, etwas dagegen zu tun.
    Er nahm seine Recherchen bezüglich Kolumbien wieder auf, von dessen großen Erfolgen im Krieg gegen die Drogen allenthalben die Rede war. Er fand einen Artikel mit einem Zitat des UNODC-Direktors vom Juni, in dem es hieß, dass die Strategie der kolumbianischen Regierung, Sicherheits- und Entwicklungspolitik miteinander zu verbinden, sich auszuzahlen begann. Allein 2009 habe man 200 Tonnen Kokain beschlagnahmt, was man als bedeutende Leistung rühmte. Erst einen Monat zuvor habe der Internationale Suchtstoffkontrollrat Kolumbien von der Liste der Länder genommen, die der besonderen Beobachtung bedürfen. Begründet hatte man das mit erheblichen Fortschritten. Laut UNO habe die Ausmerzung des Kokaanbaus im großen Stil zwischen 2000 und 2009 zu einem Rückgang um 58 Prozent geführt. Die Berichte über die Kokainproduktion waren jedoch ziemlich widersprüchlich; einigen zufolge war sie im Sinken begriffen, laut anderen stieg sie gewaltig an. Tatsache war, dass die Kriminalität in den Städten aufgrund des zunehmenden Kokainkonsums im Land stetig stieg.
    Nathan legte den Kopf in die Hände. Die Sinnlosigkeit von alledem war deprimierend. Das rapide Anwachsen der Front war ein klarer Hinweis darauf, dass Kolumbiens Drogenstrategie ein Schuss in den Ofen war. Bestätigt fand er das jedoch nicht. Nur weitere Angstmache seitens der Behörden.
    Er lehnte sich in seinen Stuhl

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