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Schwarzer Koks (German Edition)

Schwarzer Koks (German Edition)

Titel: Schwarzer Koks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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wischte sich ein Stäubchen vom schwarzen Hemd. Die Welt der Politik war für sie ein Buch mit sieben Siegeln. Sie nahm die Rolltreppe nach unten in die Lobby. Sie kam an Lucia vorbei, die mit dem Sicherheitsmann stritt. Er hielt ihren Pass außer Reichweite und schob sie in Richtung Eingang. Lucia gestikulierte heftig.
    Amonite fand eine ruhige Ecke. Sie rief Dex an.
    »He, Boss«, meldete er sich. »Was gibt’s?«
    »Finde alles über einen gewissen Nathan Kershner heraus. Wo er wohnt, mit wem er verkehrt, mit wem er ins Bett geht. Und schick’s mir rüber.«
    »Alles klar, bis wann?«
    Sie sah auf ihre Uhr. »Sechzehn Uhr.«

Kapitel 19
    North London, England
9. April 2011
    Es war bereits 13.00 Uhr, als Nathan benommen in seine Wohnung kam. Caitlin saß in der Küche, ihr Blick weiß Gott wo, die Finger um einen Becher Kaffee. Sie war noch im Morgenmantel, ihr Haar unfrisiert. Nathan murmelte ein »Hallo« und ging direkt in sein Zimmer. Er trat sich die Schuhe von den Füßen, hängte seine Jacke über die Stuhllehne und warf sich aufs Bett.
    Steve war nicht gestorben. Als die Sanitäter kamen, hatten sie noch einen minimalen Puls festgestellt, zu schwach als dass Nathan ihn hätte fühlen können. Aber er befand sich in kritischem Zustand: eine Bauchwunde mit heftigen inneren Blutungen, der Stich in die Brust hatte um Haaresbreite das Herz verpasst. Die Sanitäter meinten, er könne von Glück reden, dass er noch lebe.
    Nathan hatte Steves Freundin angerufen und dann im University College Hospital an seiner Seite gewartet, bis sie aufgetaucht war. Sie war in Tränen ausgebrochen beim Anblick ihres Verlobten: leichenblass, bewusstlos, am Beatmungsgerät. Nathan hatte sich selbst die Tränen verbeißen müssen, als die Erschöpfung über ihm zusammenschlug. Er war in ein Taxi gesprungen und nach Hause gefahren. Unterwegs hatte er daran gedacht, sich mit Cedric in Verbindung zu setzen, hatte sich dann aber dagegen entschieden. Er brauchte Zeit zum Nachdenken, musste sich ausschlafen, Abstand gewinnen, die nächsten Schritte überlegen.
    Kaum hatte er sich hingelegt, fiel er auch schon in einen unruhigen Schlaf. Nur vage bekam er das Knallen der Wohnungstür mit. Wahrscheinlich ging Caitlin für den Nachmittag weg. Er träumte von Mexiko. Er fuhr in einer nicht als Polizeifahrzeug gekennzeichneten Rostlaube von einem Van durch die Seitenstraßen von Juárez. Hinten drin saßen vier Leute von den Spezialkräften in Zivil, alle bis an die Zähne bewaffnet: leichte MGs vom Typ Minimi im Natokaliber, Pistolen vom Typ Sig Sauer 230 und Splittergranaten. Einer von ihnen war Steve, der Witze riss und den anderen grinsend auf die Schulter klopfte. Was hatte er in Mexiko zu suchen? Er hatte doch gar nicht zum Team gehört. Sollte er nicht irgendwo im Krankenhaus liegen?
    Sie fuhren in Richtung eines Anwesens, in dem sich einem Informanten zufolge Amonite mit Don Camplones aufhielt. Als sie hinkamen, ragte eine knapp drei Meter hohe, mit den Narben von Einschüssen übersäte Mauer über ihnen auf. Das Ganze sah unbewohnt aus. Es war totenstill. Der Himmel verdüsterte sich, wurde schwarz. Die Jungs von den Spezialkräften wurden immer kleiner. Beim nächsten Augenaufschlag waren sie verschwunden. Die Mauern um das Anwesen wuchsen in den Himmel, türmten sich über einem verängstigten Nathan auf. Er wollte davonlaufen, aber seine Schuhe klebten auf der Erde. Ihm wurde klar, dass er in eine Falle getappt war, dass Amonite jeden Augenblick auftauchen, dass die Folter beginnen würde und damit der Schmerz.
    Er schrie.
    Er fuhr hoch; sein Herz raste. Er riss sich das Hemd vom Körper, griff nach der Flasche Wasser auf dem Schreibtisch, trank sie in einem Zug aus. Er warf einen Blick auf den Wecker auf seinem Nachttisch: 11.12 Uhr.
    Die Tür zu seinem Zimmer sprang auf.
    »Was zum Geier treibst du denn?«, fragte Caitlin.
    Nathan konnte nicht antworten. Er wartete darauf, dass sein Atem sich wieder beruhigte.
    »Nathan, was ist denn gestern passiert? Du sahst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.«
    Nathan schüttelte den Kopf. Er wollte nicht darüber reden.
    »Du hast fast vierundzwanzig Stunden geschlafen.« Caitlin lehnte sich an die Wand. »Du musst ja völlig fertig gewesen sein.«
    Nathan sank zurück aufs Bett und schloss die Augen. Er hörte Caitlin seufzen, bevor sie wieder hinausging. Er wälzte sich auf die Seite und stellte sein Handy an. Keine Nachrichten. Er stand auf und taumelte in die Dusche. Dann zog er

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