Schwarzer Koks (German Edition)
konntest.« Er drückte verschiedene Knöpfe. »Ich komm nur ums Verrecken nicht dahinter, wie das Teil funktioniert. Ah, jetzt.«
Dampf zischte aus der Maschine wie aus einem Vulkan.
Cedric wich zurück. »Hmm, sollte eigentlich nicht sein.« Er drückte einen weiteren Knopf. Die Maschine begann zu gurgeln.
Nathan spürte, wie sein Zorn sich verflüchtigte. Cedrics Talent, bestimmte Situationen zu entschärfen, konnte zuweilen richtig ärgerlich sein.
»Warte, lass
mich
mal«, sagte Nathan.
»Ah, danke.«
»Wir haben dieselbe daheim.«
Nathan ließ Kaffee in zwei Tassen. Er reichte eine davon Cedric, der sich damit hinter seinen Schreibtisch setzte. Über den Rand der Tasse hinweg blickte er zu Nathan auf. Nathan sank in den Sessel und rieb sich die Augen.
»Wie geht’s Caitlin?«
»Prima.«
Sie starrten einander an.
»Also, die anonyme Quelle«, sagte Cedric schließlich, »die bin ich schon mal nicht.«
»Wer denn dann?«
Cedric hob die Achseln. »Erzähl du mir lieber, was passiert ist.«
Nathan schilderte ihm die Ereignisse um Tonys Tod. Cedric starrte vor sich hin wie in Gedanken verloren.
»Nathan, das tut mir alles so Leid.«
»Ist Amonite der Boss?«
»Ich weiß es nicht.«
»Aber du weißt mehr, als du mir sagen willst, ja?«
»Ich kann das im Augenblick wirklich nicht erklären.«
Nathan schüttelte müde den Kopf. »Ist die Mission in Kolumbien inzwischen genehmigt?«
»Ich bin dran. Du musst mir einfach vertrauen.«
»Will George noch eine Ermittlung scheitern sehen?«
»Ich glaube nicht, dass George in solchen Kategorien denkt. Er ist Politiker. Typischer Karrierist. Genau das Gegenteil von dir.«
Nathan kam ein Gedanke. »War er die anonyme Quelle?«
»Ich erlaube mir da keine Spekulationen.«
Cedric sah auf seinen Monitor. Er hob einen Finger. »Augenblick.« Er zog die Brauen hoch. Sein Gesicht verfinsterte sich, während er las.
Nathan schlürfte seinen Kaffee und sah sich um. Das Büro war nüchtern und funktionell, fensterlos – nichts als ein Schreibtisch und graue Wände darum herum. Keine Fotos von der Familie, keine Kinderkrakeleien, keine Auszeichnungen. Es war typisch für Cedrics bescheidene Art. Auf der weißen Tafel befand sich ein Netzdiagramm: Cedric hatte die Namen der wesentlichen Unterweltbosse umkringelt und untereinander mit Linien verbunden. Das Ganze sah wie eine Spinnwebe aus.
»Schön zu sehen, dass du meine Mapping-Technik benutzt.« Nathan wies auf die Tafel. »Amonite fehlt.«
Cedric schüttelte den Kopf.
»Wieso?«
Cedric blickte an Nathan vorbei und wollte eben etwas sagen, als Nathan ihm zuvorkam: »Ich kann einfach nicht glauben, dass du dir das von George kaputtmachen lässt.«
»Hat mich jemand gerufen?«, sagte eine forsche Stimme hinter ihnen.
Nathan fuhr herum. Da stand er, in der Tür, Sir George, hochgewachsen, kerzengerade, Haiaugen, affektiertes Lächeln.
»Na, wen haben wir denn da?« Er glitt auf sie zu. »Wenn das nicht unser Star-Agent ist. Haben Sie noch nicht genug angerichtet?«
Nathan nahm eine Büroklammer vom Schreibtisch und begann sie zu verbiegen. Er hätte gute Lust gehabt, dem Mann das aufgeblasene Grinsen von der Visage zu hauen. George beugte sich vor und offenbarte ihm Falten auf der Stirn, die selbst die Gesichtsstraffungen, von denen man munkelte, nicht hatten verstecken können.
»Was haben Sie zu ihrer Verteidigung vorzubringen?«, fragte er.
»Ich wusste nicht, dass man mir den Prozess machen will.«
Sir George wandte sich an Cedric. »Haben Sie’s ihm gesagt?«
»Mir was gesagt?« Nathan sah von einem zum anderen.
»Sagen Sie’s ihm, Cedric.«
»Tut mir wirklich Leid, Nathan.« Cedric ließ die Schultern hängen. »Du bist suspendiert.«
»Was?«
»Wir untersuchen Ihre Verantwortung bei dem Mordversuch an Steve Willinston«, sagte Sir George mit einem triumphierenden Lächeln.
Cedric drehte den Monitor herum und wies auf eine E-Mail mit dem Betreff: »Ermittlungsverfahren gg Nathan Kershner«. Darunter sah er eine lange Liste mit einem Punkt vor jeder Zeile: »Beurteilungsfehler« und »Disziplinarmaßnahmen«, einige unterstrichen, einige fett.
Nathan kam sich vor wie nach einem Tritt in den Magen. Wochen der Erschöpfung mischten sich mit Zorn und Schock, schnürten ihm den Hals zu, trockneten ihm den Mund aus, trübten seinen Verstand. Mit einem Mal war er sich sicher, dass Sir George der BBC die Meldung durchgestochen hatte. Frustriert biss er die Zähne zusammen.
George wandte sich an
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