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Schwarzer Koks (German Edition)

Schwarzer Koks (German Edition)

Titel: Schwarzer Koks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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Nathan rannte weiter, an Autos voll Menschen vorbei, die stur geradeaus blickten in dem Versuch, nichts zu sehen. Wieder wurde geschossen. Diesmal war der Schütze schon weiter weg.
    In Nathans Kopf drehte sich alles. Er lief weiter. Er sprang über eine Absperrung in eine Nebenstraße, hetzte Reihen von Wohnblöcken lang. Bald hatte er einen stechenden Schmerz in der Brust. Das Adrenalin hielt ihn auf den Beinen. Er rannte und rannte, bis er meinte, Stunden gelaufen zu sein. Er rief sich den Stadtplan von Bogotá vor Augen, den er sich vor dem Abflug eingeprägt hatte, und folgte der Rasterstruktur in Richtung Zentrum. Schließlich drosselte er das Tempo und begann forsch auszuschreiten. Passanten sahen ihn argwöhnisch an.
    Die Realität seiner Lage traf ihn wie ein Schuss. Er befand sich tief in feindlichem Territorium, und das ohne Rückendeckung der SOCA, die ihm im Normalfall über die amerikanische DEA und andere Vollzugsbehörden hätte beistehen können. Die Front hatte vermutlich überall ihre Spitzel: auf der Straße, bei der Polizei, womöglich sogar in Manuels Campesino-Bewegung. Amonite ging offensichtlich kein Risiko ein. Sie hatte bereits Killer auf ihn angesetzt. Was nichts anderes bedeutete, als dass jemand bei der SOCA von seiner Ankunft gewusst hatte. Und der hatte sie ihr gesteckt.
    Sir Georges arrogante Visage tauchte vor ihm auf. Nathan hatte keinerlei Beweise dafür, dass er der Schuldige war, es war nur ein Bauchgefühl. Aber das hatte sich oft genug als richtig erwiesen.
    Er bog um eine weitere Ecke. Er sah sich in einer Straße voll orange-, rosafarbener und blauer Häuser. Sie führte in Richtung Berg. Sie war verlassen. Er ging weiter – ruhige Nebenstraßen, belebte Hauptstraßen, Hochhäuser, Einkaufszentren –, bis er in La Candelaria, dem wiederbelebten historischen Altstadtkern von Bogotá, angelangt war.
    Die Sonne begann eben unterzugehen, als er die engen, kopfsteingepflasterten Straßen langging, vorbei an Touristen, die staunend vor den Reihen gelber Häuser mit orange- oder schwarzgestrichenen Türen und geschnitzten Balkonen standen. Er stolperte in ein kleines Hotel und klingelte an der Rezeption.
    »
Sí, señor?
« Ein übernächtigter junger Mann in einem grünen Anzug erschien in der Tür hinter der Rezeption.
    Nathan nahm sich ein Zimmer. Er bezahlte im Voraus. Ohne sich auszuziehen, sank er auf ein ächzendes Bett. Selbst die Schuhe hatte er noch an. Er drehte sich auf den Rücken. Er hatte den Rucksack mit den Sachen zum Wechseln und dem anderen Kram im Taxi gelassen. Er tastete nach der Geldkatze unter seiner Hose. Wenigstens hatte er sein Geld, den Pass und die Kreditkarte mit. Er holte das Telefon aus der Jacke. Er wählte Manuels Nummer.
    Eine mürrische Stimme meldete sich. »
Sí?«
    »Manuel?«
    »Nathan. Endlich. Wo bist du?«
    »Wo können wir uns treffen?«
    »Catedral Primada. In einer Stunde.«
    »Okay. Und Manuel?«
    »Ja?«
    »Pass auf, dass dir niemand folgt.«

Kapitel 32
    Bogotá, Kolumbien
12. April 2011
    Ein schrilles metallisches Piepsen weckte Nathan. Völlig benommen, setzte er sich auf. Er stellte den Alarm an seinem Telefon ab.
    Er hatte eine halbe Stunde geschlafen. Er rollte sich aus dem Bett und sah im Spiegel des Badezimmers nach seiner Schulter. Sie war grün und blau wie ein verschmiertes Tattoo. Aber es war nichts gebrochen.
    Er verließ das Hotel, trat hinaus auf die Straße, auf der es so lebhaft zuging, dass er im ersten Augenblick völlig verwirrt war. Hupende Fahrzeuge standen Stoßstange an Stoßstange, stießen Abgase aus, Mopeds schossen durch die Lücken, die sich auftaten und wieder schlossen wie die metallenen Mäuler einer tödlichen Falle. Nathan traf auf einen Straßenhändler, der in einem Hauseingang stand, und kaufte eine
arepa:
einen Maisfladen mit Schinken, Käse und Eiern.
    Kauend erreichte er die Plaza de Bolivar mitten im Touristenzentrum der alten kolonialen Stadt. Historische Steinbauten türmten sich rund um den zur Fußgängerzone erklärten Platz auf. Auf der Ostseite stand die Catedral Primada, deren scharfe Spitzen auf den barocken Türmen eben, wie der Pinsel eines göttlichen Malers, der bedeckte Abendhimmel zu verschmieren begann.
    Nathan warf einen Blick über den Platz. Er sah nichts als Touristen und einige Kolumbianer, die nach einem langen Arbeitstag noch spazieren waren. Niemand bedachte ihn mit einem verstohlenen Blick. Niemand wandte sich plötzlich ab. Niemand änderte abrupt sein Gebaren.
    Eine

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