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Schwarzer Koks (German Edition)

Schwarzer Koks (German Edition)

Titel: Schwarzer Koks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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steinernen Korridor lang. Kondenswasser tropfte von der Decke. Schummrige Lampen in regelmäßigen Abständen sorgten für gespenstisches Licht, wiesen auf dunkle Abzweigungen zu geheimen Räumen in weiteren Korridoren. Die Front hatte den Komplex einer paramilitärischen Gruppe abgerungen, die ihn Jahre zuvor in ihrem Kampf gegen die aufständische FARC gebaut hatte; zur Zwangsarbeit rekrutierte Bauern hatten ihn in den Stein gehauen. Er hatte dazu gedient, Menschen verschwinden, foltern oder standrechtlich erschießen zu lassen. Die Front war dabei, ihn zu einer ihrer Operationsbasen auszubauen.
    Aber für derlei Gedanken hatte sie im Augenblick keine Zeit; zu sehr beschäftigte sie dieser Nathan Kershner. Sir George hatte sie wissen lassen, dass er nach Kolumbien unterwegs war, und Dex hatte ihn am Flughafen nicht aufhalten können. Kershner hatte ihre Pläne schon einmal durchkreuzt, seinerzeit in Mexiko; es kam nicht in Frage, dass er ihr auch hier in die Quere kam.
    Amonite bog nach links ab, dann wieder nach rechts in einen Korridor, der sie vor eine weitere graue Metalltür führte. Diese öffnete sich summend und gab den Blick auf einen langen, gut beleuchteten Raum mit Dutzenden von Tischen und Bänken frei. Männer in weißen Kitteln saßen über Reagenzgläser, Computer und andere elektronische Geräte gebeugt. Amonite hatte keine Ahnung, wozu die meisten von ihnen dienten, schließlich war sie mit fünfzehn von der Schule abgegangen und hatte sich mit Wissenschaft kaum befasst; sie wusste nur, dass sie teuer und auf dem neuesten Stand der Technik waren.
    Sie nickte einem der Wissenschaftler zu, der sofort herüber kam. Er war hochgewachsen, gut gebaut, ein eleganter Mann mit kantigen Zügen und wie mit dem Stift gezogenen Brauen; er erinnerte sie an eines der Models in den In-Flight-Magazinen, die sie gern heimlich einsteckte. Er trug einen dreiteiligen Nadelstreifenanzug, der eher in die Wall Street gepasst hätte als in ein unterirdisches Labor mitten im Regenwald. Aber er sah schneidig aus, um Sir George zu zitieren.
    »Na, Herbert, wie läuft es denn?«, sagte Amonite und zerquetschte dem Mann schier die Hand.
    Herbert verzog das Gesicht. »Wir kommen gut voran.«
    »Und die Experimente?«
    »Laufen gut, sehr gut.« Herbert führte Amonite in eine Ecke neben eine geschlossene Blechtonne. Er rieb sich die Hand. »Ich muss mit dir reden.«
    Amonite schürzte die Lippen.
    Herbert sah sich nervös um. »Können wir dazu nach nebenan gehen?«
    Amonite brummte. Sie folgte Herbert durch eine weitere Tür in einen kleineren Raum mit einem Metalltisch und zwei weißen Plastikstühlen, der sich wie der Vernehmungsraum einer Polizeiwache ausnahm. Sie setzte sich, aber für eine breite Frau wie sie war die Sitzfläche zu schmal. Sie setzte sich unbehaglich zurecht und versuchte die Beine übereinander zu legen. Der Stuhl ächzte. Sie streckte die Beine, versuchte sich ihre Verlegenheit nicht anmerken zu lassen und sah Herbert an.
    »Also?«, sagte sie.
    Herbert starrte sie an. Sie vermochte den Ausdruck auf seinem geradezu absurd hübschen Gesicht nicht zu deuten: Hatte er Angst? War er angewidert oder einfach nur ratlos? Sie hätte am liebsten Hackfleisch aus der hübschen Larve gemacht.
    »Also?«, wiederholte sie.
    »Wir sind da auf einige kleine Probleme gestoßen.«
    »Kleine Probleme? Ihr auch?«
    »Wir haben sie aber gelöst. Hatte mit der Übersetzung der in der DNA enthaltenen Informationen zu tun. Die Spleißung hat zwar geklappt aber nicht die Übersetzung der prä-mRNA ins entsprechende Protein.«
    »Willst du mich verarschen, Herbert?«
    »Sorry.«
    »Also?«
    »Eine Versuchsperson ist gestorben. Nach einer Periode paranoider Schizophrenie.«
    »Und das bedeutet?«
    »Klinischer Wahnsinn.«
    »Dummkopf!« Amonite schlug mit der offenen Hand auf den Tisch. Herbert fuhr zusammen. »Wir können uns derartige Schnitzer nicht leisten.«
    »Wir sind dabei, die Probleme zu lösen. Du musst mir glauben.«
    »El Patrón kriegt einen Koller.«
    »Bitte, sag es ihm nicht.«
    »Gib mir auch nur einen einzigen Grund.«
    »Noch ein paar Tage.« Herberts Hals über der Seidenkrawatte und dem engen Kragen war puterrot. »Mehr brauche ich nicht. Unsere Versuchspersonen zeigen ein starkes Craving nach Black Coke.«
    »Bis sie krepieren.«
    Sie musterte Herbert, der zitternd vor ihr saß. Er mochte als Wissenschaftler ein Genie sein, aber er war ein Feigling. Und wenn sie etwas nicht haben konnte, dann waren das

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