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Schwarzer Koks (German Edition)

Schwarzer Koks (German Edition)

Titel: Schwarzer Koks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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um.
    Der Mann hustete, blinzelte, tastete den Tisch nach einer Serviette ab, wischte sich damit übers Gesicht.
    »Das hätten Sie nicht tun sollen«, sagte er mit loderndem Blick durch das Bier, das ihm von den Brauen lief.
    Lucias Mund war mit einem Mal staubtrocken. Das Glas entglitt ihren Fingern und zerschellte auf den Steinfliesen. Sie trat einen Schritt zurück, dann noch einen, drehte sich schließlich um und lief aus der Bar und die Straße hinab. Sie bog links ab, blieb stehen und spähte um die Ecke.
    Der Mann stand vor der Bar, ein Mobiltelefon am Ohr, während er sich mit der anderen Hand übers Gesicht wischte. Er blickte die Straße herauf.
    Sie drehte sich um und floh.

Kapitel 30
    Newark Airport, USA
12. April 2011
    Nathan stieg in Newark aus der Maschine und ging durch die Ankunftskorridore Richtung Transitzone. Der Beamte an der Passkontrolle in Heathrow hatte sich seine Papiere kaum angesehen; Nathan war unbehelligt in die Maschine gestiegen. Er hatte fast den ganzen Flug über geschlafen und fühlte sich etwas frischer als beim Abflug. Er schob die Gedanken an Caitlin beiseite und packte seine Gefühle in die hintersten Regionen seines Verstands. Er würde sich mit alledem befassen, wenn Amonite tot und die Front zerschlagen war. Er wusste, es war nicht eben die gescheiteste Reaktion auf die Ereignisse; den Tod seiner Freunde in Sierra Leone nicht verarbeitet zu haben, hatte ihm seinerzeit eine posttraumatische Belastungsstörung beschert, die er Jahre nicht mehr losgeworden war. Aber er hatte keine andere Wahl.
    Er setzte sich in ein italienisches Restaurant und bestellte einen großen Teller Spaghetti Bolognese. In seinem Magen rumorte es, während er auf das Essen wartete, so hungrig war er. Er griff sich ein Exemplar der
International Harald Tribune
von einem Halter an der Wand neben ihm. In der Titelstory ging es um die jähe Zunahme von Gewalt in Kolumbien. In Cali hatte man einen Politiker tot aufgefunden, garrottiert und zerstückelt. Der Präsident hatte Militär auf die Straße geschickt. Menschenrechtsgruppen protestierten gegen das harte Durchgreifen des Staats.
    Er blätterte sich durch die Zeitung, hielt dann plötzlich inne. Auf Seite sieben sprang ihm eine Schlagzeile ins Auge: »Scotland Yard jagt Killer-Agenten«. Der Artikel behauptete, Nathan arbeite für die Front und stecke hinter einer Reihe von Morden im Zusammenhang mit dem Drogenhandel in London während der letzten Zeit. Eine anonyme Quelle bei Scotland Yard bezeichnete ihn als »bewaffnet und gefährlich«. Glücklicherweise gab es kein Bild.
    Mit bebenden Händen steckte er die Zeitung zurück in ihr Fach. Was hatte er erwartet? Sir George würde selbst vor den übelsten Tricks nicht zurückscheuen und Cedric war zu schwach, um etwas dagegen zu tun. Nathan schüttelte den Kopf. Cedric hatte sich als ziemliche Enttäuschung erwiesen. Als man Cedric zwei Jahre zuvor zum Direktor der SOCA ernannt hatte, war Nathan beeindruckt gewesen von seiner Ruhe im Sturm und seiner Konzentration auf das Nötige. Cedric war seither zum Mentor und Freund geworden, vor allem während der finsteren Tage während des Camplones-Falls im vergangenen Jahr. Aber Sir Georges Ankunft hatte das alles zunichte gemacht. Angesichts von so viel skrupellosem Ehrgeiz war Cedric stiller, ja reservierter geworden; das ging so weit, dass seine Leute sich fragten, ob er überhaupt noch etwas zu sagen hatte.
    Was Sir George anbelangte, so hatte er ganz offensichtlich irgendwie mit der Front zu tun. Seine Verbindungen zu Kolumbien reichten viel zu weit zurück; niemand lebte so lange in Kolumbien, ohne dass der Drogenkrieg ihn auf die eine oder andere Weise verdarb. Diese Verbindung galt es aufzuspüren und zu enthüllen.
    Die Bedienung setzte ihm eine riesige Schüssel Pasta und ein Glas Wasser vor. Er hatte ganz vergessen, wie groß in Amerika die Portionen ausfallen. Dankbar für die Stärkung, langte er tüchtig zu. Das Wasser schüttete er praktisch in sich hinein. Als er fertig war, sah er auf seine Uhr. Er hatte noch zwei Stunden bis zu seinem Anschluss nach Bogotá.
    Er durchwühlte seinen Rucksack nach seinem
Lonely Planet Guide
für Kolumbien. Er schlug die Seite mit dem Stadtplan von Bogotá auf. Auf der Ostseite der Stadt lagen die beiden Dreitausender Montserrat und Guadalupe. Die Straßen der Stadt bildeten ein Gitter: die
calles
verliefen von Ost nach West, die
carreras
von Nord nach Süd. Das erleichterte die Orientierung erheblich. Er

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