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Schwarzer Koks (German Edition)

Schwarzer Koks (German Edition)

Titel: Schwarzer Koks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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Sirene. Nathan fuhr zusammen. Bewaffnete Bereitschaftspolizei in schwarzer Montur und Schirmen vor den Helmen stürzten aus einem grauen Panzerwagen und stellten sich in einer Ecke des Platzes auf. Sie beachteten Nathan noch nicht einmal. Scheinwerfer fuhren über die Wolken. Regentropfen begannen dick, warm und schmierig auf das Pflaster zu klatschen, als wollten sie es sich unterwerfen. Die Passanten stoben auseinander. Die Polizisten drängten sich wieder in ihren Truck. Nathan lief in die Kathedrale. Er wischte sich das durchnässte Haar aus den Augen. Reihen vergoldeter Pfeiler führten zu einem mit Kandelabern und diamantenbesetzten Kreuzen gespickten Altar.
    Manuel saß auf einer der Holzbänke in der Nähe der vordersten Säule, sein Arm über der Lehne, sein Kopf in Richtung Eingang gewandt. Die schwarze Augenklappe verlieh ihm etwas Finsteres. Nathan sank auf die Sitzbank vor ihm.
    »Das perfekte Wetter für einen Ausflug«, sagte Nathan, ohne sich umzudrehen.
    »Was ist los?«
    Nathan zog die Jacke aus und wischte das Wasser weg.
    »Also?«
    »Ich bin nicht der, für den du mich hältst.«
    »Das dachte ich mir schon.«
    »Ich brauche deine Hilfe.«
    »Wer bist du denn?«
    Nathan zog sich die Jacke wieder über. Er erschauerte. Manuel die Wahrheit zu sagen, fiel ihm nicht leicht.
    »Ich kann dir nicht helfen«, sagte Manuel, »wenn du mir nicht sagst, wer du bist.«
    »Ich arbeite für den britischen Staat.«
    »MI6?«
    »Die Serious Organised Crime Agency.«
    »Drogen?«
    Nathan nickte. Manuel sagte nichts. Nathan drehte sich zu ihm um. »Ich hatte keine andere Wahl.«
    Manuel starrte ihn so intensiv an, als wollte er ihn mit seinem Blick durchbohren. Das Treffen mit ihm, dachte Nathan, war vielleicht doch keine so gute Idee.
    »Erinnerst du dich noch an unser Gespräch, als wir in mein Dorf kamen?«, fragte Manuel. »Als du mich gefragt hast, was uns motiviert? Vertrauen und Loyalität.«
    »Du kannst mir vertrauen.«
    »Du hast mir nicht die Wahrheit gesagt.«
    »Es ging nicht anders.«
    Manuel legte die Stirn in Falten.
    »Tut mir Leid.« Nathan schickte sich zum Gehen. »Ich dachte, du könntest das verstehen.«
    Manuel griff nach seinem Arm. »Setz dich wieder.« Nathan sank zurück auf die Bank.
    »Sag mir die ganze Wahrheit«, sagte Manuel, seine Stimme nicht mehr so scharf.
    Nathan sah sich um. Eine weinende junge Mutter kniete betend auf einer der Bänke am anderen Ende der Reihe, während ihre kleinen Kinder im Mittelgang spielten. In einer Ecke schnarchte ein alter Mann mit einem roten Tuch um den Kopf. Ein Paar, das sich bei der Hand hielt, zündete eine Kerze an. Niemand konnte sie hören.
    Er holte tief Luft. Er hatte Wochen mit Manuel im Dschungel verbracht, und dennoch hätte er nicht sagen wollen, dass er ihn wirklich kannte. Konnte er ihm denn tatsächlich vertrauen? Konnte er überhaupt noch irgendjemandem trauen? Aber was blieb ihm denn anderes übrig?
    Als hätte er seine Gedanken gelesen, sagte Manuel: »Du kannst mir vertrauen. Du hast mir das Leben gerettet. Ich stehe für immer in deiner Schuld. Vergiss das nicht.«
    »Okay.« Nathan erzählte Manuel von seinen Ermittlungen in Sachen Front, von seinen Erkenntnissen über den schwarzen Koks, von Amonite Victor, Sir George Lloyd-Wanless, vom Mord an Caitlin und dem Mann mit der Narbe. Als er fertig war, lehnte er sich zurück und starrte auf das gewaltige Kruzifix, das von der Decke hing. Nägel in den Händen und Füßen. Aus der Dornenkrone rann Blut.
    Ein so religiöses und doch so brutales Land.
    Manuel sagte lange gar nichts. Nathan sah sich um. Manuel starrte auf seine Handflächen, als versuchte er die Vergangenheit in ihnen zu lesen. Immer wieder schob er die Unterlippe vor. Dann machte er den Mund auf.
    »Du bist jetzt einer von uns«, sagte er. Er legte Nathan eine Hand auf die Schulter und sah ihn mit einem freundlichen Leuchten in dem einen guten Auge an.
    »Ist dir das klar?«
    Nathan antwortete nicht.
    »Du hast unter der Front und dem angloamerikanischen Imperialismus gelitten«, fuhr Manuel fort. »Du weißt, wie es ist, einen Angehörigen zu verlieren.«
    Nathan unterdrückte die Tränen, die ihm in die Augen zu treten drohten.
    Manuel fasste ihn bei den Schultern. »Ich werde dir helfen.«
    Einige Minuten später spazierten sie durch die kopfsteingepflasterten, moosbewachsenen Gassen des alten Bogotá. Es hatte zu regnen aufgehört, aber rundum war alles noch nass. Große bräunliche Pfützen schimmerten im letzten

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