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Schwarzer Koks (German Edition)

Schwarzer Koks (German Edition)

Titel: Schwarzer Koks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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ihm das erklären? Die erste große Lieferung war bereits draußen, womöglich schon bei den Haitianern und damit auf dem Weg auf den amerikanischen Markt. Für einen Rückruf war es zu spät. El Patrón war keiner, dem man mit kläglichen Entschuldigungen kam.
    Schreiend schlug Herbert mit den Armen um sich in dem Versuch, sich von Patient 13 zu befreien, der wie eine ausgehungerte Hyäne auf ihm saß.
    »Amonite, bitte!«
    Amonite biss die Zähne zusammen. Versager mussten bestraft werden. Sollte Patient 13 Herberts schöne Larve entstellen. Das würde dem arroganten Kerl eine Lektion erteilen.
    Sie ging auf den Ausgang zu. Nur nebenbei bekam sie mit, dass Herbert sich mit Tritten von dem Mann befreit hatte. Die anderen Gefangenen stoben auseinander.
    Etwas griff nach ihrem Bein. Es war Patient 13. Sie versuchte ihn abzuschütteln, aber er packte nur umso fester zu. Herbert stand gegen die Wand gelehnt und betastete seine Verletzungen. Böse funkelte er Amonite an.
    Amonite riss die Pistole heraus. Sie packte Patient 13 bei den Haaren und hielt ihn vor sich hin. Er wand sich wie ein Wurm am Haken eines Anglers. Sie setzte ihm die Mündung ihrer Waffe an die Stirn. Zähnefletschend schlug er nach ihrem Gesicht.
    Amonite drückte ab. Der Schuss hallte durch den Raum. Blut und Hirnmasse landeten auf Herbert, der vor Entsetzen aufschrie. Der Körper des Mannes erschauerte. Sie schubste ihn in Herberts Richtung, der kreischte wie ein Kind, als er ihn von sich stieß.
    Herbert kam auf die Beine.
    »Wieso hast du mir nicht geholfen?«, fragte er sie.
    »Hab ich doch grade.«
    Amonite hob die Taschenlampe auf. Sie richtete den Strahl auf Herbert. Sein Anzug war in Fetzen und blutgetränkt. Hinter ihm kauerten die Gefangenen in einer Ecke.
    »So viel zur perfekten Droge«, sagte sie.
    »Nächstes Mal klappt’s.«
    »Wenn du weißt, was gut für dich ist.« Amonite wandte sich zur Tür. »Weil es danach kein nächstes Mal gibt.«
    Sie marschierte den Korridor hinauf zurück zum Labor. El Patrón hatte Millionen in dieses Programm investiert. Sie brauchten eine Droge, die so unbeschreiblich angenehm war, dass jeder sie haben wollte, keine, die die Leute über Nacht zu geistesgestörten Junkies werden ließ.
    Sie stapfte durch die Reihen von Labortischen, ignorierte die Laboranten, die sie mit offenem Mund anstarrten, erst sie, dann Herbert, der hinter ihr dreinstolperte.
    Als sie schließlich aus dem unterirdischen Komplex kam und auf den Lynx-Helikopter auf dem kleinen Hügel in der Lichtung zuhielt, blieb sie stehen und sah durch das Laubwerk des Dschungels an den blauen Himmel hinauf.
    Vielleicht war die Nachricht ja gar nicht so schlecht.
    Sie griff nach dem Mikrofon des Funkgeräts im Fond des Hubschraubers.
    In ihr begann ein Plan Gestalt anzunehmen.

Kapitel 34
    Turks- und Caicosinseln
12. April 2011
    Elijah warf die Reste seines Brathähnchens über Bord. Das Meer begann zu brodeln, als ganze Schwärme von Fischen sich auf die Abfälle stürzten. Ein langes Monster mit einer Reihe gezackter Flossen auf dem Rücken kam geschossen und bediente sich, als wären die anderen gar nicht da.
    So war das nun mal in der Natur. Kämpfen. Töten. Überleben. Bei den Menschen war das nicht anders. Das Alte Testament war randvoll mit Beispielen dafür, dass nur die Besten, die Beweglichsten, die Gerissensten überlebten.
    Elijah wusste das nur zu gut. Er hatte selbst hart gekämpft, um zu werden, was er heute war: der Chef von Jamaikas kommendem Drogennetz. Und dennoch hielt er sich für einen ehrenwerten Mann. Ein Mann von Wort. Sicher, er war streng, aber er hatte noch nie eine leere Drohung ausgestoßen und blieb immer gesetzt – es sei denn, wenn es darum ging, die ekstatische Schar von Pfingstlern in seiner Kirche durch eine sorgfältig choreographierte Messe zu führen.
    Man konnte sich als Geistlicher der Pfingstkirche eine goldene Nase verdienen, hatte sein Vater ihm einmal in einem seltenen Augenblick von Offenheit mit einem Anflug von Bedauern gesagt. Sein Vater hatte zusehen müssen, wie seine eigenen Schäfchen ihm aus der Kirche liefen, als vor zwanzig Jahren die Pfingstwelle über Jamaika hinweggeschwappt war. Elijah hatte sich mehr erhofft. Aber Jamaika war zu arm, um seiner Kirche der Letzten Stunde groß was zu geben, und so war ihm nichts anderes übrig geblieben, als zu diversifizieren.
    Im Drogenhandel winkten ungeheure Profite, schon gar einem rührigen jungen Geistlichen mit Verbindungen zu Kingstons

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