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Schwarzer Koks (German Edition)

Schwarzer Koks (German Edition)

Titel: Schwarzer Koks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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anzulügen, hätte erst gar keinen Zweck. Er konnte alles herausfinden; wahrscheinlich wusste er längst Bescheid. Es war tatsächlich eine Prüfung; er wollte sichergehen, dass sie immer noch loyal war.
    »Wir, äh, wir haben da ein paar kleine Probleme«, sagte sie.
    Sein gutes Auge wurde schmal. Sie sprach weiter, berichtete von Herbert, dem Problem mit dem schwarzen Koks, von Nathan Kershner, Lucia Carlisla und Elijah Evans, dem Reverend.
    »Und was gedenken Sie zu tun?«, fragte El Patrón.
    Sie erklärte es ihm.
    »Sind Sie sicher, dass Sie diese Kolumbianer Gegen die Front nicht von der eigentlichen Sache ablenken?«, fragte El Patrón.
    »Sie gewinnen zunehmend an Einfluss. Es muss was geschehen.«
    »Was ist mit den Haitianern? Irgendetwas Neues?«
    »Noch nicht.«
    »Diese Haitianer sind ein störrisches Volk«, sagte er. »Die sind gar noch schwieriger zu kontrollieren als diese verfluchten Jamaikaner. Sie hängen ihr Mäntelchen nach dem Wind. Wir müssen vorsichtig sein, was die Arbeit mit ihnen angeht.«
    »Warum arbeiten wir dann mit ihnen? Warum gehen wir nicht einfach nur über den Reverend?«
    »Um die Lieferkette aufzubrechen. Das ist sicherer so. Das macht es schwieriger, auf die Quelle zu kommen. Und jetzt erzählen Sie doch mal von George.«
    »Es ist seine Schuld, dass dieser Kershner noch frei herumläuft.«
    »Was Sie nicht sagen.«
    Er ließ sie los. Einen Augenblick lang schien er unzufrieden, ja verärgert. Die gute Seite seines Gesichts zuckte. Sein kaputtes Auge drehte sich wie eine Murmel. Er schlug auf die Armstütze. Der Bodyguard zog den Rollstuhl ein paar Meter zurück.
    Amonite trat von einem Bein aufs andere.
    El Patrón hustete einmal, zweimal. Dann kippte er vornüber. Der Bodyguard eilte um ihn herum nach vorne, holte eine durchsichtige Plastikmaske aus der Tasche und drückte sie El Patrón auf Mund und Nase. Der Hustenanfall verebbte; ein durchdringendes Keuchen löste ihn ab. El Patrón schob den Bodyguard beiseite; mit der guten Hand drückte er sich die Maske selbst aufs Gesicht.
    »Wissen Sie, weshalb der schwarze Käfer das Emblem ist?«
    »Herbert wollte das so wegen dieser Insekten in Putumayo.«
    »Wie ich höre, sind die zu einer richtigen Landplage geworden. Sie fressen ganze Ernten auf. Die Bauern klagen. Ha!« Er nahm einen weiteren tiefen Zug Sauerstoff. »Ich war einverstanden, weil Käfer die verbreitetste Spezies von Insekten sind. Und doch sind sie so kräftig und schön gebaut. So sollte auch unsere Droge werden. Verstehen Sie?«
    Ein weiterer Hustenanfall machte ihm zu schaffen. Er blickte auf. Blut tropfte ihm aus der Nase.
    »Ihr Plan findet El Patróns Billigung«, flüsterte er. »Aber Sie sollen noch etwas für mich tun. Dieser Ministerialdirektor, dieser Legalisierungsfreund… «
    »Er ist tot.«
    »Er fand beim Präsidenten ein offenes Ohr. Das macht mir Sorgen.« El Patrón atmete in die Maske. »Ich möchte, dass die Front Bogotá mit Angst und Schrecken erfüllt. Ich werde Sie meine Anweisungen in Kürze wissen lassen.«
    Er schlug klatschend auf die Armstütze. Der Bodyguard schob ihn hinaus. Amonite starrte schweigend auf die Stelle, wo eben noch El Patrón gewesen war. Hatte sie sich das alles nur eingebildet? Teils war sie erleichtert; sie hatte schreckliche Geschichten gehört über Leute, die bei El Patrón auf Ablehnung gestoßen waren. Aber andererseits war sie auch enttäuscht. Sie hatte nicht damit gerechnet, ihn gar so entstellt und verkrüppelt zu sehen.
    Hinter Amonite klapperte es. Giovanni spähte um die schwere Tür. Ganz plötzlich wollte Amonite nur noch raus aus diesem unterirdischen Palast mit seinem Geruch von Fäulnis und Verfall. Wortlos schob sie sich an Giovanni vorbei. Sie lief die Treppe hinauf und durch das Restaurant, stieß dabei einen Kellner um, der an ihr vorbeieilte. Krachend zerschellte ein Stapel Teller auf dem Boden.
    Sie sprang auf die Straße. Sie blinzelte, um ihre Augen an das Licht des frühen Abends zu gewöhnen. Das Telefon in ihrer Jackentasche summte. Ihr Herz beschleunigte sich wieder.
    Hatte El Patrón es sich anders überlegt?
    Während sie im Slalom durch den Verkehrsstau auf der Straße lief, klappte sie das Telefon auf.
    »Ja?«
    »Wir haben da ein Problem.« Es war Dex, seine Stimme verhalten und knapp.
    Amonite brummte erleichtert. »Spuck schon aus.«
    »Es geht um den Reverend.«
    »Hat er an die Haitianer geliefert.«
    »Nicht direkt.«
    »Was hat das dumme Stück Scheiße denn jetzt wieder

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