Schwarzer Koks (German Edition)
angestellt?«
»Er ist abgehauen, Amonite. Mitsamt dem Koks.«
Kapitel 41
Bogotá, Kolumbien
13. April 2011
»Sind Sie sicher, dass Sie sie nicht kennen lernen wollen?«, fragte Lucia, als sie aus dem gelben Taxi stiegen. Sie befanden sich am Rande des großen Areals aus Grünflächen und Wasser des Parque Simón Bolivar im Zentrum von Bogotá. Ein junges Paar schlenderte an ihnen vorbei, Hand in Hand, was Lucia mit Neid erfüllte.
Nathan schüttelte den Kopf.
Lucia bezahlte den Fahrer und sah dem davonschießenden Taxi nach. Sie wandte sich wieder Nathan zu. Trotz des buschigen Barts der welligen Haare waren seine scharf konturierten Wangenknochen nicht zu übersehen, die gerade Nase, der stechende Blick, der ständig in Bewegung war, kurz an einem Passanten hängen blieb, zum nächsten übersprang, um schließlich den Verkehr zu sondieren.
Ein vages Verlangen ließ sie erschauern. Sie schürzte die Lippen. »Ich bin sicher, sie hätte nichts dagegen, mit Ihnen zu reden.«
»Könnte sein, dass man sie observiert.«
»Würden Sie das nicht sehen?«
»Amonite ist ein Profi.«
»Und Sie etwa nicht?«
»Es ist zu riskant.«
Lucia zuckte die Achseln und ging voraus in den Park. Sie kamen an der schwarzen Büste von Simón Bolivar vorbei, dem Befreier Lateinamerikas, nach dem der Park benannt war. Er blickte nach links, als hätte er eben etwas bemerkt. Im Hintergrund türmten sich die allgegenwärtigen Berge auf, deren Gipfel in eine Masse grauer Wolken gehüllt waren.
Wieder sah sie Nathan von der Seite her an. Die gefurchte Stirn ließ ihn finster aussehen. Er wirkte wie von einer grimmigen Entschlossenheit getrieben, die Brauen zusammengezogen, die Kiefer aufeinandergepresst. Was ihm wohl passiert sein mochte, dass er gar so zornig war?
Sie erreichten den Rand des Parks und überquerten die Straße. Vor einem weitläufigen Komplex rosafarbener Gebäude blieben sie stehen. Eines davon hatte das Logo von
El Tiempo
auf der Seite. Links von ihnen rauschte der Verkehr auf der Avenida El Dorado vorbei.
Lucia hielt auf den Eingang zu, aber Nathan legte ihr eine Hand auf den Arm.
»Sind Sie sicher, dass Sie ihr trauen können?«
»Wenn ich es Ihnen sage«, insistierte sie, »sie ist eine Freundin.«
»Sie hat Sie gefeuert.«
»Ich werde ihr gut zureden.«
»Sie hat beste politische Verbindungen«, sagte Nathan. »Das macht sie gefährlich.«
»Sie ist nicht wie die. Sie recherchiert gegen sie.«
»Warum dann der Rückzieher?«
»Eben das will ich herausfinden.« Lucia schickte sich zum Gehen.
»Wo treffen wir uns?«
»Hier. Warten Sie, geben Sie mir ihre Handynummer, nur für den Fall.« Er prägte sie sich ein, während sie sie herunterrasselte. »Also, dann gehen Sie mal, bevor uns noch jemand sieht.«
Lucia wäre es lieber gewesen, wenn Nathan mitgekommen wäre, und sei es auch nur, um ihn in ihrer Nähe zu haben. Sie hatte ihn zwar gerade erst kennen gelernt, aber sie fühlte sich von ihm angezogen wie von keinem zuvor.
Forsch trat sie in das Gebäude.
Kapitel 42
Bogotá, Kolumbien
13. April 2011
Was Nathan überraschte, war die schiere Kühnheit von Amonites nächstem Schritt.
Er hatte sich bei einem Zeitungsjungen eine
El Tiempo
gekauft. Jetzt lehnte er auf der anderen Seite der Kreuzung an einer Hauswand und las. Oder tat jedenfalls so. Er hatte einen guten Blick sowohl auf die Glastüren des Büroblocks als auch auf die Straßen, die darauf zuführten. An der Ampel warteten rote Ziehharmonikabusse, gelbe Taxis und ein Sammelsurium anderer Kraftfahrzeuge grummelnd hinter einer Kavallerie von Mopeds kurz vor dem Sturm. Fußgänger eilten über die Straße, während die Kavallerie brummend Abgase ausstieß.
Er fand einen Artikel, in dem es hieß, kolumbianische Schmuggler schafften ihre Drogen mit U-Booten nach Mexiko, von wo aus sie per Landweg in die USA gebracht würden. Es handelte sich dabei um Fahrzeuge, die gerade mal knapp unter der Meeresoberfläche fuhren; nur Rohre für Luft und Abgase standen heraus. Neben dem Artikel war ein Foto von bewaffneten Soldaten im Kampfanzug auf einem dieser beschlagnahmten Boote; es sah aus, als läge es mitten im Dschungel in einem Sumpf. Setzte auch die Front solche Fahrzeuge ein? Die Wahrscheinlichkeit war groß. Drogenkartelle unternahmen alles, um hinsichtlich ihrer Lieferwege zu diversifizieren. Man minderte so sein Risiko wie die übrige Geschäftswelt auch.
Nathan sah nach seinem Telefon. Keine Nachricht von Manuel, der angerufen hatte,
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