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Schwarzer Koks (German Edition)

Schwarzer Koks (German Edition)

Titel: Schwarzer Koks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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geblieben.«
    Mit heulender Sirene fuhr ein Polizeifahrzeug vorbei. Hinter ihm drein folgte ein gepanzerter Truck. Lucia schien das nicht mal zu bemerken. Sie starrte in ihren Kaffee, als meinte sie, die Zukunft darin zu sehen.
    »Und Lloyd-Wanless?«, fragte Nathan. »Wie passt der da rein?«
    »Ich habe im Fernsehen mit ihm diskutiert. Ein totales Desaster.«
    »Ich weiß.« Nathan lächelte. »Ich hab’s gesehen.«
    Lucia lief rot an. »Er ist eloquent. Und sondert denselben alten Antidrogen-Bullshit ab.«
    »Aber das ergibt doch alles keinen Sinn.«
    »Was?«
    »Haben Sie einen Stift?«, fragte Nathan einen Kellner, der eben vorbeikam.
    »Danke.«
    Er schnappte sich eine Serviette und begann zu kritzeln, machte Kringel um Namen und verband sie mit Linien.
    »Amonite, Lloyd-Wanless, die Front, die ASI, der schwarze Koks«, sagte Nathan. »Sie alle sind auf die eine oder andere Weise miteinander verbunden. Das wissen wir. Aber irgendwas fehlt. Genau hier.« Er stach mit dem Stift in die Mitte der Serviette. »Ich weiß, wie diese großen Kartelle operieren. Ich habe sie studiert. Es gibt immer eine Machtbasis, immer genau in der Mitte.«
    »Könnte es Lloyd-Wanless sein? Wenn er in den 90ern hier Botschafter war. Er könnte da so einige Kontakte geknüpft haben. Vielleicht sind sie es beide, er und Amonite?«
    »Nein. Ich habe Ihnen doch grade gesagt«, sagte Nathan, »ich kenne Amonite. Ich war schon mal im Clinch mit ihr. Sie ist skrupellos, professionell, beinhart. Aber es reicht nicht dazu, so etwas zu leiten. Auch bei Lloyd-Wanless nicht. Er ist mächtig, ehrgeizig, aber er hat nicht die Ressourcen für einen großen Boss. Es gibt da noch jemand anderen.«
    »Aber wen?«
    Nathans Hand glitt unter die Jacke, um nach der Waffe zu tasten. Er versuchte den Langhaarigen nicht anzusehen, der seine Taschen nach etwas durchging.
    »Wer?«, wiederholte Lucia mit gekräuselter Stirn. »Na wie auch immer. Ich bin gleich wieder da.«
    Sie machte sich auf den Weg zu den Toiletten.
    Der Mann brachte eine Börse zum Vorschein, legte einige Münzen auf den Tisch und verließ das Café.
    Nathan stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Er rief Manuels Nummer an. Manuel hätte sich mit ihm im Hotel treffen sollen, war aber nicht aufgetaucht. Das Telefon klingelte endlos, bevor es auf Voicemail schaltete. Nathan versuchte es noch einmal, legte dann wieder auf. Er überlegte, was als nächstes zu tun war, als Lucia wieder hereinkam. Ihr langes, dickes schwarzes Haar wellte sich um ihre zierlichen Schultern. Ihr enganliegendes weißes T-Shirt und die schwarzen Jeans betonten ihre sportlichen Kurven. Der junge Mann mit dem Schokokuchen starrte sie mit so unverhohlenem Verlangen an, dass seine Freundin ihm mit beiden Händen den Kopf zurechtschob.
    Anmutig glitt Lucia wieder auf ihren Platz. »Na, sind wir wieder auf der Erde?«
    »Manuel meldet sich immer noch nicht.«
    »Keine Bange. Der kommt schon. Er weiß ja, wo wir abgestiegen sind.« Lucia warf einige Münzen auf den Tisch und nahm ihre Lederjacke von der Stuhllehne. »Kommen Sie. Gehen wir. Ich kenne da jemanden, der uns weiterhelfen kann.«

Kapitel 40
    Medellín, Kolumbien
13. April 2011
    Amonite hätte nie gedacht, ihren Helden einmal persönlich kennen lernen zu dürfen. Sie unterdrückte die Versuchung, sich zu kneifen, während sie die schwere Eichentür des geschäftigen italienischen Restaurants aufschob. Dass er sich mit ihr treffen wollte, war ein Beweis für ihre wachsende Bedeutung in den Reihen der Front.
    Über beide Backen strahlend kam der Geschäftsführer auf sie zugewatschelt. Er war ein untersetzter feister Mann mit zurückgehendem schwarzem Haar und kurzen Armen, mit denen er wie ein Pinguin um sich schlug. Die gezwirbelten Enden seines buschigen Schnurrbarts standen ihm wie Grillspieße aus dem Gesicht.
    »Madame, willkommen in unserem bescheidenen Etablissement.« Er verneigte sich etwas zu kriecherisch. »Wir sind hocherfreut, dass Sie uns mit Ihrer werten Anwesenheit beehren.«
    »Hör auf mit dem Scheiß, Giovanni.«
    »Madame, ich meine jedes Wort.« Er machte eine Geste nach hinten. »Hier lang, bitte.«
    Er führte sie durch das Restaurant. Abgesehen von einigen Gorillas der Front an der Bar, die sich verstohlen umsahen, saßen hauptsächlich betuchte Paare und Geschäftsleute an den runden Tischen in dem von Kerzen erleuchteten Raum. Dazwischen lavierten Kellner mit schwarzen Fliegen, Berge von schmutzigen Tellern in jeder Hand.
    Amonite

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