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Schwarzer Koks (German Edition)

Schwarzer Koks (German Edition)

Titel: Schwarzer Koks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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Belohnung.«
    »Wie viel?«
    »Das spielt doch jetzt keine Rolle.«
    Zathanaís’ Augen leuchteten auf. Er wandte sich seinen Leuten zu und bellte seine Befehle. Schnatternd und lachend wie eine Horde Affen verschwand der Haufen im Flur.
    »He, wo wollt ihr denn hin?«
    »Unsere Ausrüstung holen«, rief Zathanaís zurück. »Fünf Minuten, ja?«
    Amonite seufzte. Die Zusammenarbeit mit Kolumbianern konnte sich mitunter recht schwierig gestalten. Sie drückte Dex’ Nummer in ihr Telefon.
    »Ja, was gibt’s?«
    »Er ist in der Kanalisation verschwunden«, sagte Amonite.
    »Ach, du liebe Scheiße.«
    »Komiker.«
    »War gar nicht so gemeint. Was soll ich machen?«
    »Trommel deine Jungs zusammen und komm her. Auf der Stelle. Diese Affen von der ASI sind doch dumm wie Brot.«
    »Okay, Boss, schon unterwegs.«
    Das hörte sich schon anders an. Dex war nicht eben der Kompetenteste, aber allemal zuverlässiger und effizienter als Zathanaís’ Bagage.
    Amonite starrte auf das Wasser hinab, das unter ihr vorbeigurgelte. Sie fragte sich, wie lange es sich in dieser unterirdischen Hölle wohl überleben ließ. Dann fiel ihr Dom Camplones’ Warnung wieder ein: Dass du mir den Kerl bloß nicht unterschätzt.
    »Das ist Gottes Art der sozialen Säuberung.«
    Amonite fuhr herum. Zathanaís stand neben ihr, ein finsteres Grinsen auf dem hässlichen Gesicht.
    »Straßenkids«, sagte er über das Rauschen des Wassers hinweg. »Sie bestehlen die anständigen Leute. Wir setzen sie unter Wasser, dann schicken wir Kommandos los, um die Überlebenden zu säubern.«
    »Sie gehen also doch da runter.«
    »Hie und da.«
    Sie hörte das Trampeln von Stiefeln auf dem Steinboden. Die Männer von der ASI traten auf den Gully zu, diesmal in schwarzen Gummistiefeln und Overalls. Außerdem hatten sie M-16s mit, Leuchtpistolen, Handgranaten, Taschenlampen, Messer und Gurte mit Munition. Einer von ihnen trug einen Kanister.
    »Na, das lob ich mir.« Amonite klappte ihr Handy auf.
    »Dex? Bist du unterwegs.«
    »Bin so in ’ner halben Stunde da. Ich habe zweiundzwanzig Mann mit Nachtsichtgeräten und Hunden.«
    »Es hat sich was geändert. Komm nicht her.«
    »Warum nicht?«
    »Augenblick.« Amonite winkte Zathanaís, der herübergeschlendert kam. »Wie hieß die Firma gleich wieder, die für die Kanalisation zuständig ist?«
    »Empresa de Acueducto de Bogotá.«
    Amonite wandte sich ab. »Hast du das mitbekommen, Dex?«
    »Ja.«
    »Lass dir von denen eine Karte geben. Treib noch mehr Leute auf. Blockiert alle Ausstiege innerhalb von fünf Kilometern. Es stoßen auch noch einige Leute von der ASI zu euch.«
    »Wird gemacht.«
    »Ruf an, wenn ihr ihn habt.«
    »Alles klar, Boss. Und was hast du vor?«
    »Ich geh auf die Jagd.«

Kapitel 55
    Bogotá, Kolumbien
14. April 2011
    Nathan duckte sich, die schmerzenden Muskeln gespannt, und spähte mit müden Augen nach vorn. Das blaue Licht war gut ein Dutzend Meter entfernt. Es brannte tanzend und zog Schlieren auf seiner Retina.
    Es war die Flamme eines Gasfeuerzeugs. Jemand hielt es vor sich hin. Eine dunkle Silhouette mit einer Kapuze. Schatten flackerten wie Diebe über die eingesunkenen, schmutzigen Backen, die Hakennase, die Stirn eines Mannes, über die sich ein Meer von Falten zog. Seine Augen waren pechschwarz. Sie brannten so intensiv wie die Flamme. Kein Lid zuckte. Der Mann war ganz und gar auf die halb zerdrückte Cola-Dose konzentriert, aus der die leere Röhre eines Kugelschreibers stak: eine selbstgebastelte Crackpfeife, von Gummibändern zusammengehalten. Er führte sie an seine dünnen, rissigen Lippen.
    Rauch stieg auf. Der Mann hustete, beugte sich vornüber, geriet ins Wanken, lehnte sich mit der Schulter gegen die Wand, während er keuchend, die Dose nach wie vor fest in der Hand, einen Hustenanfall über sich ergehen ließ. Das Feuerzeug beleuchtete seine Umgebung, enthüllte Nathan einen Korridor aus bröckelnden Backsteinen und Mörtel, der hier und da von Moos überzogen war.
    An grauen Stalaktiten lief eine ölige Masse von der Decke auf einen unebenen Boden voll Steinen und Müll.
    Nathan griff nach einem Stein. Wenn er den Junkie überwältigte, könnte der ihn zu einem Ausgang führen.
    Eine weitere Silhouette kam auf die erste zu. Nathan erkannte eine Baseballmütze und einen langen zerrissenen Mantel, der die skelettartige Gestalt umflatterte. Sie unterhielten sich leise, zu leise, um sie zu verstehen. Sie steckten die Köpfe zusammen, schützten die Flamme mit einer

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