Schwarzer Kuss Der Nacht
sie ins Bad zurück, um zu duschen.
Nach allem, was geschehen war, fiel es ihr schwer, nicht an das letzte Mal zu denken, als Lenny ihr Informationen geliefert hatte, und unweigerlich bekam sie Angst, wieder eine Nachricht auf dem Spiegel vorzufinden, wenn sie aus der Dusche stieg.
Sie blieb unter dem heißen Strahl stehen, bis ihre Haut schon schrumpelig wurde, dann erst drehte sie das Wasserab und stieg aus der Dusche. Da war nichts auf dem Spiegel. Könnte die Tatsache, dass Nick hier war, etwas bewirkt haben?
Rasch trocknete sie sich ab, wickelte sich ein Handtuch um und ging zurück ins Schlafzimmer, denn sie hatte vergessen, sich frische Sachen mitzunehmen. Heute Nacht würde sie Nick das Bett überlassen und auf der Couch im Wohnzimmer schlafen.
Nick hatte sich auf dem Bett bewegt, und die Decke war ihm bis zur Taille hinuntergerutscht. Mai überlegte, sie wieder hochzuziehen, entschied sich jedoch dagegen. Falls ihm kalt wurde, konnte er sie selbst wieder nach oben ziehen.
Sie beugte sich über ihre Kommode und suchte nach einem Nachthemd, das nicht allzu gewagt war. Sollte sie es gleich hier überziehen? Schließlich war Nick im Tiefschlaf, also konnte keine Rede davon sein, dass sie sich vor ihm entblößte. Aber nein, das konnte sie nicht.
Als sie bereits wieder auf dem Weg nach draußen war, hörte sie ein Stöhnen vom Bett und erstarrte. Schnell ging sie zu ihm und legte vorsichtig eine Hand an seine Stirn. Er fühlte sich warm, aber nicht fiebrig an.
Mit geschlossenen Augen murmelte er etwas, das Mai nicht verstand. »Nick, schlaf weiter! Es ist alles in Ordnung.«
»Mai?«
»Ich bin hier, Nick.« Sie setzte sich auf die Bettkante und strich ihm das Haar aus dem Gesicht, um ihn zu beruhigen.
Sein Atem wurde regelmäßiger, doch Mai stand nicht auf. Er war im Schlaf genauso attraktiv wie wach, nur dass etwas von seinem verwegenen Charme einer jungenhaften Unschuld gewichen war.
Was für ein bescheuerter Gedanke!
, schalt sie sich im Geiste. Egal, was er vorhin gesagt hatte, sie waren nicht zusammen.Bei einem halben gemeinsamen Abendessen konnte noch nicht einmal von einem richtigen Date die Rede sein!
Nun sollte sie wirklich gehen, und sie stützte sich gerade an der Bettkante auf, als Nick seine Hand ausstreckte, um sie festzuhalten.
»Geh nicht!«, flüsterte er und zog sie zu sich herunter.
»Bist du okay?«, erkundigte sie sich besorgt.
Wieder grummelte er etwas Unverständliches, und Mai begriff, dass er mehr schlief als wachte. Sie versuchte, ihm ihren Arm zu entwinden.
»Nein, bleib!« Ehe ihr klar wurde, was er tat, hatte er sie neben sich auf das Bett und in seine Arme gezogen. Dort lag sie nun, von ihm umklammert, und fragte sich, was zum Teufel sie machen sollte.
Wenn sie ehrlich sein sollte, musste sie zugeben, dass es ihr gefiel, in seinen Armen zu sein, ihren Rücken an seine Brust geschmiegt, ihren Kopf zwischen ihm und dem Kissen, und seinen Arm wärmend über sich. Ja, so könnte sie es die ganze Nacht aushalten.
Doch sofort bekam sie ein schlechtes Gewissen. Das war falsch. Sie fühlte sich, als würde sie ihn ausnutzen. Andererseits war es so schön, und ein Teil von ihm wollte offenbar, dass sie dort blieb.
Na gut. Sie würde ein paar Minuten bleiben – vielleicht bis sie bis hundert gezählt hatte. Danach, wenn er wieder tief eingeschlafen war, würde sie ins Wohnzimmer schleichen und sich auf die Couch legen.
Eins … zwei … drei … vier … fünf …
Ihre Lider wurden schwer und fielen zu, während Mai weiterzählte.
Vierzehn … fünfzehn … sechzehn … sieb…
Kapitel 11
Sarah hockte in der endlos dunklen Leere, in die sie hineingezogen worden war. Unweit von ihr stand die Kreatur, die sie entführt hatte, an einem Tor und sprach mit Will. Wer hätte gedacht, dass der idiotische Hausmeister etwas mit dem magischen Wesen zu schaffen hatte, das sie hier gefangen hielt?
»Bist du bekloppt?«, zischte Will. »Wie kommst du darauf, dass du ein Mädchen verschleppen kannst und dich keiner erwischt?«
»Wer sagt, dass ich nicht erwischt werden will?«, fragte die Kreatur.
»Und was, glaubst du, soll ich dann machen? Ich kann dich nicht beschützen.«
»Das erwarte ich auch nicht von dir«, erwiderte die Kreatur. »Sie sollen wissen, dass ich hier bin.«
»Nein, das ist zu gefährlich«, entgegnete Will.
»Für wen? Für dich vielleicht?«
»Hör mal, ich bin’s ja wohl nicht, der das Mädchen entführt hat!« Einen Moment lang schwiegen beide,
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