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Schwarzer Kuss Der Nacht

Titel: Schwarzer Kuss Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin T. Popp
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Weg blockierte. Sie stand auf zwei gewaltigen Hinterbeinen, war groß mit schuppiger grauer Haut und wedelte mit vier klauenbewehrten Armen, während ihre grünen Augen blitzten. Als das Ding sein Maul aufriss, sah Mai mehrere Reihen spitzer Zähne.
    Sie stolperte rückwärts und wich knapp einer Klaue aus, die an der Stelle niedersauste, an der Mai eben noch gestanden hatte. Sie raste durch die Küche, schnappte sich eines der Messer aus dem Block und hielt es vor sich – bereit, sich zu verteidigen. Aber die Kreatur war verschwunden.
    Mai blieb stehen und blickte sich um. All ihre Sinnewaren in Alarmbereitschaft. Wo war das Biest hin? Sie drehte sich um, falls es hinter ihr auftauchte, doch da war nichts.
    Dennoch bildete Mai sich nicht ein, sie wäre in Sicherheit, und rannte zur Vordertür. Diesmal erreichte sie sie und konnte das Schloss entriegeln. Sie packte den Türknauf und zog. Nichts. Weil sie fürchtete, sie könnte in ihrer Panik zweimal ab- statt einmal aufgeschlossen haben, drehte sie das Schloss in die andere Richtung. Wieder nichts. Ihre Tür ließ sich nicht öffnen. Noch während sie dagegenhämmerte, begriff sie: Die Tür klemmte nicht. Sie war magisch verriegelt, von derselben Magie, die ein Monster in ihre Wohnung geschickt hatte.
    Als die Kreatur plötzlich hinter ihr stand, wirbelte Mai herum und stach mit dem Messer nach dem Ding. Sie traf nur Luft, denn das Monster war abermals verschwunden.
    Allmählich mischte sich Wut in ihre Angst. Sie blickte sich um, bis sie fühlte, wie die Haare in ihrem Nacken kribbelten. Und tatsächlich, kaum drehte sie sich um, war das Ding wieder da, alle vier Klauen schwingend. Mai ließ sich auf den Boden fallen und krabbelte weg. Leider war sie nicht schnell genug, so dass eine Kralle sie unten an der Wade erwischte. Der Schmerz war ziemlich real, ebenso wie das Blut, das an ihrem Bein hinunterlief.
    Aber sie schaffte es, genügend Abstand zwischen sich und das Biest zu bringen, um wieder aufzustehen.
    »Maaiiii, raaauuus daaaa!«
    Mai zuckte zusammen, als sie das Rufen hörte, und sah, wie die Kreatur näher kam. Wütend rannte sie wieder durch die Küche, weil sie hoffte, bis ins Schlafzimmer zu gelangen, wo sie sich einschließen konnte. Doch sie hatte kaum zwei Schritte gemacht, als das Ding in ihrem kleinen Flur erschien und ihr erneut den Weg versperrte.
    Ihr blieb nichts anderes übrig, als ins Wohnzimmer zurückzulaufen, direkt auf das große Fenster zu, konnte sich jedoch gerade noch davon abhalten, es aufzureißen. War sie allen Ernstes bereit, sich in den Tod zu stürzen, um der Kreatur zu entkommen, die womöglich nicht einmal real war?
    Der Schnitt an ihrem Bein sagte etwas anderes. Trotzdem öffnete sie das Fenster nicht. Stattdessen stieg sie auf einen Sessel in der Ecke, wo sie im strategischen Vorteil war, indem sie das ganze Zimmer überblickte. Falls sie sterben sollte, hätte sie sich wenigstens nicht kampflos ergeben.
    Natürlich wäre ihre Position etwas besser, hätte sie das Messer noch.
    Sie schaute sich nach dem Biest um, das aufs Neue verschwunden war.
    »Maaiii, raaauusss daaaa!«
    Die Stimme kam aus dem Spiegel und war ganz und gar nicht hilfreich für Mais Nerven. Keine Kleidung, keine Waffe und keine Hilfe …
    Ihr schnurloses Telefon stand auf der Station auf dem Küchentresen. Vielleicht konnte sie durch das Zimmer flitzen und es holen.
    Mai wartete, plante jede Bewegung und sprang auf. Sobald ihre Hand das Telefon umfasste, erschien ein Mann, ganz in Schwarz gekleidet. Es war derjenige, der sie in ihrer alten Wohnung überfallen hatte.
    »Ich wollte dich warnen«, sagte er traurig, »aber du hast nicht auf mich gehört.« Noch ehe Mai auf die Idee kam, an ihrer Halskette zu reißen, war er wieder fort. Sie sah sich im Zimmer um.
    Das Klagen aus dem Spiegel wurde lauter, klang weniger menschlich und verursachte Mai eine Gänsehaut. Dazubegann das Licht in der Wohnung zu flackern wie in einem billigen Horrorfilm.
    »Mehr hast du nicht zu bieten?«, schrie Mai, die mutiger klang, als sie sich fühlte.
    Auf einmal war ihre Wohnung weg, und sie stand im Central Park vor dem Obelisken. Hinter sich vernahm sie Schritte, drehte sich um und sah eine Frau mit glattem schwarzem Haar, die auf sie zukam. Als sie näher war, erkannte Mai sich selbst.
    »Du bist spät.« Die Worte drangen aus ihrem Mund, doch es war Lennys Stimme, die sie aussprach. Mit demselben befremdlichen Gefühl, wie man es in Träumen empfindet, hob sie ihre Hände

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